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BioNTech, Pfizer und Moderna, erfüllen sich die Impfstoff-Erwartungen?

Erfüllen sich die hohen Erwartungen an die Impfstoffe von BioNTech und Pfizer sowie Moderna? Die Börsen sind im Jahresendspurt: Immer wieder werden derzeit die aktuellen Wirtschaftsdaten als Indikatoren herangezogen, verbunden mit dem großen Optimismus vieler Investoren, die nach Korrektur schreien. Aber dies ist neben dem monetären Faktor nicht der entscheidende Treiber für Börsenkurse. Es zählt die mittelfristige Aussicht, auch wenn man in einer Rezession oder in einem Lockdown etwas anderes verspürt. Was die Märkte antizipieren, sind die Fortschritte in der Impfstoffentwicklung und deren Anwendung. Dies kann man auch aus einem Interview schlussfolgern, welches eine Reporterin der Welt am Sonntag aktuell mit dem Chef von Moderna, Stéphane Bancel, geführt hat.

BioNTech & Co: Die große Wende bis zum Sommer 2021

Bei aller Skepsis über die Geschwindigkeit und Validität der Entwicklung eines Impfstoffes ist es nicht zu übersehen: Die Nachrichten über den Fortgang des Kampfes gegen Covid-19 überschlagen sich, Unternehmen für Unternehmen berichtet von den Ergebnissen aus der klinischen Studie-3 und der baldigen Beantragung für eine Zulassung des eigenen Vakzins. Es ist daher sicher interessant, was der langjährige Chef eines der Unternehmen an vorderster Front dazu zu sagen hat, auch unter Berücksichtigung der subjektiven Darstellung des eigenen Unternehmens. Hier die Kernaussagen des CEOs von Moderna:

Der Chef von Moderna fühlt sich von der Erstmeldung von BioNTech und Pfizer nicht überfahren. Man bräuchte mindestens vier oder fünf Unternehmen, um die Welt mit 7,6 Milliarden Menschen impfen zu können.

Bemerkung: Fraglich, ob es zur Impfung von so vielen Menschen durch westliche Impfstofffirmen kommt. China impft sich selbst (1 Mio. Chinesen wurden schon geimpft), ebenso Russland. In Indien sind 750 Millionen Menschen unter 25 Jahre alt, ein ähnliches Verhältnis dürfte auch für den Milliardenkontinent Afrika gelten. Und wie viele Menschen werden sich einer Impfung verweigern?

Zur Frage, warum BioNTech/Pfizer schneller waren: Pfizer sei100-mal größer als Moderna, man habe vorher noch nie eine Studie mit 30.000 Menschen durchgeführt. Zudem wurde das Vakzin gemeinsam mit der US-Gesundheitsbehörde NIH entwickelt und mit staatlichen Stellen dauere es etwas länger, sich untereinander abzustimmen.

Der US-Staat hat Moderna mit einer Milliarde Dollar unterstützt, aber man brauche das Geld, um im kommenden Jahr eine Milliarde Impfstoffdosen herzustellen. Für die Beschaffung von Grundmaterialien.
Zum Impfstoffpreis: Man werde zwischen 25 und 37 Dollar aufrufen, je nachdem, wie viel die Regierungen bei Moderna bestellen. Damit liege man im Bereich wie bei einer Grippeimpfung, die zwischen 10 und 50 Dollar kostet. Das sei ein fairer Preis, wenn man bedenkt, wie hoch die Kosten für das Gesundheitssystem sind, wenn ein Mensch schwer an Covid-19 erkrankt. Die teuerste Impfung der Welt sei derzeit Pfizers Impfstoff Prevnar gegen Pneumokokken mit 300 Dollar je Dosis.
Zur Dauer der Impfung: Das hänge davon ab, wie viele Impfstoffe das Rennen machen. Wenn es beim Impfstoff von BioNTech und Moderna bliebe, würde es bis zum nächsten Sommer dauern, bis allein die Menschen in Europa und den USA geimpft sind. Für den Rest der Welt würde es vermutlich bis Ende 2022 dauern.
Bemerkung: Reichlich optimistisch, so viele Menschen (mehr als eine halbe Milliarde, auch wenn sich viele verweigern) innerhalb von sechs Monaten zu impfen.

Zur Hektik bei der Notzulassung: Bancel betrachtet jede Morgen die Zahlen der John-Hopkins-Universität. Es gebe täglich weltweit 11.000 Coronaopfer und dies dürfte sich im nächsten Monat noch steigern. Die Impfung habe bereits bewiesen, dass sie wirke und sicher sei. mRNA werde innerhalb von 48 Stunden nach der Impfung im Körper abgebaut, das Lipid als Trägerstoff ebenfalls. Danach sei man geschützt vor Covid und den teilweise schlimmen Langzeitfolgen. Deshalb sei seine Entscheidung klar.

