Allgemein

Billiges Öl: 3 Billionen Dollar Vermögensumschichtung und interessante Folgeeffekte?

FMW-Redaktion

Billiges Öl führt zu einer gigantischen Umschichtung an Vermögen, weg von den Produzentenländern hin zu den Konsumenten. Die Bank of America spricht in einer aktuellen Studie von 3 Billionen Dollar Umschichtung pro Jahr bei diesen niedrigen Ölpreisen, denn die Produzenten verdienen ja deutlich weniger, während die Konsumenten Geld sparen. Die BoA spricht von „one of the largest transfers of wealth in human history.“

Als interessanten Folgeeffekt sieht die BoA, dass gerade durch den niedrigen Ölpreis, der durch das Missverhältnis von Angebot und Nachfrage entstanden ist, die Nachfrage wieder steigen dürfte. Das Argument ist logisch nachvollziehbar. Die Industriestaaten mit viel Ölkonsum erhalten durch den niedrigen Ölpreis eine Art Konjunkturspritze, wodurch die Wirtschaft insgesamt anspringt und auch mehr Öl nachgefragt wird.

Bleibe der Ölpreis in den nächsten fünf Jahren bei 40 Dollar (aktuell ja tiefer), werde die Nachfrage nach Öl durch den vorher erwähnten Effekt um 1,5 Mio Barrels pro Tag ansteigen. Bei 20 Dollar im Öl würde die Nachfrage um 1,7 Mio Barrels pro Tag ansteigen.

Durch das billige Öl würde z.B. die Nachfrage in China nach großen spritschluckenden SUV´s steigen. In den letzten drei Monaten seien in China 60% mehr verkauft worden als im Vorjahreszeitraum. Wenn das vom Grundprinzip her stimmt, steigt damit die Autoproduktion = mehr Arbeitsplätze = mehr allgemeine Wirtschaftsleistung = mehr Ölnachfrage.

1:1 kann man sicherlich keine Vermögensumschichtung von z.B. dem saudischen Staatsvermögen in die Tasche der westlichen Verbraucher nachweisen, aber die grundsätzliche Argumentation ist schlüssig. Auch dass bei einer so kräftigen Konjunkturspritze die Nachfrage nach Öl irgendwann wieder steigt, ist nachvollziehbar. Sorgt der niedrige Ölpreis also ab einem gewissen Punkt für eine Ausbalancierung von Angebot und Nachfrage bei Öl?



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

5 Kommentare

  1. Argumentation soweit schlüssig, aaaaber:

    Wer ist so einfältig und kauft sich einen spritschluckenden SUV nur, weil _jetzt gerade_ der Spotpreis so günstig ist? Ggfs. noch finanziert. Und was, wenn der Ölpreis in einem halben Jahr wieder teurer ist – dann fort mit dem Schaden? Aber wer will ihn dann haben, den Spritschlucker?

    Und fahre ich wirklich mehr, einfach weil der Sprit billig ist – ist ja trotzdem eine Konsumausgabe. Fahren am Ende alle nur noch den ganzen Tag Auto, weil die Preise für Sprit Spaß Freude bereiten? Da wird es wohl Grenzen geben.

    Ist der vielbeschworenen „Verbraucher“ wirklich so dämlich?

    Ausserdem kommen die günstigen Ölpreise an der Tanke nicht wirklich 1:1 an. Vielmehr vergrößern diese die Marge im Downstream-Geschäft nicht unerheblich. Und gerade China hat ja „Untergrenzen“ für die Spritpreise bereits beschlossen, billiger wird es da also nicht mehr.

    Ich denke eher, dies ist die bisher von den Ökonomen so -hmm- eindimensional geprägte Denke, Preis runter Nachfrage steigt automatisch. Die ganze Wachstums-Konsumschaf-orientierte Mainstream-Denke halt.

    VG KARL

    1. Die China-Statistik bzgl. SUVs zeigt’s doch. Auch weil man glaubt, dass der Ölpreis lange unten bleiben wird. Wenn’s anders kommt, müssen diese Besitzer halt tiefer in die Tasche greifen. Da denkt der Großteil dieser Käufer jetzt noch nicht drüber nach.

      Außerdem werden Transportkapazitäten auf die Straße anstatt Güterbahnverkehr gelegt. Der Schiffs-Containerverkehr wird auch stimuliert. Die Leute fliegen mehr in den Urlaub. Besonders in China, Russland etc. wollen die jungen Leute bei wachsenden Wohlstand auch mal was von der Welt sehen. Und der Sohn fährt die Eltern vielleicht lieber mit dem Auto in die weit entfernte chinesische Provinz besuchen. Nicht wie früher mit dem Bus oder Zug.

      Man sollten die Bedürfnisse der Bevölkerung in China und anderen Schwellenändern nicht unterschätzen. Wer bleibt schon gerne freiwillig arm? Dort ist nach meiner Ansicht noch genügend Potential für einen steigenden Ölverbrauch. Nicht umsonst kaufen die Chinesen jetzt mehr Öl, als sie vielleicht gegenwärtig brauchen. Und wenn China irgendwann mal gesättigt ist, kommt Indien an die Reihe.

  2. Wenn ich aktuell auf BMW oder Daimler schaue, dann sieht die Börse das nicht so ….

  3. Der Stimuluseffekt dürfte sich aus zwei Gründen stark in Grenzen halten:

    1. Die verarbeitende Industrie (Raffinierien) und der Vertrieb (Tankstellen) geben die Ersparnisse beim Einkauf nicht 1:1 an den Kunden weiter, sondern nur zu einem Bruchteil (deren Margen steigen)

    2. Regierungen der Ölimportländer kompensieren die wegbrechenden Steuereinnahmen wegen dem sinkenden Benzinpreis durch noch höherere Abgaben und Steuern darauf (Schäuble lässt grüßen)

  4. Soviel bekannt ist, ist der Ölpreis für die staatliche, chin. Ölindustrie bei $40 gedeckelt, was niedrigere Weltmarktölpreise nicht in gleichem Umfang an die Bevölkerung weitergibt. Außerdem gibt es keine Daten über chin. Öllagerkapazitäten, was die Einschätzung weiter einschränkt.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage