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Boeing – Trash-Talk und Fantasietermine

 
 

Europas größter Billigairline Ryanair teilte am Montag mit: „Wir sind mitten im ersten Teil dieses obligatorischen Kontrollprogramms und erwarten keine Auswirkungen auf unsere Flotte oder unseren Betrieb.“ Die irische Billigfluggesellschaft setzt aktuell mehr als 400 der NG-Maschinen ein. Wie „airliners.de“ erst heute Mittag mit Bezug auf „Flight Global“ berichtete, schreibt die US-Aufsichtsbehörde FAA nun weitere Inspektionen an den 737 NGs vor. Im dritten Quartal 2019 lieferte Boeing insgesamt 62 Verkehrsflugzeuge aus, davon nur fünf 737 NG mit schmalem Rumpf, was 67 Prozent weniger als im gleichen Quartal des Vorjahres entspricht. Noch eine Baustelle, die sich Boeing im Moment eigentlich nicht leisten kann.

Gegenwind von der Weltwirtschaft

Wegen schwacher Nachfrage plant der US-Flugzeugbauer außerdem, die Produktion des 787 Dreamliner-Großraumflugzeugs von 14 auf 12 Flugzeuge pro Monat zu reduzieren. Dies soll innerhalb von rund zwei Jahren ab Ende 2020 geschehen. Das ergibt sich aus dem Finanzbericht des Unternehmens zum dritten Quartal.

Nach Angaben des Flugzeugbauers wird die Produktion des Dreamliners im Zusammenhang mit der „aktuellen Situation im Welthandel“ reduziert. Eine weitere Ursache für die Auftragsflaute und die Prognoserevision seien der anhaltende Handelskonflikt zwischen den USA und China. „Der Mangel an Aufträgen aus China hat die Produktivität unter Druck gesetzt, und wir mussten Anpassungen vornehmen“, so der Chef von Boeing, Dennis Muilenburg, anlässlich der Präsentation der jüngsten Quartalszahlen. Dem Aktienkurs von Boeing sieht man die Probleme des Konzerns momentan noch nicht an. Auch hier gilt wie am gesamten US-Aktienmarkt das Prinzip Hoffnung:

Boeing Aktie Kursverlauf

Fazit und Ausblick

Die Herausforderungen für Boeing reichen aktuell von hauseigenen Qualitätsproblemen über ein angeschlagenen CEO bis hin zum Handelskrieg und einer schwachen Weltwirtschaft. Grundsätzlich bleibt die Nachfrage nach Verkehrsflugzeugen in den nächsten Jahren sehr hoch und kann vom Rivalen Airbus allein nicht befriedigt werden. Doch das Vertrauen der Kunden in die Boeing-Maschinen ist stark angeknackst und es könnte sein, dass der Flugzeugbauer den Mittelstreckenjet 737 Max völlig neu konstruieren muss. Das würde viel Geld kosten und einen langwierigen Zertifizierungsprozess bedeuten. Damit könnten auch die jetzt gestellten Prognosen zur Makulatur werden. Boeing bleibt eine der ambivalentesten Aktien auf dem Kurszettel der NYSE und stark abhängig von den Entscheidungen der internationalen Luftsicherheitsbehörden – ein echtes Zockerpapier eben.

Boeing Hauptwerk nahe Seattle
Das Hauptwerk von Boeing in Everett nahe Seattle. Foto: Jeremy Elson CC BY-SA 3.0

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