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Bundesbank-Bericht aktuell: Dienstleistungen stützen schwache Industrie

Die Bundesbank hat vor wenigen Minuten ihren Monatsbericht für Februar vorgestellt. Darin nimmt man einen Rückblick auf die letzten Monate vor, und bezieht vor allem auch die Analysen des IWF mit ein. Für Deutschland kann man das Fazit vereinfacht so zusammenfassen. Die Industrie war zuletzt schwach, und das länger als ursprünglich erwartet. Bei der Schwäche der Industrie wird immer wieder auf die Automobilindustrie und die Umstellung der neuen EU-weiten Abgasmessverfahren und der damit einhergehenden Probleme hingewiesen.

Auch der Bausektor liefert keine Impulse, obwohl er kurz vor der Komplettauslastung arbeitet. Nur die Dienstleistungen haben den Gesamtschnitt gerettet: Also im Klartext: Ohne Dienstleistungen wäre aus der Beinahe-Rezession wohl schon eine Rezession geworden, wenn auch nur eine leichte. Die Bundesbank rechnet mit einem schwächeren Verlauf der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland, aber eben nicht mit dem Abgleiten in eine Rezession. Die konjunkturelle Grundtendenz bleibe voraussichtlich auch nach der Jahreswende verhalten. Es gebe aber keine Anzeichen dafür, dass die Verlangsamung in einen Abschwung übergehe.

Zitat Bundesbank:

Die Konjunktur in Deutschland blieb bis Jahresende weiter kraftlos. Der Schnellmeldung des
Statistischen Bundesamtes zufolge verharrte das reale BIP im letzten Jahresviertel saison- und
kalenderbereinigt auf dem Stand des Vorquartals, in dem es vor allem wegen eines Sondereffekts in der Automobilbranche um 0,2% abgenommen hatte. Der entsprechende Vorjahresstand wurde in kalenderbereinigter Betrachtung um 0,6% übertroffen. Dass die konjunkturelle Dynamik nach dem Dämpfer im Sommer nicht an Schwung gewann, lag maßgeblich an der anhaltenden Schwäche in der Industrie. So zog sich die Überwindung der Produktionsausfälle in der Kfz-Branche, die mit dem neuen EU-weiten Abgasmessverfahren zusammenhing, deutlich länger hin als anfänglich angenommen. Zudem wurde in anderen Industriebranchen die Produktion zurückgefahren. Aber auch vom Baugewerbe, in dem nahe an der Kapazitätsgrenze gearbeitet wird, gingen wohl keine zusätzlichen Impulse aus. Demgegenüber dürfte der Dienstleistungssektor die Wirtschaftsleistung im Jahresschlussquartal gestützt haben. Der Auslastungsgrad der gesamtwirtschaftlichen Kapazitäten ging nochmals zurück, er dürfte aber weiterhin sein längerfristiges Mittel deutlich übersteigen.

Die Warenexporte konnten im Herbst zwar den Rückgang aus dem Vorquartal ausgleichen, entfalteten darüber hinaus aber keine zusätzliche Dynamik. Dies dürfte in Verbindung mit den eingetrübten Erwartungen der Unternehmen die gewerblichen Investitionen belastet haben, die wohl allenfalls leicht expandierten. Auch der private Verbrauch blieb trotz des soliden Beschäftigungsanstiegs und der stärker steigenden Verdienste ohne großen Schwung; möglicherweise dämpfte der kräftige Preisanstieg insbesondere von Energieprodukten die Kauflust der Verbraucher. Die Konsumausgaben des Staates dürften hingegen erneut merklich ausgeweitet worden sein. Negative Impulse kamen wohl von den Vorratsinvestitionen, nachdem die Lager um die Jahresmitte kräftig aufgestockt worden waren.

Und hier zum Ausblick:

Die konjunkturelle Grundtendenz bleibt voraussichtlich auch nach der Jahreswende verhalten.
So signalisiert der abseits der Kfz-Branche rückläufige Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe, dass die Industriekonjunktur während der Wintermonate kaum wieder an Schwung gewinnen wird. In diese Richtung zeigen auch die stark eingetrübten Geschäftserwartungen in wichtigen Wirtschaftszweigen gemäß Umfragen des ifo Instituts und des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK). Dies dürfte die Investitionsneigung hemmen. Dies spricht zwar dafür, dass das konjunkturelle Grundtempo zumindest im ersten Halbjahr verhalten bleiben dürfte. Es gibt aber auch keine Anzeichen dafür, dass die Verlangsamung in einen Abschwung übergeht. Zum einen lösen sich einige der belastenden Sonderfaktoren aus dem Sommer des letzten Jahres auf; so deutet sich mit Blick auf die Automobilindustrie nach dem Einbruch im Sommer zumindest eine allmähliche Normalisierung der Kfz-Fertigung und -Exporte an. Zum anderen sprechen die weiterhin sehr gute Arbeitsmarktlage und die kräftige Lohnentwicklung dafür, dass der private Verbrauch wieder anzieht und so im Gegensatz zur zweiten Jahreshälfte 2018 ein Gegengewicht gegen die dämpfenden Einflüsse bildet. Hinzu kommt der stützende Effekt fiskalischer Maßnahmen, die Anfang 2019 in Kraft traten.

Hier finden Sie den ausführlichen Monatsbericht der Bundesbank auf 160 Seiten.

Bundesbank Bericht Konjunktur Prognose
Beispielfoto: Arbeit an einer Turbine von Siemens. Foto: Siemens (CC BY-SA 3.0)



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