Bitcoin im Aufwind, und Gold macht erstmal Pause? In diesem BTCUSD Chart sehen wir den Verlauf der letzten vier Wochen: Der weltweit größte Krypto-Coin legte um 14,18 % zu, während Gold 1,59 % verlor. Aktuelle Daten zeigen, dass ETF-Anleger zuletzt massiv in Bitcoin investiert und Gold verkauft haben.
Bitcoin-ETF ziehen 9 Milliarden Dollar an
Bei den börsengehandelten Fonds (ETF) in den USA zeichnet sich eine Divergenz ab, da Anleger von Gold zu dessen sogenanntem digitalen Gegenstück, Bitcoin, wechseln. In den letzten fünf Wochen haben US-Bitcoin-ETF mehr als 9 Milliarden US-Dollar an Zuflüssen angezogen, angeführt vom iShares Bitcoin Trust ETF (IBIT) von BlackRock. Unterdessen verzeichneten Gold-gedeckte Fonds im gleichen Zeitraum Abflüsse von mehr als 2,8 Milliarden US-Dollar, wie aus Daten von Bloomberg News hervorgeht.
Während die Entspannung der Handelsspannungen in letzter Zeit die Nachfrage nach traditionellen Fluchtwerten wie Gold gedämpft hat, wächst die Wahrnehmung von Bitcoin als alternative Wertanlage – gerade angesichts der zunehmenden Sorgen um die finanzielle Stabilität der USA. Die weltweit größte Kryptowährung erreichte Anfang dieses Monats ein Rekordhoch von 111.980 US-Dollar (aktuell 108.576 Dollar), getragen von positiven Signalen seitens der Regulierungsbehörden – darunter Fortschritte bei einem Gesetzentwurf zu Stablecoins – und zunehmender makroökonomischer Unsicherheit. Gold hat sich zwar seit Jahresbeginn um mehr als 25 % erhöht, ist jedoch von seinen jüngsten Höchstständen zurückgefallen und notiert rund 190 US-Dollar unter seinem Allzeithoch.
Analystenaussagen
Analysten sagen, dass diese Rotation auf eine wachsende Akzeptanz von Bitcoin als legitimes Absicherungsmittel für Portfolios hindeutet. „Ich bleibe sowohl für Gold als auch für Bitcoin optimistisch“, sagte Christopher Wood, globaler Aktienstratege bei Jefferies. „Sie sind nach wie vor die besten Absicherungen gegen Währungsabwertungen in den G7-Staaten.“
Skeptiker warnen jedoch, dass die Volatilität von Bitcoin seinen Status als echter sicherer Hafen nach wie vor untergräbt. Während vergangener makroökonomischer Schocks, wie beispielsweise der Auflösung des mit Yen finanzierten Carry Trade im August, fiel Bitcoin zusammen mit anderen Risikoanlagen stark.
Andere sehen die weltweit größte Kryptowährung im Vorteil. „Bitcoin ist aufgrund seiner dezentralen Struktur wirksamer gegen Risiken des Finanzsystems“, schrieb Geoff Kendrick, Global Head of Digital Assets Research bei Standard Chartered, kürzlich in einer Mitteilung. Er stellte dies der stärkeren Performance von Gold während geopolitischer Spannungen wie beispielsweise der Eskalation von Handelsstreitigkeiten gegenüber.
Kendrick fügte hinzu, dass Bitcoin auf zwei Wegen als Absicherung dient: bei Risiken im Zusammenhang mit dem privaten Sektor – wie dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank im Jahr 2023 – und bei Risiken im Zusammenhang mit staatlichen Institutionen, einschließlich der Sorgen um die Stabilität des US-Finanzministeriums. „Die jüngste Bedrohung der Unabhängigkeit der Fed (durch die mögliche Ablösung von Powell) fällt ebenso wie die Eskalation der Zölle und die allgemeinen Bedenken hinsichtlich der Glaubwürdigkeit der US-Politik eindeutig in die zweite Kategorie“, sagte er.
Bitcoin scheint seinen Ruf als technologiebezogenes Risiko-Asset abzulegen, was seine Attraktivität zusätzlich erhöht. „Im letzten Monat war die Intraday-Korrelation von Bitcoin mit dem Nasdaq, dem Dollar und sogar Gold bemerkenswert gering“, sagte Dilin Wu, Research-Stratege bei Pepperstone. „Diese Verschiebungen deuten darauf hin, dass Bitcoin zunehmend als Absicherung – oder sogar als nicht korrelierte Anlageklasse – und nicht nur als spekulatives Handelsinstrument angesehen werden könnte.“
Die angespannte Finanzlage verschärft die Debatte. Moody’s Ratings hat den USA kürzlich aufgrund der explodierenden Defizite und Schulden ihre letzte AAA-Bonität entzogen. Damit liegt das Land nun auf einer Stufe mit Fitch Ratings und S&P Global Ratings, die beide die USA bereits unterhalb der Spitzenklasse einstufen. Dennoch bleibt Gold mit einem Plus von rund 25 % seit Jahresbeginn der bessere Performer, verglichen mit einem Anstieg von 15 % bei Bitcoin.
FMW/Bloomberg
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