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Börse: Ist der Hochpunkt der Wirtschaftserholung überschritten?

Rekorde an der Börse - aber das Wachstum kühlt ab

Börse und die Lage der Wirtschaft

Die letzte Handels-Woche an der Börse brachte mehr Verwirrung als Klarheit. Die Ergebnisse bei der Berichtssaison diesseits und jenseits des Atlantiks schießen durch die Decke – genau wie die Inflationsraten. Gleichzeitig werden die Wirtschaftsaussichten nach unten gesetzt, die Kapitalmarktzinsen sind schon wieder rückläufig. Auf der anderen Seite werden die Forderungen nach einem baldigen Zurückfahren der Anleihekäufe (Tapering) immer lauter. Wird das kommende Wirtschaftswachstum von der Börse überschätzt?

Börse: Die Wachstumsaussichten verschlechtern sich

Vor einem Monat hat der Internationale Währungsfonds IWF die Prognosen für das Wachstum der Welt nach oben gesetzt, auf global sechs Prozent für 2021, 4,9 Prozent für 2022. An der Spitze China mit über acht Prozent, die USA mit sieben Prozent, aber ist dies eigentlich nicht bereits überholt?

Der ISM Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe fiel in den USA im Juli das zweite Mal in Folge auf 59,5 Punkte, sein Hoch hatte er bereits im April mit 64,7 Punkten erreicht. Dies ist allerdings noch deutlich im Wachstumsbereich, im Vergleich zu China, wo der PMI für die Industrie mit 50,4 Punkten nicht mehr allzu weit über den Wachstumsschwelle von 50 liegt.

Aber die große Enttäuschung lieferte am Freitag der Index für das Verbrauchervertrauen der Universität Michigan.

Dieser fiel für den Monat August mit 70,2 Punkten extrem enttäuschend aus, erwartet wurden 85,0 Punkte und damit rutschte man auf den tiefsten Stand seit dem Jahr 2011. Aber warum soll eine einzige Konjunkturzahl eine solche Bedeutung aufweisen?

Weil sich aus dem Verbrauchervertrauen Rückschlüsse auf das Konsumverhalten der Amerikaner ableiten lassen. Die offizielle Begründung sind Sorgen über das Aufflammen der Delta-Variante sowie Bedenken über eine weiter steigende Inflation. Schon oft dargestellt: Die Kauflust der Amerikaner bestimmt das Bruttoinlandsprodukt der USA zu 70 Prozent und weist eine gigantische Dimension von 16 Billionen Dollar auf. Für sich betrachtet wäre dies bereits die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, noch vor China. Der Konsum hat daher überragende Bedeutung auch für die Börse.

Warum hat die US-Regierung Billionen Dollar in Rettungspakete und Helikoptergeld gesteckt, um die Einzelhandelsumsätze während Corona oben zu halten? Hier noch einmal die Übersicht, die anzeigt, warum die Rezession in den USA 2020 nur 3,5 Prozent betragen hat. Es waren die Einzelhandelsumsätze:

Die Börse und die US-Konjunktur

Sollte der US-Konsum mit seinem riesigen Gewicht von 16 Billionen Dollar tatsächlich nachgeben, müsste dies nicht Auswirkungen auf Lieferketten und Preise haben?

Und hatten wir nicht vor einer Woche die unglaubliche Zahl von 10,1 Millionen offenen Stellen in den USA für Ende Juni gemeldet bekommen? Also vor sechs Wochen. Und jetzt stellt man fest, dass die Preissteigerungen wesentlich höher sind, als die Lohnsteigerungen, was damit die Kaufkraft der Verbraucher und den US-Konsum belasten sollte. Die Stimulusschecks sind aufgebraucht, werden die Amerikaner weiter für besser bezahlte Jobs pokern oder ist das Feuer der berüchtigten Lohn-Preis-Spirale schon wieder am Verklimmen?

Zeigen die niedrige Zinsen an der Börse nicht an, dass die hohen Wachstumsaussichten für die nächsten Quartale etwas überzogen sein könnten?