Beim Vergleich mit Biontech-Chef Ugur Sahin: Bancel bezeichnet sich selbst als nicht besonders guten Verkäufer. Was er aber könne sei komplizierte Wissenschaft einfach zu erklären. Zum Beispiel warum mRNA die größte medizinische Revolution seit der Erfindung von kleinen Molekülen wie Aspirin sei.
Zum Stand der Genforschung: Man lebe im Zeitalter der Sequenzierung. Es würde nur fünf Dollar und ein paar Stunden Zeit kosten, bis man das Genom eines Virus entschlüsselt habe, dank mRNA habe man jetzt die Möglichkeit, sehr schnell wirksame Medikamente zu machen. Dies katapultiere die analoge Medizin in das Zeitalter der Digitalisierung. Dieser Erfolg sei aber nicht über Nacht gekommen, wie viele Leute denken. BioNTech und Moderna arbeiten daran seit zehn Jahren.
Bei der ultimativen Frage nach dem eigenen Impfzeitpunkt sagt Bancel: Er könne es gar nicht abwarten, hätte das gern schon vor Monaten getan, denn er wolle sein altes Leben zurück.

Fazit

Egal, wie man die Aussagen eines Unternehmensvorstands zum eigenen Produkt bewertet. Es ist schon erstaunlich, wie konkret die Informationen zu dem Jahrhundertprojekt Impfstoffentwicklung gegen Covid-19 bereits gediehen sind. Sollte es tatsächlich keine gravierenden Nebenwirkungen des Impfstoffes geben, so könnte man tatsächlich von einer Normalisierung der Verhältnisse im Hinblick auf die Pandemie bereits im Jahre 2021 rechnen. Sollte es tatsächlich dazu kommen, wäre es ein neuer Meilenstein in der Entwicklung des medizinischen Fortschritts der Menschheit. Noch ist Vieles im Konjunktiv.

Erfüllen die Impfstoffe von BioNTech oder Moderna die hohen Erwartungen?



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3 Kommentare

  1. Hallo Herr Müller,
    es wäre schön wenn das funktionieren würde . Meine Bedenken sind eher weil keine Langzeitstudien (wie denn auch ) vorhanden sind. Persönlich warte ich mindestens drei Jahre ab und vertraue auf gute Medis und mein Immunsystem bevor mir vielleicht noch Schwimmhäute zwischen den Finge wachsen (ich weiß, blöder Scherz, konnte ich mir aber nicht verkneifen😂 ).
    Grüße aus Köln

  2. Hallo @Wolfgang Müller

    „…Bemerkung: Reichlich optimistisch, so viele Menschen (mehr als eine halbe Milliarde, auch wenn sich viele verweigern) innerhalb von sechs Monaten zu impfen…“

    Anfangs braucht man nicht gleich alle impfen. Es genügen Risikogruppen. Beispielsweise Berufe mit Publikumskontakt oder Menschen, bei denen eine Erkrankung voraussichtlich schwer bis tödlich verlaufen wird.
    Sicher muß man nicht alle 0-30jährigen sofort impfen.
    Was die Impfskepsis betrifft, ist es wieder einmal die kleine aber laute Gruppe, die den Teufel an die Wand malt.
    Die schweigende Mehrheit wird bei den Impfzentren Schlange stehen, denn die hat erfahrungsgemäß keine Lust auf russisches Roulett.
    Wer will schon auf einer Intensivstation landen(von vielen Patienten als Folter bezeichnet, sofern sie bei Bewußtsein sind) oder gar dort zu ersticken.

  3. Je näher das grosse Durchimpfen naht, desto geringer ist die Impfbereitschaft.
    Wenn man bedenkt, dass die Durchimpfungsrate bzgl. Grippeimpfung in Österreich nicht mal 10% der Bevölkerung beträgt, bin ich mal auf die Impfbereitschaft bei Corona gespannt. Es ist bereits heute abzusehen, dass die Pharmafirmen bzw. die Staaten die diese Impfstoffe erwerben, auf zig-Millionen Impfdosen sitzenbleiben werden.
    Interessant auch, daß gerade beim Pflege- und Gesundheitspersonal (die haben ja auch Dunst von der Materie)diese Durchimpfungsrate bei der Grippeimpfung eher unterdurchschnittlich ist. Was geschieht eigentlich dann mit den vermutlich abertausenden Impfverweigerern in der Gesundheitsbranche? Müssen sich diese Menschen wirklich lt. deutschem Ethikrat (wird dann im Bundesland Österreich ähnlich sein…) einen neuen Job suchen? Nur weil diese Menschen (berechtigte) Angst vor z.B. Autoimmunerkrankungen haben, die Jahre nach der Impfung auftreten könnten?
    Ganz nebenbei hat die australische Fluggesellschaft Quantas heute den Grundstein für eine neue Klassengesellschaft gelegt, ab jetzt darf phantastisch polarisiert werden…ob wir uns das einfach so gefallen lassen müssen?

    Stell dir vor es gibt Impfung und keiner geht hin…

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