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Brexit: Nach Verkündung des Verhandlungsbeginns fällt das Pfund fast auf sein Juni-Tief

Gestern hat die britische Premierministerin Therese May endlich Planungssicherheit geschaffen. Ende März 2017 wird Großbritannien den Austritt aus der EU (Brexit) beantragen gemäß § 50 der EU-Verträge...

FMW-Redaktion

Gestern hat die britische Premierministerin Therese May endlich Planungssicherheit geschaffen. Ende März 2017 wird Großbritannien den Austritt aus der EU (Brexit) beantragen gemäß § 50 der EU-Verträge. Von da an haben London und Brüssel zwei Jahre Zeit zu verhandeln, wie die Beziehungen nach dem Austritt aussehen werden. Kommt es zu keiner Einigung, wird automatisch nach Ablauf der vollen zwei Jahre, also im März 2019, der Austritt ohne jegliche Vereinbarungen vollzogen, und es gäbe dann keinerlei Visa-Freiheit, Reisefreiheit, Freihandel etc. Großbritannien und die EU würden untereinander so da stehen wie zu einem Land am anderen Ende der Welt, mit dem man keinerlei politische oder wirtschaftliche Verträge geschlossen hat.

Das britische Pfund erlebt seit gestern Abend einen Absturz bis kurz vor das absolute Tief aus Juli, was den tiefsten Stand seit den 80er-Jahren markiert. Das Tief Anfang Juli lag bei 1,2797 gegenüber dem US-Dollar. Jetzt sind wir runtergesackt auf 1,2878. Aber warum der Absturz? Wird jetzt wohl vielen klar, dass es wirklich ernst wird? Oder war es für einige Hoffnungsvolle doch noch ein Schock, dass Theresa May am Sonntag sagte es gebe kein Zurück mehr!? Entscheidend für den Pfund-Sturz dürfte ihre gestern klipp und klar getätigte Aussage sein, man werde die Einwanderung nach Großbritannien begrenzen. Daraus folgert der Markt: Eine Einigung für einen Freihandel zwischen EU und UK wird deutlich unwahrscheinlicher.

Denn EU-Offizielle wie auch Angela Merkel haben mehrmals klargemacht: Rosinenpickerei gibt es nicht. Wer Freihandel will, muss auch die Personenfreizügigkeit zulassen. Wenn May auf eine Einwanderungsbeschränkung setzt, läuft es auf eine Wiedereinführung von Zöllen hinaus. Das beeinträchtigt den Handel, und lässt die Wahrscheinlichkeit stark ansteigen, dass der Finanzsektor aus London teilweise aufs Festland umziehen muss. All das wäre tendenziell schlecht für die britische Wirtschaft – daher lässt man das Pfund fallen. Rutscht man jetzt noch ein klein wenig weiter unter das Juli-Tief, ist der Weg charttechnisch nach unten völlig frei. Auch kommt noch hinzu, dass Hedgefonds in den letzten Tagen verstärkt Terminkontrakte auf fallende Pfund-Kurse eröffnet haben. Hält das Tief bei 1,2797?

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Britisches Pfund vs US-Dollar seit Freitag. Nach der Eröffnung des Devisenhandels gestern Abend fiel das Pfund um 100 Pips.

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Britisches Pfund vs US-Dollar seit April.



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