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Bewährungsprobe für die Rally im S&P 500 Berichtssaison vor Woche der Wahrheit – Ergebnisse überzeugen

Berichtssaison vor Woche der Wahrheit - Ergebnisse überzeugen

Die Berichtssaison geht in der kommenden Woche in die heiße Phase. Es steht die Woche der Wahrheit an, wenn die Tech-Schwergewichte wie Microsoft, Alphabet, Meta und Amazon ihre Zahlen für das erste Quartal vorlegen. Angesichts der großen Marktkapitalisierung und der hohen Gewichtung der Unternehmen stellen die Ergebnisse eine ernste Bewährungsprobe für die jüngste Rally im S&P 500 dar.

Der Beginn der Berichtssaison verlief bislang überraschend gut. Das liegt zum einen an der sehr niedrigen Messlatte und zum anderen an den überraschend guten Ergebnissen aus dem Finanzsektor. Es ist zwar noch früh in der Gewinnsaison, aber die bisherigen Ergebnisse sind stark genug, dass sich einige an der Wall Street zu fragen beginnen, ob sie zu pessimistisch waren, was die Performance von Corporate America angeht.

Doch es gab zuletzt auch zwei Enttäuschungen. Zum einen enttäuschte Tesla, nachdem die Marge eingebrochen war und der Vorstandsvorsitzende Elon Musk angedeutet hatte, dass er die Preise weiter senken werde, um die Nachfrage anzukurbeln. Außerdem erlitt die Netflix-Aktie einen Dämpfer, da die Abo-Zahlen unter den Schätzungen lagen. Jetzt richtet sich der Blick auf die Zahlen von Big Tech. Diese müssen überzeugen, andernfalls könnte die jüngste Rally schnell wieder verebben.

Berichtssaison: Ergebnisse über den Erwartungen

Etwa 20 % der Unternehmen des S&P 500 Index haben ihre Quartalsergebnisse veröffentlicht. Dabei konnten mehr als 77 % der Berichte die Erwartungen übertreffen, so die Daten von Bloomberg Intelligence. Die soliden Ergebnisse der US-Großbanken und die besser als befürchtet ausgefallenen Ergebnisse kleinerer Kreditinstitute sind der Grund für den starken Start in die Gewinnsaison des ersten Quartals.

„Wir haben gesehen, dass eine große Anzahl der Unternehmen, die bisher berichtet haben, die Erwartungen übertroffen haben, das ist ermutigend“, sagte Mike Loewengart, Leiter der Modellportfoliokonstruktion für Morgan Stanleys globales Investment Office. „Das wirft eine entscheidende Frage auf: Wurden die Erwartungen absichtlich zu niedrig angesetzt, und sind sie immer noch zu niedrig?“

Berichtssaison: Ergebnisse der S&P 500 Unternehmen positiv
Berichtssaison: Ergebnisse nach Quartalen

Die insgesamt starken Ergebnisse haben die Strategen der Bank of America unter der Leitung von Savita Subramanian dazu veranlasst, darüber nachzudenken, ob ihr EPS-Ziel von 200 US-Dollar für den S&P 500 im Jahr 2023 zu niedrig angesetzt war, wie sie diese Woche in einer Mitteilung an ihre Kunden schreiben. Die Konsensschätzungen für die Gewinne der S&P-Unternehmen für die nächsten 12 Monate liegt bei 219 $ pro Aktie, wie von Bloomberg zusammengestellte Daten zeigen.

Gewinnrezession schon längst da

Ein Grund dafür, dass die Strategen die Erträge vor der Berichtssaison falsch eingeschätzt haben, könnte darin liegen, dass die mit Spannung erwartete Gewinnrezession bereits seit fast einem Jahr unter der Oberfläche stattfindet – und sich möglicherweise ihrem Ende nähert.

Eine Gewinnrezession wird in der Regel als zwei aufeinanderfolgende Quartale definiert, in denen die Unternehmensgewinne unter dem Vorjahresniveau liegen. Ohne Berücksichtigung des Energiesektors, der die Schätzungen für den breiteren Index im vergangenen Jahr aufgrund höherer Rohstoffpreise und einer höheren Inflation verzerrt hat, sind die Gewinne des S&P 500 Konzerne laut Bloomberg Intelligence seit dem zweiten Quartal 2022 im Jahresvergleich gesunken.

