Anleihen

Bill Gross warnt: das wird böse enden!

FMW-Redaktion

Bill Gross, bekannt vor allem als Mitgründer von PIMCO und derzeit bei Janus Capital, warnt vor den Folgen der Politik der globalen Notenbanken. In einem Artikel für die „Financial Times“ wirft er den Notenbankern eine Mentalität vor, nach dem Motto: „Kaufe jetzt, zahle später“.

Gross, der lange als unangefochtener Bond-König galt, sieht dabei kaum positive Effekte der immensen Anstrengungen der Notenbanken, die Konjunktur wieder anzukurbeln. Es seien zwei Faktoren, die besonders besorgniserregend seien: erstens die Produktivität – Voraussetzung für Wachstum – nehme ab. Und zweitens auch die Investitionen – ebenfalls die Basis für Wachstum:

„Investment — an important source of productivity growth — has never returned to the norms seen before the global crisis of 2008. Corporations are using an increasing amount of cash flow to buy back shares as opposed to investing for growth. In the US, more than $500bn is spent annually to boost investors’ incomes rather than future profits. Money is diverted from the real economy to financial asset holders — where in many cases it lies fallow, earning little return if invested in government bonds and money markets.“

Mit anderen Worten: die Notenbanken setzen durch ihre Politik Fehlanreize, sodass Unternehmen lieber Gelder an Aktionäre ausschütten, statt in die Zukunft zu investieren. Damit werde der Realwirtschaft Geld entzogen, es findet eine ungesunde Umverteilung statt. Beispiel für diesen Teufelskreis sei Japan, wo die Maßnahmen der Bank of Japan weder zu Inflation noch zu Wachstum geführt habe:

„..the Japanese economy provides an example of what interest rates at or near zero can do to a large, developed economy. The answer is not much: not much real growth; not much inflation — and, together, not enough nominal GDP growth to repay historic debt should yields on sovereign debt ever return to normal.“

Die Schulden steigen – und sind faktisch nicht mehr rückzahlbar, weil die Wirtschaften dafür nicht ausreichend wachsen. Dabei kämpften die Notenbanken erfolglos gegen säkulare Trends wie die Alterung der Gesellschaften, die Unternehmen von Investitionen abhielten. Das alles drücke auf die Gewinne der Unternehmen, die zudem ihre Pensionsverpflichtungen nicht mehr erfüllen könnten angesichts der Ultra-niedrigen Zinsen:

„The profits of these businesses will be affected as will the real economy. Job cuts, higher insurance premiums, reduced pension benefits and increasing defaults: all have the potential to turn a once virtuous circle into a cycle of stagnation and decay.“

Diese Zusammenhänge hätten die Notenbanker immer noch nicht verstanden:

„Central bankers are late to this logical conclusion. They, like most individuals, would prefer to pay later than now. But, by pursuing a policy of more QE and lower and lower yields, they may find that the global economic engine will sputter instead of speed up.“

All das ist nicht wirklich neu. Aber es bringt die Zusammenhänge auf den Punkt – und wenn Bill Gross spricht, hören vielleicht sogar auch die Notenbanker zu..



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3 Kommentare

  1. Der Rückkauf der Aktien erfolgt nicht aus überbordenden Gewinnen, sondern durch Austausch gegen Anleihen zu Zinsen nahe Null. Mit dem Kauf von Anleihen durch EZB und BoE seit jüngster Zeit steigen Anleihenkurse über Marktniveau und werden darüber hinaus attraktiv für Emittenten.

  2. Es wäre also genauer zu untersuchen wie weit der Aktienrückkauf im Rahmen einer reinen Umfinanzierung stattfindet um ein Bild zu gewinnen in welchem Umfang der Wirtschaft Kapital für Investitionen entzogen wird

  3. Bill Gross fasst schön zusammen, was den Entscheidungsträgern auch klar sein dürfte, aber ändern wird es nichts. In Zeiten von „Wir schaffen das!“ wundert mich die fahrlässige Handlungsweise der Notenbänker nicht im geringsten.

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