Europa

Bitte EZB-Inflationsziel streichen: Deutsche Importpreise extrem schwach

Das EZB-Inflationsziel liegt bei offiziell 2,0% oder nahe 2,0%. Das rückt aber in immer weitere Ferne, wie jüngst veröffentlichte Daten zeigen. Um so mehr rückt dieses Ziel in weite Ferne, wenn man heute die für Januar veröffentlichen deutschen...

FMW-Redaktion

Das EZB-Inflationsziel liegt bei offiziell 2,0% oder nahe 2,0%. Das rückt aber in immer weitere Ferne, wie jüngst veröffentlichte Daten zeigen. Um so mehr rückt dieses Ziel in weite Ferne, wenn man heute die für Januar veröffentlichen deutschen Importpreise betrachtet. Sie steigen gegenüber Januar 2016 nur um 0,7%. Im Dezember waren es auch schon relativ schwache 1,1% gewesen. Da hatte man noch gedacht, dass es ein statistischer Ausrutscher sein könnte.

Aber heute mit nur noch 0,7% zeigt sich, dass in den nachfolgenden Monaten die letztlichen Verbraucherpreise wohl noch weiter schwächeln werden. In der folgenden Grafik sieht man im rot markierten Bereich von unten an gesehen die monatlichen Veränderungen gegenüber dem Vorjahr. Bis November lagen die Steigerungen bei den Importpreisen stets über 2%. Und jetzt dieser Einbruch.

Woher kommt er? Nun, Produkte wie importierter Stahl steigen beispielsweise um 10,2%, importiertes Holz verteuert sich um 14,4%. Importierte Vorleistungsgüter (Güter, die im Produktionsprozess verbraucht, verarbeitet oder umgewandelt werden), waren im Januar 2018 um 2,0% teurer als im Januar 2017. Während insbesondere rohes Erdöl (+13,3%) und Erdgas (+13,1%) im Vorjahresvergleich mehr kosteten, lagen die Preise für importierten Strom weit unter dem Niveau des Vorjahres (– 37,6%). Aber ach ja, der importierte Strom wird den Schnitt nicht brutal runterreißen.

Also was ist der Grund für diese sehr schwachen Importpreis-Steigerungen? Zitat Statistisches Bundesamt:

Die Preise für importierte Gebrauchsgüter (langlebige Konsumgüter) sanken gegenüber dem Vorjahr um 2,5 % und gegenüber dem Vormonat im Durchschnitt um 0,6 %.

Importierte Verbrauchsgüter (kurzlebige Konsumgüter) verbilligten sich gegenüber Januar 2017 um 1,6 %. Im Vergleich zu Dezember 2017 fielen diese Preise um 0,7 %.

Importierte landwirtschaftliche Güter waren gegenüber Januar 2017 um 8,2 % billiger (+ 0,1 % gegenüber dem Vormonat). Während sich Rohkaffee (– 23,1 %) und Rohkakao (– 19,3 %) stark verbilligten, wurden insbesondere lebende Tiere und Erzeugnisse tierischen Ursprungs zu höheren Preisen importiert (+ 5,9 %).

Eingeführte Investitionsgüter verbilligten sich um 1,2 % gegenüber Januar 2017 (– 0,1 % gegenüber Dezember 2017). Insbesondere Speichereinheiten und andere Datenspeicher (– 15,4 %) sowie Geräte und Einrichtungen der Telekommunikationstechnik (– 5,5 %) wurden gegenüber Januar 2017 billiger importiert.

Es handelt sich also nicht um einzelne Gründe, sondern um eine strukturelle Schwäche in vielen Bereichen. Die Zinswende in der Eurozone rückt also in immer weitere Ferne, weil Deutschland ja das ökonomische Schwergewicht ist.

Importpreise



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1 Kommentar

  1. Angesichts der Tatsache, dass importierter Strom um fast 38% billiger war, erstaunen die durchschnittlichen Strompreis-Steigerungen unserer geschätzten Stromanbieter in Höhe von 25 bis 40% gegenüber dem Vorjahr schon etwas. Ach ja, ich vergaß, daran ist der böse Ökostrom Schuld.
    Aber so etwas rechnen die Mathekünstler und Verbalakrobaten der EZB ohnehin lieber aus den Inflationszahlen heraus, ebenso wie alle anderen Posten und Güter, welche das tägliche Leben betreffen. Würden nämlich Positionen wie Mieten bzw. Immobilien/Baukosten, Strom, KfZ-Kosten, Versicherungen, Nahrungsmittel (und iPhones) ;) so gewichtet, wie sie prozentual im Ausgabenkorb eines durchschnittlichen Bürgers zu Buche schlagen, hätten wir vermutlich eine Teuerungsrate von 4 bis 5%, Tendenz konstant weiter steigend.
    Weiterhin ist es extrem fraglich, ob irgendein Produzent, Konzern, eine Firma oder ein Händler günstigere Einkaufs- oder Rohstoffpreise an den Endverbraucher weitergibt oder je gegeben hat. Dann doch lieber Gewinnmaximierung, immer die eigenen Aktienkurse oder Kontostände im Hinterstübchen. Und wenn die günstigeren Einkaufspreise dann wieder das ursprüngliche Niveau erreichen, flattern uns die bekannten Schreiben und E-Mails ist Haus, die da meist beginnen: „Marktentwicklungen und Preisanpassung. Unser Ziel ist es, den Service, unsere Leistungen und die Konditionen für unsere Kunden kontinuierlich zu verbessern. Leider…“

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