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Britisches Pfund im freien Fall nach Mehrheit für Brexit in Umfrage

FMW-Redaktion

Wenn Briten von Kontinentaleuropa sprechen, sagen sie häufig „overseas“. Und das obwohl nun der Ärmelkanal nicht gerade gigantisch breit ist und der eine oder andere von UK nach Festlandeuropa schwimmt, wenn das Wetter warm ist. Aber es ist eben mehr als diese kleine geografische Entfernung, die UK von Europa trennt. Das alles ist geschichtlich begründet, ist eine Folge des verflossenen Weltreichs, dessen Untergang die Briten noch nicht so ganz verarbeitet haben. Zu Europ gehören? Ja, wenn es nützt. Nein, wenn es irgendwie anstrengend ist.

Nun aber scheint sich die Gewichtung in Richtung „nein“ zu verschieben: bei einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts ORB für den britischen „Telegraph“, die heute veröffentlicht wurde, stimmten 54% für „Leave“, nur 45% für „Remain“, also drin bleiben.

Und das hinerläßt herbe Spuren beim britischen Pfund, das aufgrundder Umfrage heute mächtig unter Druck ist:

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Chart Pund-Dollar

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Chart Euro-Pfund

Noch ist alles offen – die Abstimmung über den Brexit ist erst in 100 Tagen. Aber die Brexit-Befürworter haben einen Vorteil: das Unbehagen der Briten über die Einwanderung. So sagt etwa ein Drittel der Unentschlossenen, dass sie am meisten eine verstärkte Einwanderung fürchteten, wenn UK in der EU bleibe. Dazu kommt: 79% der Brexit-Befürworter sind sich sicher, wie sie am 23.Juni abstimmen werden, aber nur 72% der „Remain“-Befürworter.

Also werden die Brexit-Befürworter, wie die AfD in Deutschland, die in dem Bericht zur Umfrage ausdrücklich erwähnt wird, die Furcht vor weiterer Einwanderung schüren, um die Wähler auf ihre Seite zu ziehen. D sind also bald ziemlich häßloche Töne zu erwarten aus den Reihen jener Politiker, die den Brexit wollen, allen voran Ukip.

Da die Briten sich zu einer reinen Dienstleistungsgesellschaft entwickelt haben, stellt sich allerdins die Frage, wer denn die „Drecksarbeit“ machen soll, wenn nicht die zahlreichen Immigranten aus Indien oder Osteuropa. Letztlich sägen die Briten den Ast ab, auf dem sie sitzen. Die Briten sind sich ziemlich sicher, dass alles besser wird, wenn sie alleine wieder das Sagen haben und lästige Vorschriften der EU entfallen. Dass das international anders gesehen wird, zeigt dagegen der Kursverlauf des britischen Pfund..



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6 Kommentare

  1. die „drecksarbeit“ machen eh bald robots und gigantische softwareprogramme, die uns in bälde die sorgenfaltenalten ins gesicht zaubern weden! dienstleistungsgesell. war doch immer ne Verhöhnung der werteschaffenden wirtschaft. wo bitte wird denn nach alter Wirtschaftsform echt im dl Sektor Geld geschaffen, verdient. prekärer zauber ist das sonst nix. die einzige dl sparte sind wohl die finanzkriminellen die Geld mit Geld schaffen ohne echtes dazutun…naja

  2. hallo,

    „Da London der wichtigste europäische Finanzplatz ist und die britische Wirtschaft eng mit der Wirtschaft auf dem Kontinent verknüpft ist, könnte ein EU-Austritt schwerwiegende Folgen für Großbritannien haben.“

    Was machen die Briten eigentlich sonst noch so, außer englisch zu sprechen ?
    Wie wär`s mit einer gleichzeitigen Abstimmung bzgl. eines Beitritts zur „großen Mama“, den USA ?
    Puerto Rico ist doch auch schon dabei ?

    Viele Grüsse

  3. Von daher gesehen : Vielleicht wissen da einige mehr bzgl. der möglichen Fusion der Londoner Börse mit der Deutschen Börse ?
    Aber, jetzt würde ich schon sagen : der Sitz ist in Frankfurt, das würde sowieso passieren bei einem Brexit…
    Viel Spass beim Austritt, England ist nicht Norwegen oder die Schweiz…

  4. Ein Brexit hätte Konsequenzen zur Folge. Sollte man mit „Ja“ stimmen, was macht dann Schottland ?
    England würde in einer Rezession enden, Firmen würden abwandern, bzw. Ihren Hauptsitz nach „Kerneuropa“ verlegen.
    Flüchltingspoltik hin oder her, der Brexit wäre ein gigantischer Preis – es lohnt sich, ein Mitglied in der Europäischen Union zu sein, für die Briten sowieso.
    Aber : Reisende soll man nicht aufhalten…

  5. Sollt es zu einem Brexit kommen ,stünde der EUR/GBP bei 0.3-0.4.
    Und: das wäre gerechtfertigt.
    Das wäre der Wirtschaftskraft angemessen, ok, es gibt noch Sonderfälle wie den CHF. Aber das ist ein anderes Thema, wie ich schon sagte: die Briten sind nicht Norwegen oder die Schweiz.

  6. Sorry,

    war ein Zahlendreher ich meinte natürlich EUR/GBP 1.3 -1.4

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