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Binäre Optionen: Für Seriosität besser schnell Selbstregulierungsverband gründen

Was macht man, wenn man Produkte anbietet, die eher schon als Wettprodukte denn als Finanzprodukte angesehen werden, und wenn einem klar wird, dass die Luft in absehbarer Zukunft...

FMW-Redaktion

Was macht man, wenn man Produkte anbietet, die eher schon als Wettprodukte denn als Finanzprodukte angesehen werden, und wenn einem klar wird, dass die Luft in absehbarer Zukunft dünner werden könnte? Schnell einen Selbstregulierungsverband gründen, der dann eigene Regularien aufstellt, die man dann stolz den zuständigen Aufsichtsbehörden präsentieren kann. Basierend auf den eigenen Regeln kann man dann sicherlich viel besser mit Aufsehern verhandeln, stimmts? Ist doch wirklich besser, als wenn die Regulierer ihrerseits mit eigenen Ideen kommen.

Das scheinen sich auch die Anbieter von Binären Optionen gedacht zu haben. Das Wort suggeriert, dass es sich hierbei um Börsen-Derivate handelt. Man kann auf allerlei Finanzwerte wie Aktien, Indizes usw zocken, mit kurzer Laufzeit und vorher definierten Gewinnen und Verlusten. Profis ist klar, dass die Gewinnchancen hier sagen wir mal „eher zweifelhaft“ sind. Oder haben Sie schon mal von einem Profi-Trader gehört, dass er dieses Instrumente benutzt hat?

Wie auch immer. Gerade erste letzte Woche verhängte die US-Börsenaufsicht gegen eine recht windige Firma aus dieser Branche eine 1,7 Millionen Dollar-Geldstrafe. Auch in Deutschland fallen Anbieter vor allem damit auf, dass sie ihre Werbespots ganz gezielt vor Fußball-Übertragungen schalten, und nicht vor TV-Sendungen zum Thema Börse. Welche Klientel man damit wohl ansprechen will? Die US-Behörden warnen sogar aktiv vor solchen Firmen, während sie in Europa aktiv sogar Werbung auf Fußball-Trikots machen dürfen.

Regulierungsbehörden hierzulande (in Europa) sind so langsam, dass man sich derzeit mit denn seit 15 Jahren etablierten CFDs beschäftigt. Dass man mal eben schnell einen Schritt nach vorne geht und sich um wirklich dubiose Angebote kümmert, das ginge natürlich zu schnell. Und so hat sich erst dieses Jahr aus einem Sammelsurium der „Binary Options“-Anbieter eine Art europäischer Selbstregulierungsverband gegründet (unglaublich).

Er nennt sich EUBOA, und tagte in seinen ersten beiden Treffen auf Zypern. Letzte Woche trafen sich die Mitglieder in Israel. Ein guter Teil der Anbieter hat seinen Sitz in diesen Ländern. Laut Leaprate haben in einem ersten Schritt die Broker Anyoption, Spot Capital Markets, Spotoption Exchange und Banc de Binary zugestimmt zwei Änderungen umzusetzen: Erstens sollen Kundenauszahlungen noch am selben Tag möglich sein, und zweitens will man mit der Praxis aufhören Nekunden und Bestandskunden sogenannte virtuelle Gutschriften anzubieten. Diese erreicht der Kunde natürlich erst nach gewissen gehandelten Umsatzmengen. Das Problem mit solchen Anreizen: Bevor man das Anrecht auf solche Gutschriften erreicht, hat man oft seine Einlage schon „verzockt“. Na ja, sagen wir mal das ist ein Problem, das „oft vorkommen könnte“.

Fiel Ihnen vorhin schon was auf? Der eine im „Verband“ organisierte Broker heißt „Banc de Binary“. Allein schon der Name suggeriert dem oberflächlich denkenden Kunden, dass es sich hierbei um eine Bank handelt. Richtig? Falsch, man ist eben keine Bank, sondern suggeriert (ob bewusst oder unbewusst, lach…), dass man eine Bank ist, was natürlich einen Seriositäts-Bonus beim Kunden verursacht. Dass die Firma eine Bank ist, kann man außer im Firmennamen nirgendwo ersehen. Die Firma musste erst im Februar 11 Millionen Dollar Strafe in den USA zahlen, weil man verbotenerweise US-Investoren seine Produkte anbot, über eine Briefkastenadresse im Trump Tower in New York… und die Firma schaffte es sogar, dass die Regulierungsbehörde IFSC aus dem Land Belize (Briefkastenland in Mittelamerika) der Firma vor Kurzem die Lizenz entzog. Aber naja, für den neuen EUBOA-Verband ist man wohl noch gut genug.

Aber zurück zur EUBOA. Die wird gerade die vorher genannten Verbesserungen wohl nicht aus heiterem Himmel angedacht haben. Beides waren „Wünsche“ der europäischen Aufsichtsbehörde „European Securities and Markets Authority“ (ESMA). Hier möchte man wohl rechtzeitig gegensteuern und sich selbst einen schönen Anstrich geben, bevor irgendwer in Brüssel oder sonst wo auf dumme Ideen kommt.



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