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Brexit: Gut für Merkel – und warum die 1930er-Jahre eine Wieder-Auferstehung erleben..

Von Markus Fugmann

Es kommt nach dem Brexit-Votum einiges in Bewegung – politisch wie ökonomisch. Zunächst einmal ein kurzer Blick auf die Entwicklung in Deutschland: Kanzlerin Merkel war durch die Flüchtlings-Diskussion schwer angeschlagen, aber mit dem Brexit ändert sich nun der Fokus, das Thema Flüchtlinge rückt in den Hintergrund, erstens weil inzwischen die Zahl der Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, überschaubar ist, zweitens weil der Brexit eine Unsicherheit auslöst, die in der Bevölkerung zunächst dazu führt, dass die Zustimmung zur Großen Koalition wieder zunimmt: die Menschen halten sich an Bewährtes, wie die erste Umfrage nach dem Brexit-Votum zeigt, die AfD verliert leicht:

Was sich dazu – und damit zum ökonomischen Bereich – ändern wird, sind die globalen Geldströme. Gestern wurde bekannt, dass die EZB die Euro-Clearinghäuser auffordern wird, ihren Sitz innerhalb der EU zu haben, sprich weg aus London zu verlegen. Das bedeutet: vermutlich werden diese Clearinghäuser nach Frankfurt kommen, weil dort die Infrastruktur am weitesten fortgeschritten ist, womit dann die Hessen-Metropole zum Haupthandelsplatz für Euro-Produkte werden wird – ein empfindlicher Schlag für London.

Auch klar ist, dass die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) ebenfalls umziehen muß, das sagte gestern ein hochrangiger EU-Politiker. Sehr wahrscheinlich ist, dass diese Behörde dann in Paris angesiedelt wird, damit auch die Franzosen nicht zu kurz kommen. All das hat weitreichende Auswirkungen auf Jobs und Finanzströme.

Wir erleben zwar derzeit eine Erholung an den Märkte, doch dürfte der Brexit noch lange nicht verarbeitet sein. Weiterhin perspektivisch zu erwarten ist Dollar-Stärke, fallende Rohstoffpreise etc. Darauf haben die Märkte reagiert, die Inflationserwartungen sind weiter gefallen etwa in der Eurozone.

Mit dem Brexit hat sich jedoch ein ohnehin schon starker Trend als Gegenbewegung gegen die Globalisierung noch verstärkt. Es „riecht“ geradezu nach einer Wiederholung der 1930er-Jahre, als zunehmender Isolationismus und Zölle das ökonomische und politische Bild prägten. Ein Megatrend würde dies, wenn Trump Präsident der USA würde.

Wenn nun zunehmend Handelsbarrieren errichtet werden, ist das grundsätzlich aber inflationär. Denn Migration von Arbeitskräften, niedrige oder gar keine Zölle, immer effizientere Lieferketten, Outsourcing etc. haben die deflationären Tendenzen beschleunigt. Import-Zölle aber verteuern die Produkte wieder, weniger Migration bedeutet weniger „billige Arbeit“ und so weiter.

In Großbritannien ist die Inflationserwartung daher in Reaktion auf den Brexit bereits gestiegen. Die Abwertung des Pfunds dürfte die Importpreise nach oben treiben, so die Überlegung der Märkte. Der Brexit ist daher in vielerlei Hinsicht ein Wendepunkt. Er ist die Gegenbewegung gegen die Globalisierung schlechthin, nicht zufällig stand ja bei der Debatte um den Brexit im Vorfeld der Abstimmung das Thema Migration im Vordergrund in Großbritannien. Wir sind noch nicht einmal ansatzweise in der Lage, die Langfrist-Folgen dieser Entscheidung zu übersehen..



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