Gewinnrezession schon da - Erträge der S&P 500 Unternehmen gehen zurück
Ist die Gewinnrezssion schon längst da?

Die Anleger blicken in die Zukunft, und ein Großteil dieser „Gewinnrezession“ ist bereits eingepreist, so dass die Prognosen weitaus wichtiger sind“, sagte Ken Xuan, Leiter der Data-Science-Forschung bei Fundstrat Global Advisors, und verwies auf den Anstieg des S&P 500 um 15 % seit dem Tiefststand im Oktober.

Berichtssaison: Fokus liegt auf den Ausblicken

Dennoch gibt es erste Anzeichen für Risse in der Wirtschaft, daher werden die Ausblicke der Unternehmen von nun an entscheidend sein. So warnte beispielsweise der Speditionsriese J.B. Hunt Transport Services vor einer „Frachtrezession“, ein Zeichen dafür, dass ein wirtschaftlicher Abschwung in den Ergebnissen außerhalb des Finanzsektors deutlicher sichtbar werden könnte.

„Die Besorgnis über die anhaltende Abwanderung von Einlagen aus den Banken hat sich stark verringert“, sagte Brad Conger, stellvertretender Chief Investment Officer bei Hirtle Callaghan & Co. „Ich bin mehr an Unternehmen interessiert, die einen Referenzwert für den Zustand der amerikanischen Unternehmensausgaben haben. Folglich liegt der Fokus auf den Schwergewichten der US-Wirtschaft, die in den kommenden zwei Wochen ihr Zahlenwerk vorlegen.

Margen-Hoffnungen

Dennoch gibt es Grund zur Hoffnung, denn für die zweite Jahreshälfte wird ein allgemeines Gewinnwachstum prognostiziert, was zum Teil auf das mögliche Ende des Margendrucks zurückzuführen ist.

Die operativen Gewinnspannen sind ein wichtiger Gradmesser für die Rentabilität, der in der Vergangenheit immer wieder Hinweise auf die Entwicklung der US-Aktienkurse geliefert hat. Während der Pandemie wurden sie aufgrund von Lagerüberhängen, Engpässen in der Lieferkette und eskalierenden Kosten unter Druck gesetzt.

Die operativen Margen scheinen jedoch im ersten Quartal einen Tiefpunkt erreicht zu haben, da die jährliche Steigerungsrate der Produzentenpreise im März so stark wie seit 2009 nicht mehr unter die der Verbraucherpreise fiel. Laut Bloomberg Intelligence ist dies ein Zeichen dafür, dass der Tiefpunkt bei den Schätzungen der operativen Margen des S&P 500 bereits hinter uns liegt.

Finanzsektor als Frühindikator

Am wichtigsten für den Markt und die Welt insgesamt ist, dass die schlimmsten Spannungen, die den Bankensektor plagen, überwunden zu sein scheinen. Die großen Geldhäuser präsentierten für das letzte Quartal gute Ergebnisse, wobei JPMorgan, Citigroup, Wells Fargo und Bank of America in einem Umfeld steigender Zinsen gut abschnitten.

In der Zwischenzeit berichteten regionale Kreditgeber wie Truist Financial und Fifth Third Bancorp, dass die Einlagen während der Turbulenzen im März weitgehend stabil blieben. Und die Western Alliance Bancorp sagte, dass sich ihre Einlagen nach dem Zusammenbruch von drei US-Banken im letzten Monat erholten.

Der Finanzsektor war in diesem Quartal ein stärkerer Frühindikator“, so Wendy Soong, Senior Analystin bei BI.

Die Berichtssaison für die angeschlagene Regionalbanken geht indessen in die nächste Runde. In der nächsten Woche berichten unter anderem die First Republic Bank am Montag und PacWest Bancorp am Dienstag. Zudem stehen die Zahlen von Big Tech im Fokus, da sie einen großen Einfluss auf die Kurse im S&P 500 und Nasdaq haben.

FMW/Bloomberg



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