Im Hintergrund des Bitcoin-Marktes spielt sich ein unsichtbares Machtwechsel ab: Während der BTC-Kurs auf hohem Niveau stagniert, ziehen sich die Wale – die geheimnisvollen Großinvestoren der Krypto-Welt – zunehmend zurück. Gleichzeitig betreten Institutionen und Unternehmen mit Milliardenvolumen die Bühne. Was auf den ersten Blick nach Stabilität aussieht, könnte sich sowohl als Chance als auch als gefährliche Gratwanderung entpuppen. Denn der stille Rückzug der Wale verändert das Kräfteverhältnis im Bitcoin-Universum grundlegend.
Die große Bitcoin-Machtverschiebung
Laut einem Bericht von Bloomberg zeichnet sich ein stiller Machtwechsel am Bitcoin-Markt ab. Während die größte Kryptowährung der Welt in einer engen Handelsspanne knapp unter ihrem Rekordhoch von etwa 110.000 Dollar verharrt, kommt es hinter den Kulissen zu massiven Umschichtungen.
Eine stille Machtverschiebung prägt derzeit den 2,1 Billionen US-Dollar schweren Bitcoin-Markt. Langjährige Großinvestoren – sogenannte Bitcoin-Wale – darunter Miner, Offshore-Fonds und anonyme Wallets, stoßen kontinuierlich Bestände ab. Gleichzeitig greifen institutionelle Akteure wie börsengehandelte Fonds (ETFs), Unternehmen und Vermögensverwalter beherzt zu. Dieses Kräfteverhältnis sorgt dafür, dass Bitcoin trotz positiver Schlagzeilen rund um die Kryptowährung weiterhin an der psychologisch wichtigen Marke von 110.000 US-Dollar scheitert. Die Volatilität schwindet, und die Rolle von Bitcoin im Portfolio-Mix wandelt sich fundamental.
Trotz eines anhaltenden positiven Nachrichtenstroms – darunter die zunehmende Integration von Bitcoin in Unternehmensportfolios sowie die dezidiert krypto-freundliche Haltung der Trump-Regierung – bleibt die Kursentwicklung träge. Unter der Oberfläche vollzieht sich jedoch ein gravierender Umbruch: Bisher inaktive Wale reduzieren ihre Bestände, während institutionelle Anleger zunehmend Marktanteile übernehmen. Der Effekt: Bitcoin entwickelt sich schleichend von einem spekulativen Hochrisiko-Asset zu einer strategischen Langfristallokation. Auch die Dominanz gegenüber Altcoins wird derzeit immer offensichtlicher.
Wale verkaufen massiv
Laut Daten von 10x Research haben große Bitcoin-Halter innerhalb eines Jahres mehr als 500.000 Bitcoin verkauft – ein Volumen von über 50 Milliarden US-Dollar zum aktuellen Kurs. Diese Menge entspricht fast exakt den Nettozuflüssen in die neuen US-ETFs seit deren Zulassung und kommt dem Gesamtbestand von etwa 65 Milliarden US-Dollar nahe, den Bitcoin-Pionier Michael Saylor und seine Firma Strategy über die vergangenen fünf Jahre aufgebaut haben. Viele dieser Wale stammen aus frühen Bitcoin-Zyklen, als der Preis noch weit unter dem heutigen Niveau lag. In etlichen Fällen findet kein direkter Verkauf statt – stattdessen tauschen diese Wale ihre Bitcoin gegen Aktienexposure, meist im Rahmen strukturierter Finanzierungstransaktionen.
„Was wir sehen, ist ein Umschichten im Fundament“, sagt Edward Chin, Mitgründer von Parataxis Capital. „Ein bislang wenig beachteter Treiber dieser Aktivität ist, dass Wale ihre BTC in Form von Sachleistungen in Finanzierungen einbringen, die an den öffentlichen Aktienmärkten hängen.“

Die Machtverhältnisse kippen
Inzwischen halten Institutionen wie ETFs, Saylors Strategy oder zahlreiche Nachahmer rund ein Viertel des zirkulierenden Bitcoin-Bestands. Noch im Jahr 2020 schätzte das Analysehaus Flipside Crypto, dass rund 2 % der nachverfolgbaren, anonymen Wallets etwa 95 % des gesamten Bitcoin-Angebots kontrollierten. Die Machtverhältnisse verschieben sich rapide. „Krypto wird weniger zum Ausreißer und etabliert sich als legitime Anlageklasse“, konstatiert Rob Strebel, Leiter des Beziehungsmanagements bei der Handelsfirma DRW, zu der auch das kryptoorientierte Segment Cumberland gehört. Parallel dazu, so Strebel, „erwarten wir eine Kompression der Volatilität“.
