Die Angst vor einer Aktienblase erfasst die Zentralbanker in Washington. Ähnlich wie im Jahr 2000, als die Dotcom-Blase kurz vor dem Platzen stand, warnen die Zentralbanken nun erneut vor einem drohenden Börsencrash. Doch diesmal ist es die Künstliche Intelligenz (KI), die die Aktienmärkte in Aufruhr versetzt. Während Anleger auf revolutionäre Gewinne hoffen, wächst in den Chefetagen von IWF und Fed die Sorge, dass die Euphorie in einer schmerzhaften Korrektur enden könnte. Die Notenbanker treffen sich kommende Woche in Washington – im Schatten der Frage, ob der KI-Boom die Weltwirtschaft beflügelt oder in die nächste Finanzkrise stürzt.
Zentralbanker warnen vor Börsencrash
Zentralbanker, die bereits wegen anhaltender Handelsspannungen, hartnäckiger Inflation und steigender Staatsverschuldung beunruhigt sind, sehen sich in der kommenden Woche einer neuen Sorge gegenüber: der Gefahr eines Börsencrashs.
Globale Zentralbanker und Finanzminister werden sich in Washington zu den Herbsttagungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank versammeln. Wie Bloomberg berichtet, wurden zuvor wiederholt Warnungen laut, dass eine auf Unternehmen im Bereich der künstlichen Intelligenz konzentrierte Aktienblase bald platzen könnte.
Kristalina Georgieva, die Geschäftsführerin des IWF, räumte in einer Rede am Mittwoch, in der sie einen Ausblick auf die Diskussionsthemen der kommenden Tage gab, das Risiko für die Finanzstabilität ein.
„Die Bewertungen nähern sich dem Niveau, das wir vor 25 Jahren während des Internet-Booms gesehen haben”, sagte sie und fügte hinzu: „Sollte es zu einem Börsencrash kommen, könnten strengere Finanzbedingungen das weltweite Wachstum bremsen, Schwachstellen offenlegen und das Leben für Entwicklungsländer besonders schwer machen.”
Ihre Warnung war deutlicher als der Kommentar des IWF aus der Sitzung vom Oktober 2000, kurz bevor die Aktienblase platzte. In seinem Weltwirtschaftsausblick war damals von „nach wie vor hohen” Aktienbewertungen und der Gefahr einer „ungeordneten” Auflösung von Ungleichgewichten die Rede. Innerhalb weniger Monate war der Börsencrash schließlich so stark, dass die Federal Reserve eine Notzinssenkung um einen halben Prozentpunkt vornehmen musste.
Risiken nehmen zu
Noch bevor die erneute Drohung von US-Präsident Donald Trump mit Zöllen gegen China am Freitag die globalen Aktienmärkte einbrechen ließ, sahen Regierungsvertreter alarmierende Parallelen. So warnte die Bank of England gerade vor dem Risiko einer „scharfen Marktkorrektur“, die Zentralbanker der EZB äußerten lautstark ihre Besorgnis und auch die Reserve Bank of Australia wies diesen Monat auf Schwachstellen hin.

Solche Bedenken nehmen seit einiger Zeit zu. Bei ihrer letzten Sitzung vor mehr als einem Monat wurden die EZB-Vertreter vor „plötzlichen und starken Kurskorrekturen” gewarnt, und im September stellte Fed-Chef Jerome Powell fest, dass die Märkte „hoch bewertet” seien.
In der kommenden Woche könnte der „Global Financial Stability Report” des IWF – eine Publikation, die es im Jahr 2000 noch gar nicht gab – am Dienstag mehr Aufmerksamkeit als sonst auf sich ziehen. Außerdem wird der aktuelle WEO mit den Weltwirtschaftsprognosen veröffentlicht.
Genau unter die Lupe genommen werden auch die Erklärungen der Minister der G7- und G20-Staaten, die an der IWF-Tagung teilnehmen, sowie die unterschiedlichen Meinungen der politischen Entscheidungsträger, die ihre Standpunkte wahrscheinlich darlegen werden.
Was Bloomberg Economics dazu sagt: „Künstliche Intelligenz könnte eine Blase sein. Sie ist aber auch eine Macht, die nicht zu unterschätzen ist. Der IWF hat zweifellos Recht, wenn er davor warnt, dass die Bewertungen überzogen sind. Fraglich ist jedoch, ob diese Warnungen bei von der Angst, etwas zu verpassen, getriebenen Anlegern auch Gehör finden.“ – Tom Orlik, globaler Chefökonom.
Ansonsten gehören die Handels- und Verbraucherpreisdaten in China und Indien, die Lohn- und Wachstumszahlen aus Großbritannien sowie die Bekanntgabe des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften am Montag in Stockholm zu den Höhepunkten der Woche.
