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Brexit-Chaos nähert sich Höhepunkt – heute und morgen entscheidende Tage

Der Brexit wird zum großen Kasperle-Theather in Großbritannien. Das Land scheint selber nicht zu wissen, was man will. Zwei große Blöcke stehen sich unversöhnlich gegenüber. Die Hardliner, die unbedingt so strikt wie möglich aus der EU raus wollen – und auf der anderen Seite die EU-Befürworter, die unbedingt in der EU bleiben wollen. In der Mitte gibt es eine kleine überschaubare Anzahl von Personen, die versuchen den Brexit im Sinne des Votums aus 2016 durchzuziehen, aber so soft wie nur irgend möglich. Und genau in dem Lager befindet sich Theresa May.

Vor wenigen Minuten hatte Theresa May ihre mit Spannung erwartete Rede vor Fabrikarbeitern in Nordengland gehalten. Dabei sagte sie wie es vorab erwartet wurde, dass die Verschiebung des Brexit wahrscheinlicher sei als ein Brexit ohne Deal (volle Zölle). Das Vertrauen in die Politik würde katastrophal leiden, wenn das Votum als 2016 nicht umgesetzt werde. Das zeigt auf der einen Seite, dass May den Brexit auf jeden Fall durchziehen will. Sie will aber (so kann man den Rest der Rede verstehen) alles versuchen, um einen Brexit ohne Handelsvertrag mit der EU zu verhindern.

Aktuell haben EU-Kommission und EU-Rat mit einem Brief an May (hier einsehbar) ihre Sicht der Dinge Richtung May erläutert. Viel Neues gibt es darin nicht zu lesen. Vorhin wurde Theresa May von Journalisten mehrfach gefragt, ob sie denn glaube, dass sie für ihren Deal morgen Abend eine Mehrheit im britischen Parlament bekommen könne. Sie antwortete daraufhin, dass sie heute und morgen noch mit Abgeordneten spreche, und dass sie daran arbeite.

Tja, wie nennt man das? Verzweifelte Hoffnung? Hoffen bis zuletzt? Das Beste hoffen? Immer wahrscheinlicher wird, dass May am Mittwoch nach einer gescheiterten Abstimmung den Brexit-Termin (29. März) einfach mehrere Monaten nach hintern verschieben wird. Wie man hört, wird die EU so einer „technischen“ Verschiebung gerne zustimmen. Also keine Absage, sondern nur eine Verschiebung, damit May Zeit bekommt bei sich zuhause die Zustimmung für einen abgewandelten Deal doch noch einzuholen. Doch das Grundproblem ändert sich nicht.

Es gibt zwei große Lager an beiden extremen Außenseiten, die sich nicht Richtung Mitte bewegen. Wie will sie dieses Problem lösen? Wir bleiben bei unserer Meinung von letzer Woche. Für diese verzwickte Lage hält sich das britische Pfund schon seit Tagen viel zu gut. Auch wenn May übermorgen den Brexit-Termin verschiebt, löst sie damit ja kein Problem. Es wird nur Zeit erkauft. Möglich ist, dass die Devisen-Trader nach einer verkündeten Brexit-Verschiebung erstmal das Pfund etwas hochpushen. Aber warum sollte es wochenlang stark bleiben? Das Problem bleibt. Wir glauben nach wie vor, dass das Pfund in den nächsten Wochen weiter kräftig absacken könnte. Das soll aber natürlich keine Handelsempfehlung darstellen!

Brexit-Chaos - Pfund vs USD
Pfund vs USD ist zuletzt sogar leicht am Steigen (Chart seit November 2018).



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2 Kommentare

  1. Einen „No-Deal“ kann man sich nicht leisten allein schon wirtschaftlich und wegen der irischen Grenzfrage. May´s Vertrag kommt nicht durchs Parlament auch weil auch hier die Grenzfrage ungelöst bliebe, und eine Backstop Lösung keine Akzeptanz findet.
    Letztendlich wird es eine Verschiebung des Brexit geben um eine (neues) Abkommen auszuhandeln, was aber nicht funktionieren wird. In letzter Konsequenz wird es also, wie von mir bereits öfter angesprochen, gar keinen Brexit geben.

    1. Sehe ich genauso. Es wird keinen Brexit geben!

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