Tatsächlich zeigt sich diese Entwicklung bereits deutlich: Ein viel beachteter Volatilitätsindex von Deribit, der die 30-Tage-Erwartung für annualisierte Kursschwankungen misst, notiert derzeit auf dem tiefsten Stand seit rund zwei Jahren. Für viele kurzfristig orientierte Händler verliert Bitcoin damit einen seiner größten Reize – die spektakulären Kurssprünge.
Während die Wale weiter ihre Bestände reduzieren, haben institutionelle Akteure laut 10x Research im vergangenen Jahr fast 900.000 Bitcoin absorbiert. Insgesamt halten diese nun rund 4,8 Millionen der etwa 20 Millionen im Umlauf befindlichen Coins. Doch der wachsende Einfluss dieser Akteure hat auch seine Schattenseite: Beobachter warnen, dass institutionelle Käufe den Walen genau jene Exit-Strategie bieten, die sie seit Jahren gesucht haben – mit potenziell fatalen Folgen für Kleinanleger. „Das Ziel war lange, Bitcoin zu einem akzeptablen Asset für institutionelle Investoren zu machen, um Exit-Liquidität in großem Umfang zu schaffen, damit die Wale aussteigen können“, sagt Hilary Allen, Juraprofessorin an der Washington College of Law der American University und bekennende Krypto-Skeptikerin.
Bitcoin wie eine Dividendenaktie?
Trotz zweier Jahre mit Kursverdoppelungen pendelt der Bitcoin aktuell um seinen Jahresanfangswert – und das trotz der Pro-Krypto-Agenda von Präsident Donald Trump. Viele Analysten erwarten künftig nur noch jährliche Zugewinne von 10 bis 20 %. Verglichen mit dem Hype-Jahr 2017, in dem Bitcoin um fast 1.400 % zulegte, ist das ein deutlicher Dämpfer. „Bitcoin ist auf dem Weg, eher wie eine langweilige Dividendenaktie zu werden“, meint Jeff Dorman, Chief Investment Officer bei Arca. „Im Schnitt steigt er jedes Jahr weiter – aber immer weniger. Damit wird er zu einer attraktiven Altersvorsorge.“ Langfristig könnte Bitcoin Gold sogar herausfordern. Auch die Dollar-Revolution spielt der Kryptowährung in die Karten.
Das Bild bleibt indes unvollständig: Nicht jede Aktivität der Wale lässt sich nachvollziehen, und mit dem richtigen Impuls könnte Bitcoin rasch in seine alte Volatilität zurückfallen. Dennoch besteht aktuell ein erhebliches Risiko: Sollten die Bitcoin-Wale wieder in größerem Stil verkaufen, während die Nachfrage von institutioneller Seite stagniert, droht ein Absturz. Bereits Abflüsse von 2 % im Jahr 2018 und 9 % im Jahr 2022 führten zu Kursrückgängen von 74 % bzw. 64 %, so 10x Research.
„Wir nähern uns einem Punkt, an dem der Markt sein Hoch erreicht“, meint Fred Thiel, CEO des Bitcoin-Miners MARA Holdings, der bisher keine seiner Bestände verkauft hat. „Ich persönlich glaube jedoch, dass wir uns heute in einem ganz anderen Marktdynamikumfeld befinden.“ Alles in allem könnte die Machtverschiebung von anonymen Walen hin zu institutionellen Allokatoren die gegenwärtige Marktstruktur über Jahre hinweg stabilisieren. „Das kann lange anhalten – Jahre“, sagt Markus Thielen, CEO von 10x Research. „Es ist eher ein langsames Mahlen, bei dem Bitcoin sich zu einem 10 %-bis-20 %-Asset entwickelt. Die Natur von Bitcoin verändert sich grundlegend.“
FMW/Bloomberg
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…habe diese Woche den Podcast der Wirtschaftswoche History Financial Crimes angehört…sehr unterhaltsam…fast alle der Betrüger, sei es nun Ponzi, Adele Spitzeder, Sarah Howe, Bernie Madoff, Therese Humbert…bei allen hat der Betrug in aller Öffentlichkeit stattgefunden…alle Menschen haben denen ihr Geld gegeben, weil sie Vertrauen hatten…erinnert mich irgendwie immer an Bitcoin…am Ende wird es wahrscheinlich so sein, dass, bis alle Dickfische das Zeug losgeworden sind und es an Fondgesellschaften vertickt haben, wo es in Produkte eingebettet wird, die der 78 Rentner mit Sicherheit nicht haben wollte, noch etwas Zeit vergeht und dann geht Bitcoin den Bach herunter…die Anleger von irgendwelchen Fonds beschweren sich dann, dass der Fond in Bitcoin angelegt hat, aber das Geld ist futsch…erinnert mich auch ein bissl an die Subprime Kredite…da wusste der Kleinanleger auch nicht, was da so alles für Murks drin ist…
Jeder, der sich etwas länger mit dem Thema Fiatwährungen befasst, ist sich darüber im Klaren, daß diese nicht viele Jahrzehnte existieren, bevor die menschliche Gier und inflationäre Dummheit sie wertlos machen – in der Politik wird gerne gelogen, wie gedruckt – und gedruckt wird immer mehr, was die Entwertung der Fiatwährungen beschleunigt…
Der Bitcoin (BTC) ist das erste von Menschen erdachte, unkorrumpierbare und global ohne Drittparteien prüfbare, digitale Finanzasset! Die Finanzkrise hatte den Beweis geliefert, das neue Weltwirtschaftskrisen möglich waren, solange ‚Geld(werte)‘ aus dem Nichts von einigen wenigen ‚erschaffen‘ werden konnte. Mit dem Digitalgold Bitcoin (BTC) wurde das erste und einzige Finanzasset erdacht, welches auf mathematischen Formeln basierend, ebenso einmalig und unkopierbar wurde, wie das Internet. Mehr zur Logik und völligen Transparenz von Bitcoin erfährt man von Florian Bruce, Niko Jilch, Roman Reher und Michael Saylor – der Bildungsnutzen dieser Jahrtausenderfindung wird mit hoher Wahrscheinlichkeit noch viele Generationen weiter voran schreiten…
@dan Wick
Ich bin Laie in diesem Thema. Und ich stimme den Ausführungen bezüglich der Nichtvermehrbarkeit in Bezug auf Bitcoin zu.
