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Brexit: Der Niedergang der britischen Autoindustrie – schon jetzt desaströse Auswirkungen

Die Oxford University hat diese Woche eine Analyse zur britischen Autoindustrie veröffentlicht, die extrem pessimistisch ist (hier komplette Studie einsehen). Nicht nur der Ausblick ist schlimm. Vor allem wird dort auch schon der Schaden beschrieben, der bereits durch das Brexit-Chaos der letzten drei Jahre für die britische Autoindustrie angerichtet wurde.

Durch den Brexit (die letzten drei Jahre seit der Volksabstimmung 2016) habe die britische Autoindustrie bis jetzt 9% ihres Produktionsvolumens verloren. Die aktuellen Produktions-Vorhersagen seien 17% niedriger gegenüber dem Niveau vor dem Referendum im Jahr 2016. Die in diesem Zeitraum ausgebliebenen Investitionen seien „irreversibel“. Bis auf eine Ausnahme seien zahlreiche Investitionen in neue Modelle für UK abgesagt und in Fabrikationsstandorte außerhalb vergeben worden (Investitionsrückgang um 80%). Auch bei neuen Projekten sieht es wenig rosig aus. Zitat aus der Studie:

Since the Brexit referendum all but one major decision have gone against the UK: Daimler cancelled its joint project with Nissan for Sunderland, Jaguar Land Rover moved production of the Discovery model to Slovakia, Honda announced the closure of its Swindon plant (even turning around the ship that was brining production equipment to make the electric version of the Civic in the UK), and Nissan announced that the next generation of the X-trail SUV would be produced in Japan (making good use of the EU-Japan free-trade deal that has just come into force and will see import tariffs on cars taper away to zero). In addition, Toyota and BMW have both put out stark warnings that their UK production is under threat in a no-deal Brexit scenariovii. Toyota’s recent announcement to produce a Suzuki-badged version of its Corolla estate in the UK surely was welcome news in this context, while of course this will neither lead to new employment nor significant additional investment.

Das Problem bei einem harten Brexit ist laut Studie: Die britische Autoindustrie ist derzeit massiv auf Importe von Bauteilen aus Festland-Europa angewiesen. Bei einem harten Brexit würden nach WTO-Regeln darauf 4,5% Importzoll anfallen. Noch schlimmer aber wäre: 80% der in UK produzierten Autos gehen wieder in den Export. Und auf endgefertigte Autos erheben die Empfängerländer dann 10% Zoll. Damit würden sich die Gewinnmargen der Hersteller pulverisieren, wenn sei UK fertigen. Und man bedenke: Keiner der Hersteller hat noch seinen Konzernsitz in Großbritannien, sondern nur noch Produktionsstandorte.

Eine „emotionale“ Verbundenheit zu Großbritannien als Stammsitz eines Herstellers ist also auch nicht mehr vorhanden, und für die Hersteller wie Toyota, Ford oder BMW geht es nur darum, wie sehr rentabel oder unrentabel eine Fabrik in einem bestimmten Land ist. Und da können die Lichter auf der Insel ganz schnell ausgehen. Laut Studie würde die britische Autoproduktion bei einem harten Brexit von jetzt 1,5 Millionen auf 0,9 Millionen Autos im Jahr 2026 sinken. Unter diesen WTO-Regeln könne eine Massenproduktion von Autos in Großbritannien nicht mehr fortgesetzt werden!

Und bei einem weichen Brexit, mit Handelsabkommen? Auch dann gäbe es einen „Reibungsverlust“ in der Lieferkette, wodurch Standorte auf der Insel weniger wettbewerbsfähig sein würden, so die Studie. Es bestehe die Gefahr einer „sukzessiven Aushöhlung“ der Produktionsbasis in Großbritannien. Der Niedergang der britischen Autoindustrie werde sich auch negativ auswirken auf andere Bereiche der britischen Industrie wie Luftfahrt und Verteidigung.

Der britische Automobilhersteller-Verband SMMT warnt die britische Politik aktuell eindringlich vor einem weitern Zögern und vor einem harten Brexit. Auch die aktuelle Gemengelage habe schon viel Schaden angerichtet. Zitat:

While we’ve avoided a ‘no deal’ Brexit on Friday, it is utterly unacceptable that, more than two years since negotiations started, industry still does not know what the UK’s relationship with the EU will be in the coming weeks and months. Uncertainty has already caused serious damage – car plants are on enforced shutdown, investment has been cut and jobs lost. This cannot go on. Government and Parliament must use this extension purposefully to take ‘no deal’ off the table for good, and guarantee a positive long-term resolution that delivers frictionless trade. If they fail, we face yet another devastating ‘no deal’ precipice on 31 October.

Honda in UK - Brexit macht Autoindustrie zu schaffen
Honda macht seinen „Laden“ im britischen Swindon dicht. Foto: krzyszkk CC BY 3.0



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