Europa

Erstmeldung vom Statistischen Bundesamt Bruttoinlandsprodukt steigt überraschend um 0,2 % – optische Täuschung

Zwar kann das Bruttoinlandsprodukt jetzt um 0,2 % zulegen. Aber im Vorquartal zeigen aktuelle Daten eine Abwärtsrevision um 0,2 %.

Grafik: vitalii_petrushenko-Freepik.com

Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im dritten Quartal um 0,2 % gestiegen nach -0,1 % im Vorquartal. Diese Zahl ist bereits preis-, saison- und kalenderbereinigt. Die Daten wurden vor wenigen Augenblicken als Erstmeldung vom Statistischen Bundesamt gemeldet. Die Erwartung für die heutige Meldung lag bei -0,1 %. Laut Aussage der Statistiker nahmen im 3. Quartal vor allem die staatlichen und die privaten Konsumausgaben zu. Von der Industrie ist aber keine Rede! Aber die Gesamtzahl ist ein hoffnungsfroher Anstieg, der die negativen Erwartungen in den Schatten stellt?

Bruttoinlandsprodukt für Vorquartal abwärts revidiert

Wer jetzt glaubt, dass die deutsche Wirtschaft doch besser läuft als gedacht, der lese bitte auch diese Ergänzung der Statistiker: „Im 2. Quartal 2024 ging die Wirtschaftsleistung nach den neuesten Berechnungen um 0,3 % zurück (bisher: -0,1 %)„. Also sieht man jetzt für das dritte Quartal zwar einen Anstieg um 0,2 Prozentpunkte, aber im Vorquartal sank das Bruttoinlandsprodukt um 0,2 Prozentpunkte stärker als bisher gedacht.

Grafik zeigt langjährige Entwicklung im deutschen Bruttoinlandsprodukt

Erläuterungen der Statistiker

Die staatlichen Statistiker liefern aktuell noch folgende Anmerkungen: Im Vorjahresvergleich war das BIP im 3. Quartal 2024 preisbereinigt um 0,2 % höher als im 3. Quartal 2023. Preis- und kalenderbereinigt ergab sich hingegen ein Rückgang (-0,2 %), da ein Arbeitstag mehr zur Verfügung stand als im Vorjahreszeitraum. Neben der Erstberechnung des 3. Quartals 2024 hat das Statistische Bundesamt wie üblich auch die bisher veröffentlichten Ergebnisse der Vorquartale überarbeitet und neu verfügbare statistische Informationen in die Berechnungen des 1. und 2. Quartals 2024 einbezogen. Dabei wurden die Veränderungsraten des preisbereinigten BIP für das 2. Quartal 2024 um 0,2 Prozentpunkte nach unten revidiert.

„Deutsche Wirtschaft schrammt knapp an Rezession vorbei“

Das ifo-Institut sagt aktuell: Die deutsche Wirtschaft ist knapp an einer Rezession vorbei geschrammt“, kommentiert Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo Umfragen, die Meldung des Statistischen Bundesamtes, wonach die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal 2024 überraschenderweise um 0,2 Prozent gestiegen ist. Allerdings sei zu beachten, dass das Wachstum für das zweite Quartal von minus 0,1 auf minus 0,3 Prozent nach unten korrigiert wurde. „Im vierten Quartal ist erneut mit einer geringen Belebung zu rechnen. Darauf deuten die Ergebnisse des ifo Geschäftsklimaindex vom Oktober hin“, sagt Wohlrabe.

Der private Konsum hat im abgelaufenen Quartal seine vorsichtige Erholung fortgesetzt, worauf die gestiegenen Einzelhandelsumsätze hingedeutet hatten. Die Belebung der Kaufkraft im Jahresverlauf hätte allerdings eine dynamischere Konsumkonjunktur erwarten lassen. Die Krisen der vergangenen Jahre und der unklare wirtschaftspolitische Kurs der Bundesregierung haben die Verbraucher jedoch verunsichert. Dadurch wurde ein erheblicher Teil der Einkommenszuwächse gespart und nicht ausgegeben. An dieser Zurückhaltung dürfte sich auch in den kommenden Monaten nur wenig ändern.

Negative Impulse kamen wohl vor allem aus der Industrie, wo die Wertschöpfung im vergangenen Quartal stark geschrumpft sein dürfte. Eine Trendwende ist noch nicht in Sicht. Trotz einer leichten Aufhellung des ifo Geschäftsklimas im Oktober, hat sich die Auftragslage weiter verschlechtert. Ausschlaggebend hierfür waren die verhaltene Konjunktur auf den deutschen Absatzmärkten sowie eine spürbar schlechtere Wettbewerbsposition der deutschen Unternehmen.

„Deutsches Q3-BIP – ein Ausreißer nach oben“

Hier die aktuelle Headline-Aussage der Ökonomen der Commerzbank: Der unerwartete Anstieg des deutschen Bruttoinlandsprodukts im dritten Quartal um 0,2% dürfte ein Ausreißer nach oben sein. Die seit dem Frühjahr fallenden Frühindikatoren wie das Ifo-Geschäftsklima deuten unverändert auf ein schwieriges Winterhalbjahr. Danach dürfte es wegen der Hiobsbotschaften aus der wichtigen Autoindustrie und der jahrelangen Erosion der Standortqualität nur zögerlich nach oben gehen. Für 2025 rechnen wir nur mit einem mageren Plus von 0,2%.



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