Mich treibt nun aber ein Gedanke um, der sich über den Bitcoin hinaus mit der „Begrenzung“ von Kryptowährungen befasst. Neben dem Bitcoin gibt es ja nun bereits weitere „erschaffene“ Kryptos. Der gute Ruf des Wesens vom Bitcoin hat da sicherlich Pate gestanden. Wenn ich nun Mal ganz ketzerisch Frage, wie viele Kryptos es in zehn Jahren geben wird, also dem Beispiel des Bitcoins geschaffen wurden Frage ich mich eben doch , wie stabil diese “ Währung“ ist. Sollten wir Mal die gesamten bislang erschaffenen Fiatwährungen in bislang nicht begrenzeder Höhe in Kryptos getauscht haben, was ist dann dieses Kryptogeld wert? Und wer schreibt fest, das auf alle Zeit voraus, das es nicht beliebig viele neu erdachte Kryptos geben kann?! Nur auf Bitcoin bezogen geht die Rechnung auf. Aber alles was dem bereits gefolgt ist, ist nichts anderes, als eine ebenfalls geschaffene beliebige Vermehrung nicht korrumpierbarer Währungen. Angenommen es würde alles wieder zurück, nur auf den Bitcoin bezogene Wertdarstellungen, für sämtliche Wertkreisläufe dargestellt werden… dann würde ich eine Gehaltsauszahlung von 0, 0000000000045679 Bitcoin erhalten. Im Folgemonats schon würde eine 0 hinter dem Komma und vor der ersten abweichenden Ziffer dazu kommen….Da würde ich aber fix doch wieder auf die Gute alte Mark, Euro, Dollar oder sonst was zurückgreifen wollen! Ich will damit nicht die Idee und die Wirkung vom Bitcoin als solche in Frage stellen. Nur glaube ich , das der Mensch diese rein mathematische Darstellung sehr schnell verdrängen wollen würde. Die absolute Sicherheit will doch in Wahrheit kein Mensch haben! Wir brauchen etwas für den Kopf, für die Seele und vor allem für die Hände!! Etwas zum „Be(Greifen)“… so ist der Mensch nun Mal. Der Verstand der mehrheitlich nicht akademisch gebildeten Verbraucher kann mit so vielen „Nullen“ nach dem Komma und vor der ersten von 0 abweichenden Ziffer nix anfangen. Bitcoins und Kryptos sollten daher den Rahmen einer max möglichen geschaffenen Geldmenge ausdrücken dürfen. Für den Alltag darf es gerne weiter der Schein, oder die Münze für den Alltagsverkehr bleiben. Ansonsten bleibt festzuhalten, das wir auch eine Abhängigkeit von Kryptos nicht als Allheilmittel betrachten sollten. Auch bei Kryptos wird es “ Schwund“ geben. Und…Fällt der Strom aus, oder die Kontrolle geht über in missbräuchliche Hände, sind wir da, wo wir uns auch schon seit tausenden von Jahren befinden…Von nix kommt nix und mitnehmen kann man auch nix…. Ich denke, Kryptos ist Teil des Ganzen, aber nicht Alles.
@Dan Wick: Alles von Menschen er dachte ist nicht sicher, hat irgendwo immer eine Lücke…oder Unsicherheiten, die evtl. durch Supercomputer, KI usw. ausgenutzt werden könnten
„Tand, Tand ist das Gebild von Menschenhand“
(Aus der Ballade „Die Brücke am Tay“ von Theodor Fontane).