Die Absurdität in Zahlen: Sechs Prozent Wirtschaftswachstum und eine 10-jährige US-Staatsanleihen von 1,29 Prozent – diese Daten müssen sich annähern, denn diese Parameter passen hinten und vorne nicht zusammen.

Der Anstieg von Corona in Asien

Sicherlich ist der Anstieg der Infektionen in asiatischen Ländern eine temporäre Bremse für die Wirtschaft in den westlichen Staaten. Die zahlreichen Coronaausbrüche in Malaysia, Vietnam oder Thailand führen zur Stilllegung von Fabriken und zu weiteren Störungen der Lieferketten. Aber wird das gigantische Angebot an Impfstoffen in den USA oder in Europa nicht dazu führen, dass man gerade diese Länder mit Vakzinen versorgt, die für die Güterproduktion erforderlich sind?

Laut der Statistik von „our world in data“ wurden bis vor dem Wochenende bereits 4,62 Milliarden Dosen Impfstoffe weltweit verabreicht, die Geschwindigkeit hat bereits 35,91 Millionen Impfungen pro Tag erreicht.

Vor gut acht Monaten lag diese Zahl bei Null – und wo wird man in den nächsten Monaten angelangt sein? Bei sieben Milliarden oder mehr?

Laut statista soll es in China bereits 1,82 Milliarden Impfungen gegeben haben, allerdings mit den nicht so effektiven Vakzinen von Sinovac oder Sinopharm. Daher prüft das Land bereits den Einsatz von BioNTech im Lande. Betrachtet man sich die Übersicht der John-Hopkins-Universtität über die chinesischen Infektionszahlen, so kann man schon große Zweifel bekommen. Selbst wenn die Zahlen 100-mal so hoch wären, was ist das für eine Grafik? Woher die ganze Panik?

Corona in China - Problem für die Börse?

Warum die Aktienmärkte so hoch stehen?

Eine immer öfters zu vernehmende Frage! dafür dürfte es vereinfacht ausgedrückt zwei Gründe geben. Die Gewinne der Unternehmen waren in den ersten beiden Quartalen derart hoch ausgefallen – wie seit zehn Jahren nicht mehr – so dass die Kurs/Gewinn-Verhältnisse in den USA aus den Bereichen über 30 auf 21 gefallen sind, in Europa und speziell Deutschland auf 17 oder gar unter 15.

Hierzu später noch ein weiterer Artikel auf FMW an diesem Montag.

Aus diesem Blickwinkel sind Vergleiche mit den Mondbewertungen von 1999 nicht mehr das Warnzeichen für mögliche Bereinigungen an den Märkten. Allerdings könnten sich die Bewertungen an der Börse künftig bei einem Abklingen des Sugar Rush wieder ändern – viele der jetzigen Unternehmensmeldungen sind Blicke in den Rückspiegel.

Der zweite Grund wurde schon zigmal erwähnt. Negativrealrenditen von vier Prozent(und mehr) in den USA und ein Kapitalzufluss von 120 Milliarden Dollar – pro Monat, bis zum Jahres Ende? Wäre das aber nicht eine weitere Ausweitung der Fed-Bilanz Bilanz um knapp 500 Milliarden Dollar?

Dazu eine Grafik, die mehr aussagt, als tausend Erklärungen:

Börse und Liquidität

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1 Kommentar

  1. Der optimistische Herr Müller sollte vielleicht erklären wo das weitere Gewinnwachstum herkommen sollte,
    1. Bei hoher Inflation ohne oder mit starken Lohnsteigerungen und. ohne Helikoptergeld.
    2. Bei steigender Besteuerung oder Regulierung der grossen Absahner, die kleineren und mittleren Firmen laufen eh schon schlecht.
    3. Die schlauen Chinesen sind gerade daran das Tempo leicht abzubremsen, während der kapitalistische Westen immer weiter Gas geben muss.

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