Nachdem sich die US-Aktienmärkte von ihrem Ausverkauf im Zuge des Zollchaos im April erholt haben, schallen wieder „Buy America”-Rufe durch den Börsenwald. Zahlreiche Wall-Street-Strategen sind zuletzt optimistischer geworden und haben den Kauf von US-Aktien empfohlen. Während institutionelle Anleger erst spät in die Erleichterungsrally eingestiegen sind, haben Privatanleger während der Korrekturphase massiv Aktien gekauft. Der Handelskrieg und die hohen Zölle rückten dabei zunehmend in den Hintergrund, sodass der S&P 500 zeitweise bis auf rund 3 Prozent an sein vorheriges Allzeithoch kletterte. Die Strategen von CLSA warnen jedoch vor der „astronomischen Selbstzufriedenheit” der Anleger hinsichtlich der Auswirkungen des Handelskriegs.
CLSA warnt vor übertriebenem Optimismus bei US-Aktien
Laut dem Chefstrategen für Aktien von CLSA, einer Kapitalmarkt- und Investmentgruppe, scheinen US-Aktienanleger „astronomisch selbstgefällig“ zu sein, was das Ausmaß des Schadens angeht, den der Handelskrieg den Unternehmensgewinnen zufügen wird.
Einem Bericht von Bloomberg zufolge gibt es für Alexander Redman aufgrund der Wirtschaftsdaten erheblichen Anlass zur Sorge um die zuletzt stark gestiegenen US-Aktien. Die Investitionsabsichten der US-Firmen sind erst zum vierten Mal in diesem Jahrhundert negativ, der Index für das Verbrauchervertrauen der Universität Michigan befindet sich auf dem tiefsten Stand seit Jahrzehnten und zwei Drittel der US-Haushalte glauben jetzt, dass die Arbeitslosigkeit in zwölf Monaten höher sein wird.

„Mit der Einführung er Zölle durch Donald Trump, wurde die Stimmung der Unternehmen und Haushalte schwer beschädigt“, sagte Redman in einem Interview und fügte hinzu: „Es ist unwahrscheinlich, dass die Stimmung wieder auf den Stand vom Dezember zurückkehren wird.“
Trotz des Handelskriegs, der die Aktienmärkte belastet, liegt der S&P 500 weniger als 5 % unter seinem Rekordhoch vom Februar und nahe der mittleren Jahresendprognose der von Bloomberg erfassten Strategen. Die Aktienmärkte rechnet außerdem derzeit mit einem Gewinnwachstum pro Aktie von 10 % in diesem und 14 % im nächsten Jahr. Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate der letzten vier bis fünf Jahrzehnte lag jedoch bei etwa 6,7 %, weshalb Redman die Erwartungen für zu hoch hält.
Wall-Street-Bären sind still
„Die Wall-Street-Bären werden Ihnen das nicht sagen, weil sie 2022 und 2023 einheitlich diskreditiert wurden, nachdem sie eine US-Rezession vorausgesagt hatten, die nie eingetreten ist“, sagte er. „Sie wollen sich nicht noch einmal vor diesen Zug stellen.“
Aufgrund der Bedenken hinsichtlich der US-Wirtschaftsaussichten ist das Brokerage in den exportorientierten asiatischen Volkswirtschaften wie Südkorea und Taiwan untergewichtet. Es bevorzugt Aktienmärkte, die von den US-Risiken stärker abgeschirmt sind, wie Indien und Australien. Andere Strategen von prominenten Adressen wie Morgan Stanley Investment Management, AQR Capital Management, Bank of America und Franklin Templeton halten die Emerging Markets für den nächsten Bullenmarkt. Auch sie setzen verstärkt auf Alternativen zu US-Aktien.
Japanische Aktien bewertet Redman als neutral, da er sie nahe dem fairen Wert sieht. Chinesische Aktien bewertet er ebenfalls als neutral, da die Aussichten durch den lahmen Konsum eingeschränkt sind.
FMW/Bloomberg
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Moin, moin,
pauschal ist das wohl so, aber es kommt sicher auch auf den jeweiligen Titel an. Pauschal betreiben nicht alle Italiener eine Eisdiele. Im Einzelfall aber schon.
Allerdings, wer den Index handelt, der kauft m.E. teuer oder er wartet die Preissteigerungen ab, dann wird sein teurer Einstand wieder billiger