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Brexit-Geflüster: Merkel, Juncker, Draghi und der Osborne-Schorschi

Die neuesten Aussagen der ratlosen Artisten in der Zirkuskuppel..

FMW-Redaktion

Es muß jetzt logischerweise viel gesprochen werden nach dem geradezu unverschämten Votum der Briten, die heilige EU verlassen zu wollen. Den Anfang machte heute Morgen der britische Finanzminister George Osborne, von Insidern auch liebevoll „Osborne-Schorschi“ genannt. Der Schorsch nämlich war gegen den Brexit – und hatte die Briten vor Steueranhebungen gewarnt. Heute Morgen dann in einem Radiointerview mit der BBC dann der Schlag: ja, man werde nicht umhin kommen, die Steuern stark zu erhöhen, auch die Ausgaben müssten drastisch gekürzt werden. Und das ist der echte Schock für die Briten: nicht das mit der Steuererhöhung oder der Ausgabenkürzung, nein. Sondern ein Politiker, der offenkundig das umsetzen will, was er vorher angekündigt hat. Das ist viel schlimmer als der Brexit-Schock selbst!

Dann kam der Juncker, also der Jean-Claude. Der Mann, so heißt es, sei gesundheitlich angeschlagen, das ist bei näherem Hinsehen mehr als wahrscheinlich und hat nix mit dem Brexit zu tun. Wir können nicht in alle Ewigkeit im Unklaren gelassen werden, so Juncker. Bevor UK den Austritt erkläre gemäß Artikel 50 des Lissabonner Vertrags, werde es keine Verhandlungen über ein neues Abkommen geben können. Hm..

Genau so hat es dann auch wenige Minuten später Angela Merkel vernehmen lassen. Aber dann wurde Mutti mütterlich streng: der Austritt müsse konkrete Konsequenzen haben, man werde keine Rosinen-Pickerei akzeptieren. Aber dann das: Großbritannien könne nur dann den vollen Zugang zum EU-Markt haben, wenn es die Freizügigkeit akzeptiere, sprich die freie Wahl des Arbeitsplatzes (eben auch in UK für EU-Bürger). Genau das war doch das zentrale Thema der Brexit-Debatte in UK gewesen – und genau das wollen die Brexit-Befürworter ja gerade nicht. Wenn es für die Briten also dumm läuft, müssen sie weiter die Regeln der EU akzeptieren, vor allem die Freizügigkeit, sind aber dennoch aus der EU draußen. Selten so bitter gelacht!

Und dann kam noch Super-Mario Draghi. Die divergierende Politik der Notenbanken erzeuge Unsicherheit, so der Mario. Was meint er damit? Entweder die Fed muß auch wieder QE betreiben und Negativzinsen einführen, oder die EZB muß ihr QE lassen und ständig über Zinsanhebungen sprechen, die dann jedoch im letzten Moment abgesagt werden. Weil in China wieder ein Sack Reis umgefallen ist. Oder die Manipulatoren der Arbeitsmarkt-Statistik den letzten Arbeitsmarktbericht so weit nach unten geprügelt haben als Ausgleich dafür, dass sie ihn viele Jahre zuvor nach oben geprügelt hatten durch Voodoo-Kategorien wie das Birth-/Death-Modell.

Der Mario sagte aber heute nichts zum Brexit, aber doch einen Satz, der uns immer noch in den Ohren schallt: bei einem globalen Abwertungswettlauf würden alle verlieren. Wie bitte? Nein Mario, wir alle wissen doch: es verlieren nur die Langsameren! Und zu denen hat der Mario bislang sicher nicht gehört..



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4 Kommentare

  1. Das Holz ist morsch und die ersten sind dabei, das sinkende Schiff zu verlassen. Aber die Kapelle spielt noch und merkt gar nicht, dass sie schon nasse Socken hat…

  2. Tja, da haben sich die Briten wohl ein echtes Ei ins Nest gelegt … Abschreckung pur für jedes weitere Land, das darüber nachdenkt, ebenfalls einen Austritt aus der EU in Erwägung zu ziehen.

    … und alles drum herum (wenn ich auf das sinkende Schiff zurückgreife) eine Fortsetzung der Titanic im realen Leben …

    Es würde mich nicht wundern, wenn der letzte Drops in Sachen Austritt Großbritannien noch nicht gelutscht ist …

    1. Politisch korrekt.

  3. Insbesondere der Umgang von Juncker und Schulz mit den Briten ist unverschämt.
    Es ist doch ziemlich klar, dass die Umsetzung des Referendums nicht in einer Woche passieren kann. Regierungsvorlage – Parlamentsbeschluss – Austrittsantrag. Sowas braucht einfach einige Zeit. Die ganze aufgesetzte Eile wirkt, als ob der hochverräterische Deliquent jetzt ohne großes Federlesen standrechtlich erschossen werden soll. Ein Hoch auf die EU – den Raum der Freiheit, des Friedens und des Rechts.

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