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Top-Experte mit aktueller Analyse Besserer ifo-Index: „Keine Entwarnung“ – Kurs Richtung Rezession

Der ifo-Index zeigt sich stabil und besser als im Vormonat. Aber für einen Entwarnung gibt es keinen Grund - dazu aktuelle Expertenaussagen.

Um 10 Uhr hat das ifo-Institut den „ifo-Geschäftsklimaindex“ (ifo-Index) veröffentlicht, das wichtigste Konjunkturbarometer Deutschlands, das auch im Ausland hohe Beachtung findet. Nun ist es mit 84,3 Punkten besser ausgefallen als erwartet (83,3), aber gegenüber dem Vormonat ist es noch minimal gesunken (84,4). Es besteht aber kein Grund zur Hoffnung für eine Stabilisierung der Konjunktur. Selbst das ifo-Institut sagte vorhin zur Präsentation des Index, dass im Winter eine Rezession kommen wird.

ifo-Index war schon im Vormonat spürbar gefallen – Analyse eines Top-Experten

Aktuell sehen wir eine Analyse von Dr. Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank (CoBa). Er hat den aktuellen ifo-Index analysiert, und sieht keine Zeichen der Entwarnung. Dass das ifo-Geschäftsklima im Oktober faktisch nicht weiter gefallen ist, sei keine Entwarnung. Denn im Vormonat war das Geschäftsklima förmlich eingebrochen von 88,6 auf 84,4 Punkte (siehe folgenden Chart mit einem Balken pro Monat). Das Geschäftsklima befindet sich laut Dr. Jörg Krämer weiter auf Niveaus, bei denen die deutsche Wirtschaft in der Vergangenheit geschrumpft war. Das gilt auch für den recht zuverlässigen Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor im Euroraum. Bei der CoBa erwartet man weiter, dass die deutsche Wirtschaft im Winterhalbjahr schrumpfen wird. Trotz des deutlichen Rezessionsrisikos dürfte die EZB wegen der hohen Inflation noch nicht von großen Zinsschritten um 75 Basispunkte Abstand nehmen.

Nicht nur ifo im Rezessionsbereich

Trotz der Stagnation liegt der ifo-Index laut Dr. Jörg Krämer weiter in einem Bereich, in dem das Bruttoinlandsprodukt in der Vergangenheit geschrumpft war, es also zu einer Rezession gekommen ist. Ein solches Rezessionssignal sendet auch der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor im Euroraum, der als recht zuverlässiger Indikator gilt.

Für diese klaren Rezessionssignale gibt es laut Dr. Jörg Krämer gute Gründe. Zum einen lässt die hohe Inflation von zuletzt 10% die reale Kaufkraft der Verbraucher einbrechen, was durch die Hilfen der Regierung gemildert, aber nicht gänzlich verhindert wird. Zum anderen haben die energieintensiven Unternehmen ihre Produktion nach Daten des Statistischen Bundesamtes seit Februar bereits um 8% reduziert, weil viele Produktionszweige nicht mehr rentabel sind.

Alles in allem rechnet man bei der CoBa weiter damit, dass die deutsche Wirtschaft im Winterhalbjahr schrumpfen wird. Man erwartet für 2023 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 1,5%. Dabei ist noch nicht unterstellt, dass es zu einer Rationierung von Gas kommen könnte, wobei dieses Risiko wegen der gut gefüllten Gaslager zuletzt gesunken ist.

EZB bleibt vorerst auf Kurs

Die EZB dürfte laut Dr. Jörg Krämer auf die sich eintrübenden Konjunkturaussichten erst reagieren, wenn eine Rezession nach dem Jahresende in den harten volkswirtschaftlichen Daten des Euroraums sichtbar wird. Bis dahin dürfte sie sich weiter auf die viel zu hohe Inflation konzentrieren und ihre Leitzinsen zügig anheben. Wir erwarten sowohl für die Sitzung am Donnerstag als auch für die im Dezember einen großen Zinsschritt um 75 Basispunkte, so Dr. Jörg Krämer.

Hier der ifo-Index in den letzten 12 Monaten:


source: tradingeconomics.com

Hier der ifo-Index seit dem Jahr 2000 (Chart von TradingView):

Verlauf des ifo-Index seit dem Jahr 2000



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