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Börsennotierte Unternehmen in Deutschland geben ihre Zurückhaltung auf

Wie auch immer. In Deutschland war man bisher zurückhaltend. Das hat sich anscheinend im Laufe des bisherigen Jahres geändert. Türkei, Russland, starker Euro, Nordkorea, Brexit uvm. Krisen und sonstige Unsicherheiten hatten...

FMW-Redaktion

Gerade in Deutschland sind börsennotierte Unternehmen traditionell eher vorsichtig, wenn es darum geht großspurige Gewinnprognosen abzugeben. Vor allem in den USA gibt es das Phänomen, dass dortige Konzerne ihre eigenen Erwartungen so stark herabsetzen, dass die Börse bei den letztlich veröffentlichten Zahlen oft positiv überrascht wirkt.

Wie auch immer. In Deutschland war man bisher zurückhaltend. Das hat sich anscheinend im Laufe des bisherigen Jahres geändert. Türkei, Russland, starker Euro, Nordkorea, Brexit uvm. Krisen und sonstige Unsicherheiten hatten bislang die Aussichten auf das Gesamtjahr 2017 zurückhaltend gestaltet. Laut einer aktuellen Analyse von EY haben aber im ersten Halbjahr 107 von den 300 im Frankfurter Prime Standard gelistete Unternehmen Gewinn- oder Umsatzerwartungen veröffentlicht, die besser ausfielen als die bisher veröffentlichten Erwartungen. Die Zahl der von den Unternehmen selbst vorgenommenen Aufwärtskorrekturen bei den Erwartungen stieg somit gegenüber dem 1. Halbjahr 2016 um 143%, und damit auf den höchsten Stand seit sechs Jahren.

Als Börsianer kann man das villeicht mal als Gedanken im Hinterkopf behalten. Zunehmend positive Erwartungen von allen Seiten sind stets ein guter Kontraindikator dafür, dass ab einem bestimmten Punkt alle Marktteilnehmer in den Markt investiert haben, und dass irgendwann Anschlusskäufer fehlen. Dann folgt der Abrutsch in den Kursen. Es ist immer nur die Frage, wie lange so eine Euphorie-Welle anhält. An dieser Prognose verzweifeln wohl selbst die „besten“ Experten.

EY auszugsweise im Wortlaut:

Gleichzeitig stieg aber auch die Zahl der Umsatz- oder Gewinnwarnungen: von 27 auf 29, was ebenfalls der höchste Wert seit 2011 ist.

36 Prozent der im Prime Standard gelisteten Unternehmen mussten im ersten Halbjahr mindestens einmal ihre eigene Prognose kassieren – 29 Prozent korrigierten sie nach oben, sieben Prozent nach unten.

Im Vergleich der Indizes erwiesen sich vor allem die Prognosen der SDAX-Konzerne als wenig zuverlässig: 46 Prozent der SDAX-Unternehmen haben im ersten Halbjahr ihre Prognosen angepasst – in 23 Fällen nach oben, in sieben Fällen nach unten. Von den DAX-Konzernen haben in den ersten sechs Monaten 33 Prozent der Unternehmen ihren Ausblick korrigiert, bei den TecDAX-Unternehmen lag der Anteil bei 40 Prozent, im MDAX waren es 24 Prozent.

Trotz der nach wie vor hohen politischen Unsicherheit haben die deutschen Konzerne einen überraschend starken Jahresstart hingelegt. Dank einer positiven weltweiten Konjunkturentwicklung, niedriger Zinsen und vor allem einer deutlich anziehenden Nachfrage in Europa entwickeln sich die Geschäfte gut – besser als viele Unternehmen es zu Jahresbeginn erwartet hatten.

Viele Unternehmen waren zu Jahresbeginn sehr vorsichtig mit ihrem Ausblick – und das durchaus zu Recht. Denn damals wie heute stehen den Chancen erhebliche politische wie wirtschaftliche Risiken gegenüber – auch und gerade für die exportorientierten deutschen Unternehmen. Allerdings laufen die Unternehmen bei derart vielen Prognosekorrekturen Gefahr, bei Investoren an Glaubwürdigkeit zu verlieren, denn Anleger erwarten vom Unternehmen eine plausible und realistische Ergebnisprognose und machen diese zur Grundlage von Investitionsentscheidungen.

Insgesamt gesehen scheint EY positiv einsgestellt zu sein, gearde für die Dax-Konzerne. Zitat auszugsweise:

In den kommenden Monaten dürfte sich die insgesamt positive Entwicklung des ersten Halbjahres fortsetzen – und mit der Vorlage der Halbjahreszahlen hat in den ersten Wochen des zweiten Halbjahres auch ein ganzer Schwung an DAX-Konzernen – etwa Adidas, BASF, BMW, Telekom, Lufthansa, Volkswagen und Allianz – die Prognosen für das Gesamtjahr angehoben, während mit Merck nur ein Unternehmen seine Umsatzprognose senkte. In Summe bleiben die Risiken aber weiter hoch, so dass die Unternehmen gut daran tun, die Situation genau zu beobachten.

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