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Bullard (Fed): Eine Zinsanhebung im Dezember – und dann ist Schluß?

Wenn die US-Anleiherenditen und der Dollar weiter steigen (so wie heute), dann werden die Folgen verheerend sein! Heute hat sich James Bullard zur Zinspolitik der Fed geäußert - und seine Aussagen werfen Fragen auf..

FMW-Redaktion

Kaum ein Fed-Mitglied findet an der Wall Street so Gehör wie der Chef der St. Louis Fed James Bullard. Häufig hat er an neuralgischen charttechnischen Marken mit seinen Aussagen zu einer Drehung der Märkte entscheidend beigetragen – meist auf der Long-Seite, gelegentlich aber auch zugunsten der Short-Seite. Die Wall Street liebt ihn dafür, aber auch, weil er physiognomisch sehr „amerikanisch“ ist, also das, was sich die weiße Wall Street unter einem „echten“ Amerikaner so vorstellt.

jamesbullard
Liebling der republikanisch gesinnten Wall Street: James Bullard
Foto: Federal Reserve Bank of St. Louis

Derzeit weilt James Bullard in London, und in einer Rede heute vormittag sagte Bullard einen denkwürdigen Satz:

“A single policy-rate increase, possibly in December, may be sufficient to move monetary policy to a neutral setting.”

Das heißt frei übersetzt: eine Zinsanhebung im Dezember – und dann ist erst einmal Schluß! Der Dezember sei dafür ein „vernünftiger“ Zeitpunkt, so Bullard – und bestätigte damit die Erwartung der Fed Fund Futures, die derzeit eine Wahrscheinlichkeit von 94% für eine Anhebung einpreisen (Anfang November waren es nur 68%). Auslöser ist die Erwartung der Märkte, dass Trumps Politik stark inflationär wirken wird – wovon James Bullard jedoch noch keine Kenntnis genommen zu haben scheint, wenn er meint, dass bei einer Zinsanhebung die Geldpolitik „neutral“ sei.

Bullard sagte heute weiter, dass es schon eine heftige Überraschung bräuchte, um die Fed von der Anhebung der Zinsen im Dezember abzuhalten, da die Inflation nun auf dem Weg zum Ziel der Fed und der Arbeitsmarkt in guter Verfassung sei. Interessant ist auch die Aussage Bullards, wonach es ein Risiko dafür gebe, dass Investitionen in die Infrastruktur „nicht produktiv“ sei. Das liegt ganz auf der Linie von Jeff Gundlach, der davor warnte, das Wachstum durch ein solches Projekt zu überschätzen.

Noch aber sind die Aktienmärkte im Euphorie-Modus – nur dürfte das nicht wirklich lange anhalten. Heute nämlich setzt sich der Abverkauf an den Anleihemärkten wieder fort, der gestern nur pausiert hatte. Der Dollar aber ist inzwischen das zentrale Risiko-Barometer: setzt sich sein Anstieg fort, werden die Emerging Markets regelrecht zerquetscht. Steigen die Kosten für Kredite, dann steigt die Verschuldung der Welt, dann sinkt die Möglichkeit für US-Unternehmen, ihre eigenen Aktien zurück zu kaufen, dann wird der US-Immobilienmarkt abkühlen, dann werden verschuldete Amerikaner (Autokredite, Studentenkredite) massenhaft in die Privatinsolvenz rutschen etc. etc.



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2 Kommentare

  1. Kennen wir aus Japan: zwei Minizinsschritte mit riesigem zeitlichen Abstand und dann war Schluss mit der Zinswende. Später folgte dann die Zinswende nach unten in den Strafzinsbereich.

  2. Vermutlich liebt ihn die Wall Street nicht nur wegen seines typisch amerikanischen Aussehens (schmale Schultern, breite Hüften), sondern v.a. wegen seines Namens: BULLard.
    Aber was genau will er uns mit seiner Aussage mitteilen?
    Er, der Falke, der seit mehr als zwei Jahren für eine Zinserhöhung hetzt.
    Geht ihm die Düse wegen steigender Inflation oder Zinsen?

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