Allgemein

Betriebliche Altersvorsorge: Europaweit Deckungslücken in Kassen – Zinsproblem!

Symbolbild Altersvorsorge und Betriebliche Altersvorsorge

Die betriebliche Altersvorsorge ist ein ziemlich wichtiger Bestandteil der gesamten Altersvorsorge. Denn wie immer deutlicher wird, kann die gesetzliche Rente für einen bedeutenden Teil der heutigen Beitragszahler nicht für ein normales Auskommen im Alter reichen! Das Thema Betriebliche Altersvorsorge wird aber in der medialen Öffentlichkeit so gut wie gar nicht wahrgenommen. Wo gerade kleine Volksbanken und Sparkassen immense Probleme haben wegen den abgeschafften Zinsen, da haben die betrieblichen Pensionskassen genau die selben Probleme.

Betriebliche Altersvorsorge vor Problem

Denn normalerweise müssen jede Menge Zinserlöse anfallen, damit die Pensionskassen für die Betriebliche Altersvorsorge überhaupt die laufenden Ausgaben bedienen können. Aktuell schreibt die deutsche Aufsichtsbehörde BaFin über eine aktuelle Studie der europäischen Versicherungsaufsicht, Zitat auszugsweise:

Die Kapitalanlagen europäischer Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung (EbAV) reichen teilweise nicht aus, um deren Verpflichtungen zu bedecken. Das ergab der diesjährige europaweite EbAV-Stresstest der Europäischen Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (EIOPA). Sollte das Niedrigzinsumfeld weiter bestehen, könnten auf einen Teil der Arbeitgeber, die EbAV für die betriebliche Altersversorgung ihrer Beschäftigten nutzen, höhere finanzielle Aufwendungen zukommen. Dadurch könnten sich unter Umständen negative Auswirkungen auf die Realwirtschaft ergeben.

Dr. Frank Grund, Exekutivdirektor der Versicherungs- und Pensionsfondsaufsicht der BaFin, urteilt: „Der EIOPA-Stresstest hat gezeigt, dass Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung nicht nur in Deutschland, sondern auch in zahlreichen anderen Mitgliedstaaten vor erheblichen Herausforderungen stehen, die insbesondere auf das Niedrigzinsumfeld zurückzuführen sind.

Milliarden nachschießen?

Die Lage ist wohl dramatisch, auch wenn sich die Aussagen von BaFin und europäischen Aufsehern eher nüchtern anhören. Das Problem dabei ist: Kommt es bei den Geldanlagen der Pensionskassen zu einem Schock durch besondere Marktereignisse, müssten die Betriebe, die für die Pensionskassen garantieren (also zum Beispiel große Konzerne oder Mittelständler), Milliardensummen in ihre Pensionskassen nachschießen.

Die europäischen Aufseher haben einen Stresstest durchgeführt (70 Seiten lange Studie hier einsehbar). Dabei geht es eine mögliche ruckartige neue Bewertung von Risikoprämien, um starke Schwankungen am Aktienmarkt, und um einen Zinsschock bei Anleihen mit kurzen Fälligkeiten. Untersucht hat man mögliche Auswirkungen auf 176 Pensionskassen in 19 Ländern in Europa. 2% des BIP der im Stresstest einbezogenen Länder könnten durch das Stresstest-Szenario der Aufseher verloren gehen. In der Folge müssten die Pensionskassen für die betriebliche Altersvorsorge einen eher kurzfristigen Einbruch von 173 Milliarden Euro erleiden, und ihre Träger (also die Unternehmen) müssten 49 Milliarden Euro einschießen.

Wir meinen dazu (ganz platt gesagt): Letztlich kann man sich so einen Stresstest ja genau so zurecht basteln, wie man ihn gerade braucht. Fällt ein Crash im Stresstest-Modell etwas kleiner aus, sinken auch die Milliardenbeträge, welche die Träger nachschießen müssten. Wie groß ein Marktschock ausfällt, weiß vorher ja eh niemand genau. Aber wichtig ist die Botschaft so eines Stresstests. Das Finanzsystem ist durch die abgeschafften Zinsen ziemlich instabil geworden. Erst durch die Null- und Negativzinsen wurde offenkundig, dass die Profitabilitätsmodelle der Banken und die Zahlungsverpflichtungen von Pensionskassen etc am Zins hängen. Fällt der Weg, gibt es massive Probleme.

Müssen bei einem Marktschock (also zum Beispiel ein Börsencrash) reihenweise Unternehmen Gelder in ihre Pensionskassen nachschießen, damit die Betriebliche Altersvorsorge weiter wie gewohnt zahlen kann, fehlt dieses Geld im aktuellen wirtschaftlichen Betrieb des Unternehmens.



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

4 Kommentare

  1. Sehr geehrter Herr Kummerfeld,

    ich würde Sie vielmals bitten, nicht nur (schlechte) „Nachrichten“ mit Copy&Paste hier wiederzugeben, sondern sich um qualitative Wiedergabe dergleichen, d.h. inkl. einer qualitativ hochwertigen Interpretation hier zu veröffentlichen.

    Ihnen hätte mMn doch sofort ins Auge springen müssen, dass hier „Dabei geht es eine mögliche ruckartige neue Bewertung von Risikoprämien, um starke Schwankungen am Aktienmarkt, und um einen Zinsschock bei Anleihen mit kurzen Fälligkeiten“ die totale Irrationalität begangen wird, auf die kurzfristigen anstatt der langfristigen Anleihen abzustellen. Bei Zinserhöhungen sind die Kurswerte der kurzfristigen Anleihen quasi irrelevant (zudem auch noch gering), da diese recht schnell fällig werden, also zum Nominalbetrag zurückgezahlt werden. Die Aktien verlieren zwar, diese Anteilsklasse hat bei den europäischen Versicherungen aber meist eine niedrige einstellige %-Zahl als Portfoliogewichtung, stellt also vermutlich meist kein Problem dar, wie das bei den Pensionsfonds ist, weiss ich nciht genau. Aber das große Problem sind die langlaufenden Anleihen. Gucken Sie sich einfach den Kurs der 100-jährigen Anleihe Österreichs an, dann spiegelt man einfach den Chart der 24 Monate vor Juli/August 2019 nach rechts, und wenn das Zinsniveau über 2% steigen sollte, dann kann man den noch weiter dem Trend fortschreiben. Aber es gilt wie bei der Deutschen Bank, bei „0 there is a massive support“.
    Just my 2 Cents

    1. Fazit: Das Problem ist sehr viel größer und wurde sehr schön kachiert ;)
      Ich kenne auch einige UN, da kommen Sie fast schon an einer Hand auf die 50€ Mrd.!!! Pensionsrückstellungsunterdeckung.

  2. Das zeigt doch aber auch ganz klar, dass es keinen Einbruch der Börsen mehr geben darf. Denn dieser wäre nur der Stein, der alles andere ins Rollen bringt.
    Die EZB ist also auf Gedeih und Verderb dazu gezwungen dafür zu sorgen, dass es zu keinem Einbruch mehr kommt. Also daher All In? Ich weiß es nicht!

  3. Pingback: Intellectual property disputesFinanzsystem im Krisen-Modus? Ein Blick auf die BaFin-Webseite genügt – Avada Law

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage