Anleihen

Bundesanleihe: Negativrendite kracht brutal in Keller, Italien mit Langläufer

10 Jahre ist bei der deutschen Bundesanleihe die mit Abstand wichtigste Laufzeit. Dass es überhaupt real möglich ist, dass so eine lange Laufzeit eine Negativrendite aufweisen kann, sollte eigentlich schon Skandal genug sein. Aber wen interessiert das noch in Draghi-Land?

Negativrendite in Bundesanleihe steigt immens an

Bei der letzten Emission der zehn Jahre laufenden Bundesanleihe am 22. Mai lag die Emissionsrendite bei -0,07%, bei einem Angebot von 3 Milliarden Euro und einer Nachfrage von 4,29 Milliarden Euro. Und heute? Erneut gab es 3 Milliarden Euro Angebot und 4,22 Milliarden Euro Nachfrage durch Institutionelle Investoren. Und die Rendite? Die kracht zur Emission runter auf -0,24%. Hallo? Bei zehn Jahren Laufzeit macht der in die Bundesanleihe durchgehend investierte Anleger einen Verlust von 0,24% pro Jahr!

Gut, wenn der Fonds oder die Pensionskasse mit Millionen und aber Millionen an Liquidität bei der Hausbank auftaucht, reicht die ihren EZB-Negativzins für Einlagen in Höhe von -0,40% einfach weiter an den Investor. Von daher spart man heute sogar noch 0,16%, wenn man lieber die neueste Bundesanleihe kauft. Was für ein Witz! Einfach unglaublich. Aber ja, die Spekulanten am Anleihemarkt, die seit Monaten auf eine stetige Verschlechterung der Konjunktur hoffen, machen natürlich gute Kursgewinne.

Das Ausmaß sieht man in der folgenden Grafik ganz gut. Die Anleihekurse (sie notieren immer in Prozentpunkten) stiegen zu den Emissionsterminen alleine von Januar bis Juni von 99,57% auf aktuell 104,76%. Bei großen Investitionsbeträgen bleiben hier gute Gewinne hängen, wenn man seit Monaten auf steigende Kurse spekuliert hat. Und der deutsche Staat macht mit dem Verkauf von jeder Menge Anleihen mit Negativrendite sogar schöne Gewinne! Was für eine Märchenwelt für jeden Finanzminister! Zahlen tun es halt die langfristig investierenden Kleinanleger, die Monat für Monat brav ihre Ratensparpläne mit kleinen Summen füttern, rein in die Pensionsfonds, Investmentfonds etc.

Bundesanleihe 10 Jahre Rendite und Kurse

Italien

Das italienische Finanzministerium gab gestern Abend bekannt 20 Jahre laufende Anleihen verkaufen zu wollen. Wahrscheinlich geht die Aktion schon heute über die Bühne. Die Ankündigung brachte die Renditen italienischer Papiere heute leicht nach oben. Das kann damit begründet werden, dass die Anleger alte Papiere verkaufen, um Cash zu haben für die neu zu emittierenden Anleihen. Aber man wird es in Kürze sehen. Wird die neue Emission in Rom entweder wie deutsche Anleihen im Trend eher sinkende Renditen aufweisen? Oder wird die Rendite steigen aufgrund der Überschuldung Italiens, der politischen Unsicherheit rund um die neue Regierung, und wegen des Defizit-Streits mit Brüssel?



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4 Kommentare

  1. Hallo und danke an fmw dass ihr in letzter Zeit öfters über die Deutschen Bundesanleihen berichtet. Aber wie interpretiert ihr den massiven Anstieg bzw. die neuen Höchststände der Negativrendite? Es ist eigentlich ja ein Indikator, nur für was? Scheinbar flüchten einige Investoren in die Deutsche Sicherheit. steht eine heftige Krise bevor? bleiben die Zinsen jetzt dauerhaft unten?

    1. Hallo Frank,

      „Aber wie interpretiert ihr den massiven Anstieg bzw. die neuen Höchststände der Negativrendite? Es ist eigentlich ja ein Indikator, nur für was? Scheinbar flüchten einige Investoren in die Deutsche Sicherheit. steht eine heftige Krise bevor? bleiben die Zinsen jetzt dauerhaft unten?…“

      ich bin kein fianzmarktwelt- (Bär !)

      Aber, was doch offensichtlich sein sollte, dass der Bufu von Panik getrieben, auf der 170 steht.

      Wer war das… ? Dreimal dürft Ihr raten. ;) :D

      Ihr entscheidet, es ist Euer Geld… Ist eben so, mit „Miss Börse“ ?
      Steigen/fallen, bleibt der „Markt/Zinsen“ dauerhaft „unten“ ?

      1. und wer es dann?

  2. Das geht auch noch anders :

    https://www.onvista.de/news/brexit-eu-ist-mittlerweile-auch-fuer-ein-no-deal-szenario-gewappnet-boris-johnson-verspricht-austritt-bis-oktober-wie-reagieren-die-maerkte-241079619

    „Ein No-Deal-Szenario“ dürfte einen Staat/Staatengebilde mit hoher Wahrscheinlichkeit „killen“ ?

    Der „Kill“ würde dadurch erfolgen, dass man sich von und zu London sicher sein kann, nicht mehr der „Finanzplatz „Europas“ Nummer 1 (!!)“ zu sein? Was ist mit den Steuern, GB wäre dann ein „Drittstaat“, mit massivesten (!!) Konsequenzen ? Und das, das wird GB „killen“… ?

    Weil : GB „Europa“ ist und bleibt ?

    Danach käme, Nordirland und Gibraltar dran ?

    Vg

    Marko

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