Was sind Zertifikate und wie funktionieren Sie?

Zertifikate sind Anlageprodukte, die es Anlegern ermöglichen, auf die Wertentwicklung von Aktien, Indizes, Rohstoffen oder anderen Anlageklassen zu setzen, ohne diese direkt zu kaufen. Stattdessen erwirbt der Anleger ein Zertifikat, das von einer Bank oder einem anderen Finanzinstitut ausgegeben wird, und dessen Wert sich an der Wertentwicklung des jeweiligen Basiswerts orientiert. Der Anleger kann somit an möglichen Gewinnen partizipieren, aber auch Verluste erleiden, wenn die Wertentwicklung des Basiswerts negativ ist.

Zertifikate sind Schuldverschreibungen

Wichtig zu wissen: Zertifikate sind Schuldverschreibungen. Der Anleger, der ein Zertifikat kauft, wird damit Gläubiger des Emittenten des Zertifikats. Dies wurde vielen Anlegern erstmals so richtig bewusst, als während der Finanzkrise 2008 die Investmentbank Lehman Brothers pleite ging. Zertifikate sind nämlich keine Bankeinlagen wie Sparkonten oder Girokonten, die vom Einlagensicherungsfonds geschützt sind. Geht der Schuldner pleite, bleibt der Anleger auf seiner Forderung sitzen, und kann seine Zertifikate nicht wieder zu Geld machen.

Welche Arten von Zertifikaten gibt es?

Es gibt verschiedene Arten von Zertifikaten, die sich in ihrer Konstruktion und den zugrunde liegenden Anlageklassen unterscheiden. Hier sind einige der gängigsten Arten von Zertifikaten:

– Bonus-Zertifikate bieten eine feste Verzinsung, wenn der Basiswert während der Laufzeit innerhalb einer bestimmten Bandbreite bleibt. Wenn er jedoch aus dieser Bandbreite ausbricht, kann es für die Anleger zu Verlusten kommen.
– Discount-Zertifikate bieten Anlegern einen Rabatt auf den aktuellen Preis des Basiswerts – wenn er am Ende der Laufzeit über einem bestimmten Preis liegt, partizipieren die Anleger an den Kursgewinnen. Wenn der Basiswert aber unter diesem notiert, entstehen Verluste für die Anleger.
– Index-Zertifikate bilden die Wertentwicklung eines bestimmten Aktienindex ab.
– Partizipations-Zertifikate ermöglichen es Anlegern an der Wertentwicklung eines Basiswerts wie einer Aktie oder einem Rohstoff zu partizipieren.
– Knock-Out-Zertifikate haben einen festgelegten Knock-Out-Level, bei dem das Zertifikat wertlos wird, wenn der Basiswert diesen Level erreicht oder unterschreitet.

Funktionsweise

Zertifikate basieren auf einem Konstruktionsprinzip, das als Derivat bezeichnet wird. Ein Derivat ist ein Finanzinstrument, dessen Wert von einem oder mehreren zugrunde liegenden Anlageklassen abgeleitet wird. Der Preis eines Zertifikats hängt somit von der Wertentwicklung des Basiswerts ab. Wenn ein Anleger ein Zertifikat erwirbt, zahlt er in der Regel einen Ausgabepreis, der sich aus dem aktuellen Kurs des Zertifikats und einem Aufschlag für den Emittenten zusammensetzt. Während der Laufzeit des Zertifikats kann der Preis steigen oder fallen, abhängig von der Wertentwicklung des Basiswerts.

Am Ende der Laufzeit des Zertifikats erhält der Anleger entweder den Ausgabepreis zurück oder einen Betrag, der sich aus dem aktuellen Kurs des Zertifikats und der Wertentwicklung des Basiswerts ergibt. Wenn der Basiswert während der Laufzeit des Zertifikats unter den Ausgabepreis fällt, erleidet der Anleger Verluste. In der Regel werden Zertifikate aktiv gehandelt, Anleger verkaufen Positionen also im laufenden Börsenhandel.

Vorteile von Zertifikaten

Diversifikation: Zertifikate ermöglichen es Anlegern ihr Portfolio zu diversifizieren, da sie Zugang zu verschiedenen Anlageklassen haben, ohne diese direkt zu kaufen.

Einfachheit: Zertifikate sind meistens einfach zu verstehen und erfordern kein tiefes Fachwissen über die zugrunde liegenden Anlageklassen.

Flexibilität: Zertifikate können auf verschiedene Laufzeiten und Basiswerte ausgerichtet sein, so dass Anleger sie an ihre individuellen Anlageziele anpassen können.

Hebelwirkung: Einige Arten von Zertifikaten, wie Knock-Out-Zertifikate, bieten eine Hebelwirkung, die es Anlegern ermöglicht, höhere Gewinne zu erzielen.

Nachteile von Zertifikaten

Ausfallrisiko: Wie bereits beschrieben, sind Zertifikate Schuldverschreibungen. Geht die herausgebende Bank pleite, verliert der Anleger seinen Rückzahlungsanspruch gegen die Bank.

Komplexität: Einige Arten von Zertifikaten, wie Knock-Out-Zertifikate, können aufgrund ihrer komplexen Konstruktion für Anleger schwer zu verstehen sein.

Kosten: Zertifikate können mit höheren Kosten verbunden sein als der direkte Kauf des Basiswerts, da der Emittent eine Gebühr für die Konstruktion des Zertifikats erhebt.

Liquidität: Einige Arten von Zertifikaten können weniger liquide sein als der zugrunde liegende Basiswert, was bedeutet, dass es schwieriger sein kann, das Zertifikat zu verkaufen, wenn der Anleger dies möchte.

Kursverluste: Wenn der Basiswert während der Laufzeit des Zertifikats an Wert verliert, kann der Kurs des Zertifikats ebenfalls sinken, was zu Verlusten für den Anleger führt.

Fazit

Zertifikate können für Anleger ein nützliches Instrument sein, um ihr Portfolio zu diversifizieren und an den potenziellen Gewinnen von Anlageklassen teilzuhaben, ohne diese direkt zu kaufen. Es ist jedoch wichtig, die Risiken und Kosten zu berücksichtigen, bevor man in Zertifikate investiert. Anleger sollten sich immer sorgfältig über das Zertifikat informieren und gegebenenfalls externe Beratung einholen. Bei der oberflächlichen Wahrnehmung, bei der das Wort „Zertifikat“ eine gewisse Sicherheit ausstrahlt, sollte man nie vergessen, dass es keine Spareinlage ist, sondern eine Schuldverschreibung. Und man sollte nie vergessen, dass Zertifikate je nach Ausgestaltung hochriskant sein und große Kursverluste bescheren können.