Anleihen

Bund verkauft für zwei Jahre Schulden, macht sofort 52 Mio Euro Gewinn

Der Bundesfinanzminister hat heute über die staatliche Schuldenagentur „Finanzagentur Deutschland GmbH“ mal wieder das Finanzinstrument benutzt, welches dem deutschen Staat momentan die besten Gewinne beschert. Geld verdienen im Schlaf sozusagen. Heute hat man die kürzeste Laufzeit für Bundesanleihen (Bundesschatzanweisungen) verkauft. Denn je kürzer die Laufzeit, desto niedriger die Rendite für Investoren. In der Realität heißt das derzeit vor allem für deutsche Staatsschulden: Je kürzer die Laufzeit, desto tiefer sinkt die Negativrendite. Desto mehr Geld verdient der Staat also mit der Aufnahme neuer Schulden! Ja, man kann diese Absurdität nicht oft genug erwähnen!

Angeboten hatte man den institutionellen Investoren ein Volumen von 5 Milliarden Euro für zwei Jahre Laufzeit. Die Nachfrage lag bei einem Volumen von 6,23 Milliarden Euro. Der Emissionspreis der Bundesschatzanweisungen liegt heute bei 101,33% (Anleihekurse notieren immer in Prozentpunkten). Durch den Verkaufspreis über dem Nominalwert (100,00%) und einem Zinskupon von exakt 0,00% entsteht für die Investoren die Negativrendite. Sie zahlen jetzt 101,33%, erhalten in zwei Jahren aber nur 100,00% zurück, und das ohne Zinszahlung.

Da der Negativzins für Bankeinlagen bei den meisten Geschäftsbanken bei -0,40% liegt (1:1 weitergeleitet von der EZB), wären langfristig orientierte Investoren ziemlich besoffen, wenn sie trotzdem aktuell diese Anleihe kaufen würden. Denn gegenüber der letzten Emission (-0,58%) liegt die heutige Emissionsrendite sogar bei -0,65%. Also macht man 0,25% mehr Verlust als wenn man sein Geld als Investor einfach auf dem Bankkonto liegen lässt, wo man 0,40% Strafzins an die Bank zahlt. Also haben die Institutionellen die Auktion heute gestürmt in der Hoffnung im späteren laufenden Handel zu noch höheren Kursen verkaufen zu können als zu 101,33% (Annahme weiter sinkender Renditen).

Tatsächlich an Investoren verkauft wurden heute nicht 5, sondern 3,909 Milliarden Euro Volumen. 1,091 Milliarden Euro flossen in die sogenannte Marktpflegequote. Falls nämlich alle Investoren diese Bundesschätze bis zum Laufzeitende in zwei Jahren im Depot belassen, gäbe es am freien Markt keine Handelbarkeit für diese Anleihe – dafür sorgt dann der Emittent „Finanzagentur Deutschland GmbH“ mit diesen 1,091 Milliarden Euro Volumen.

Der deutsche Staat verdient hier und heute erneut gutes Geld. Die Differenz von 100,00% Nominalwert zu 101,33% heutigem Verkaufserlös kassiert man sofort als Gewinn, weil abgesehen davon ja keine jährliche Verzinsung anfällt. 1,33% bezogen auf den verkauften Nominalwert von 3,909 Milliarden Euro sind 51,99 Millionen Euro. Somit kassiert der deutsche Staat heute tatsächlich 3,961 Milliarden Euro, und muss in zwei Jahren nur 3,909 Milliarden Euro (den Nennwert von 100,00%) zurückzahlen. Mal wieder ein Super-Geschäft. Per sofort durch Nichtstun 52 Millionen Euro Gewinn für den Bundeshaushalt, und das mit einer einzigen Transaktion.

Brandenburger Tor
Das Brandenburger Tor. Foto: I, Ondřej Žváček CC BY 2.5



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1 Kommentar

  1. Die Frage ist vielmehr: Wo landet dieser Sondermüll?

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