Zentralbanken – Notenbanken

Zentralbanken werden auch als Notenbanken bezeichnet. Die wichtigsten und bekanntesten sind die Europäische Zentralbank (EZB), Federal Reserve (Fed), Bank of England (BOE), Bank of Japan (BOJ) und die Schweizerische Nationalbank (SNB). Zentralbanken sind wichtige Institutionen in modernen Volkswirtschaften. Sie sind verantwortlich für die Überwachung und Regulierung des Geld- und Finanzsystems, die Durchführung der Geldpolitik und die Aufrechterhaltung der Finanzstabilität. In diesem Artikel werden die Funktionen und Strukturen von Zentralbanken erklärt.

Funktionen von Zentralbanken

Die Hauptfunktionen von Zentralbanken können in drei Kategorien unterteilt werden: Geldpolitik, Bankenaufsicht und Finanzstabilität.

Geldpolitik: Zentralbanken kontrollieren die Geldversorgung in einer Volkswirtschaft und beeinflussen so die Wirtschaftstätigkeit. Sie beeinflussen die Höhe des Zinssatzes, den Preis des Geldes, indem sie den Geldmarkt mit Geld (eltktronisch oder in bar) versorgen oder wieder Geld abziehen. Die Zentralbanken können auch Geldpolitik-Instrumente wie Zinssätze, Reserveanforderungen oder Offenmarktoperationen einsetzen, um Inflation und Deflation zu steuern. Hier finden Sie eine Übersicht der drei Zinssätze der EZB und ihre historische Entwicklung. Und HIER finden Sie die Entwicklung des Leitzinses der Federal Reserve für die USA und seine historische Entwicklung. Wichtig: Zentralbanken sind heutzutage die alleinigen Herausgeber von Geld für den Zahlungsverkehr.

Bankenaufsicht: Zentralbanken haben die Aufgabe, die Sicherheit und Solidität des Bankensystems zu gewährleisten. Sie überwachen die Banken und stellen sicher, dass sie die erforderlichen Regeln und Vorschriften einhalten, um sicherzustellen, dass sie sicher und stabil sind. In der Eurozone zum Beispiel überwacht die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) als Abteilung der EZB die größten und systemrelevantesten Banken.

Finanzstabilität: Zentralbanken haben in der Regel auch die Aufgabe, die Finanzstabilität der Wirtschaft sicherzustellen. Sie stellen sicher, dass das Finanzsystem widerstandsfähig gegenüber Störungen ist und eine Krise verhindert werden kann. In den USA zum Beispiel wurde der Federal Reserve offiziell auch die Aufgabe zugeteilt, die Arbeitslosigkeit möglichst niedrig zu halten durch ihre geldpolitischen Maßnahmen. Die EZB hat in Tradition der Deutschen Bundesbank ausschließlich den Auftrag für die Geldwertstabilität zu sorgen. Für Themen wie Arbeitslosigkeit sind in der Eurzone die Regierungen der Mitgliedsstaaten zuständig.

Strukturen

Zentralbanken haben in der Regel eine unabhängige Struktur, um ihre Rolle in der Volkswirtschaft ohne politische Einmischung ausüben zu können. Regierungen können ihnen also keine direkten Weisungen erteilen. Zentralbanken sind in der Regel im Besitz des jeweiligen Staates. In der Eurozone gehört die EZB anteilig den jeweiligen Zentralbanken der Mitgliedsstaaten, die wiederum ihren Staaten gehören. Es gibt aber auch Ausnahmen. In Ländern wie der Schweiz, Griechenland oder den USA gibt es auch private Miteigentümer der Zentralbanken, wobei aber sichergestellt wird, dass die Chefs der jeweiligen Zentralbank durch staatliche Organe ernannt werden, damit kein privater Einfluss auf die Geldpolitik eines Landes möglich ist.

Zentralbanken können unterschiedliche Organisationsstrukturen aufweisen. In der Regel gibt es einen Zentralbankrat, der geldpolitische Entscheidungen per Mehrheitsentschluss trifft. In den USA hat die Federal Reserve dafür das „Federal Open Market Committee“ (FOMC), die EZB den EZB-Rat. Vertreten werden die Zentralbanken durch Präsidenten, die in der Regel eine Art von Schwergewicht bei der Richtung der Geldpolitik darstellen.

Keine normale Geschäftsbank – Zentralbanken sind Banken für Geschäftsbanken

Zentralbanken sind keine Geschäftsbanken. Zum Beispiel können Gewerbetreibende oder Privatpersonen keine Konten bei einer Zentralbank eröffnen oder dort einen Kredit beantragen. Man agiert als Zentralbank sozusagen als übergeordnete Bank für Geschäftsbanken, und nimmt so Einfluss auf die Geld- und Kreditströme in der Wirtschaft, um stabile Preise zu gewährleisten. Die Geschäftsbanken können sich bei ihrer jeweiligen Zentralbank Geld leihen, üblicherweise zur Deckung eines sehr kurzfristigen Kapitalbedarfs. Um einen solchen Kredit zu erhalten, muss die Bank Sicherheiten hinterlegen, in der Regel in Form von Staatsanleihen.

Wenn Banken beispielsweise langfristige Kredite vergeben, gleichzeitig aber auf der Gegenseite die Einleger der Bank kurzfristig ihre Guthaben abziehen können, kann es sein, dass Banken Liquiditätsprobleme bekommen. Das heißt, dass sie in eine Situation geraten, in der sie zwar prinzipiell die Mittel zur Rückzahlung ihrer Schulden besitzen, diese aber nicht schnell genug zu Bargeld machen können. In so einem Fall können Zentralbanken als Kreditgeber der letzten Instanz einspringen, und so das Finanzsystems stabilisieren.

Kritik an Zentralbanken

Es gibt auch viel Kritik an Zentralbanken, da sie nicht durch Wahlen vom Volk legitimiert sind. Ihre Chefs werden von staatlichen Institutionen ernannt, aber agieren unabhängig ohne jegliche staatliche Kontrolle. Somit lautet oft die Kritik, dass sie als Staat im Staat agieren. Wie ein Kritiker schreibt (hier im Detail nachzulesen): „Ein Mehr an Transparenz ersetzt demokratische Kontrolle nicht“. Beispiel EZB: Das Gelände der Europäischen Zentralbank in Frankfurt ist nicht deutsches Staatsgebiet, formal gesehen befindet man sich nicht in Deutschland, so bestätigt es auch die EZB. Selbst Feuerwehr und Polizei müssten vor dem Betreten des Geländes formal um Erlaubnis fragen.