Nachfolgend finden Sie eine Zusammenfassung der bevorstehenden Ereignisse in den USA.
USA
In den USA, wo die Veröffentlichung offizieller Wirtschaftsdaten aufgrund des Regierungsstillstands weiterhin verzögert ist, blicken die Anleger in der kommenden Woche gespannt auf Powells Einschätzung des Arbeitsmarktes und der Inflation. Am Dienstag wird er bei der National Association for Business Economics einen Ausblick auf die Wirtschaft und die Geldpolitik geben.
Die Rede von Fed-Chef Powell bildet den Höhepunkt einer Woche voller Auftritte von Zentralbankern, darunter die Fed-Gouverneure Christopher Waller, Michael Barr und Stephen Miran sowie die Präsidenten der regionalen Fed-Banken Anna Paulson, Susan Collins und Alberto Musalem.
Zu den veröffentlichten Wirtschaftsdaten gehören der Optimismusindex für Kleinunternehmen für September sowie die Umfragen zum verarbeitenden Gewerbe für Oktober der Fed-Banken von New York und Philadelphia. Am Mittwoch veröffentlicht die Fed ihr Beige Book, eine Sammlung von Einzelberichten über die wirtschaftliche Lage im ganzen Land.
FMW/Bloomberg
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Ist das die selbst erfüllende Vorhersage?
Nun lesen wir das alle nach wochenlange Vorbereitung hier und morgen verkaufe ich mal schnell, die anderen auch und morgenavond sind wir 15% runter.
Bin gespannt.
Das Thema „Crash“ ist ein Triggerwort geworden um eine womöglich zwingend notwendige Rückkehr in die Normalität zu beschreiben. Wenn man das mit „Rückgang“ oder „Korrekturen“ begleiten würde, wäre es viel leichter zu ertragen. Aber Crash wirkt natürlich viel dramatischer! KI ist in seiner jetzigen Form ein übertriebener Hype um auch hier auf eine weltverändernde Neuausrichtung von Wirtschaft, Politik und Zusammenarbeit hinzuwirken. Sicher wird es Anpassungen geben müssen. Aber KI wird nicht sein volles Potenzial entfalten können, weil es viele Menschen vom Leben und Selbstverständnis des Daseins in einem Arbeits- und Beschäftigungsprozess ausschließen dürfte. Nur die Vorteile zu beleuchten hilft nicht um auch die Schattenseiten zu erklären. Wir werden nicht umhin kommen, bei Verlust von Arbeitsplätzen Prozesse und Technologien zu besteuern um die dann wegbrechende Steuerbasis des Steueraufkommens aus Arbeit aufzufangen. Ich kann mir nicht vorstellen das jeder Mensch sein Heil in einer Tätigkeit rund um KI finden wird. Sorry, die Vielfalt von Wünschen, Begabungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten kann nicht nur an und durch „KI“ bemessen werden. Wenn der Mensch mit dem was er individuell zu leisten imstande ist sich ausschließlich im Kampf mit der KI versuchen soll… wird sich KI nicht so entfalten und nutzen lassen, wie es derzeit suggeriert wird. Also… Leben und Leben lassen! Wird eine zu große Zahl von Individuen aus dem Wertschöfungsprozess herausgenommen und dadurch seine Teilhabe am Leben annähernd unmöglich gemacht, können wieder Recht „primitive“ Überlebensstrategien in den Vordergrund rücken. Welche Worte diese Prozesse dann beschreiben mag sich jeder selbst ausdenken. Und zum „Crash“ sei gesagt, das auch Märkte atmen müssen um vital und anpassungsfähig zu bleiben. Daher ist ein adäquater Rückgang letztlich sogar eher wünschenswert und zu befürworten, wenn dadurch viel „Spielgeld“ vom Tisch verschwinden wird. Das meiste Geld davon ist derzeit eh falsch allokiert.
Danke für ihre Bewertungen. Sie gehen konform mit meinen Beobachtungen, wobei nach meiner Ansicht die Unruhe und Unzuverlässigkeit sämtliche Entscheidungsfreude bremst. Wie schnell sich der bereits entstandene Schaden ausgleichen und aufholen lässt hängt nicht zuletzt vom Rückgrat der Politik bezüglich weltweiter Reformen ab. Ein „weiter so“ ist das Schlimmste, leider auch mit diesem Wissen wird sich nichts ändern!
Für die Realwirtschaft und die Realbürger wäre der Umbau der Finanzwelt anstatt deren Implosion das einzig Richtige:
1. Abschaffung jeglichen Kurzzeit- und Hebelhandels.
2. Weltweiter Aufbau einer staatlichen Bitcoin-Reserve (Digitalgold) und Akzeptanz von BTC als allgemeingültige Zweitwährung.