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Bundesbank: „Deutsche Wirtschaft bricht auf breiter Front ein“

Bundesbank berichtet über Konjunkturabsturz auf breiter Front

Die Bundesbank spricht in ihrem heute veröffentlichten Monatsbericht für Mai von einem Einbruch der deutschen Wirtschaft „auf breiter Front“. In den ersten Headline-Aussagen des Berichts wird genau das Szenario beschrieben, was man auch mit gesundem Menschenverstand erwarten kann. Januar und Februar waren normal expansiv, und nur der März als ein Drittel des ersten Quartals war von der Coronakrise betroffen. Daher werde der wirtschaftliche Absturz im aktuell laufenden zweiten Quartal deutlich höher ausfallen als im ersten Quartal (-2,2 Prozent), so die Bundesbank.

Deutsche Wirtschaft laut Bundesbank auf breiter Front hart getroffen

Die deutsche Wirtschaft sei von der Coronakrise auf „breiter Front“ getroffen worden, so sagen es die Bundesbanker wortwörtlich. Viele konsumnahe Dienstleistungsbranchen seien betroffen, die ihre Geschäftstätigkeit stark einschränken oder sogar einstellen mussten. Hierzu zählt die Bundesbank das Gastgewerbe, große Teile des stationären Einzelhandels, Reisedienstleister, andere freizeit- und kulturbezogene Dienstleistungen und die Personenbeförderung. Auch das Verarbeitende Gewerbe sei von den Beschränkungen im Inland beeinträchtigt. Im Konsumverhalten der Bürger habe es Effekte gegeben, die den Absturz nicht ganz so schlimm erscheinen lassen, wenn man das Gesamtbild betrachtet. Zitat Bundesbank auszugsweise:

Während die Käufe von Textilien, Bekleidung und Schuhen sowie Geräten von Informations- und Kommunikationsgeräten im stationären Handel massiv zurückgegangen seien, habe der Lebensmittelabsatz aufgrund von Vorratskäufen ein starkes Plus verzeichnet. Auch Substitutionseffekte infolge angeordneter Schließungen von Gaststätten dürften dabei eine Rolle gespielt haben. Zudem hätten die privaten Haushalte beträchtlich mehr Waren über den Internet- und Versandhandel bezogen. In anderen Konsumbereichen wie dem Gastgewerbe oder dem Kfz-Handel schränkten sie ihre Ausgaben jedoch erheblich ein. Der Stillstand bei sonstigen konsumbezogenen Dienstleistern, zu denen beispielsweise Friseure oder Personenbeförderungsunternehmen zählen, habe ebenfalls stark gedämpft.

Industrie hart getroffen – Tempo der Erholung noch unklar

Die Industrieproduktion ist laut Bundesbank im März 2020 eingebrochen, und habe den Stand des Vormonats 11,6 Prozent unterschritten. Besonders betroffen sei die Automobilindustrie. Es ist klar, so möchten wir es anmerken. Niemand kauft Autos (hier die jüngsten Zulassungsdaten), und die Lieferketten sind auch kaputt beziehungsweise erst einmal unterbrochen. Wie schnell erholt sich die deutsche Volkswirtschaft wieder von diesem großen Shut Down? Das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben in Deutschland sei nach wie vor weit von einem Zustand entfernt, der bislang als normal angesehen wurde, so die Bundesbank. Die verfügbaren Konjunkturindikatoren wie zum Beispiel der ifo-Geschäftsklimaindex oder der GfK-Konsumklimaindex würden ein dementsprechend düsteres Bild zeichnen. Zwar spräche derzeit vieles dafür, dass sich die gesamtwirtschaftliche Entwicklung im Verlauf des zweiten Quartals im Zuge der Lockerungsmaßnahmen wieder aufwärtsbewegen werde. Über die weitere Wirtschaftsentwicklung bestehe aber eine sehr hohe Unsicherheit. Diese sei unter anderem von dem weiteren Verlauf des globalen Infektionsgeschehens und der ergriffenen Eindämmungsmaßnahmen abhängig. Zudem komme es darauf an, wie sich vor diesem Hintergrund das Konsum- und Investitionsverhalten verändere. Tja, was soll man dazu sagen? Die Prognostiker der Bundesbank stehen wie wir alle auch vor einer Lage, wie es sie noch nie gab. Denn so ein Shut Down und der folgende Neustart ganzer Volkswirtschaften ist historisch einmalig. Zur anstehenden wirtschaftlichen Entwicklung und zur Lage der Staatsfinanzen hat die Bundesbank erstaunlich optimistische Aussagen parat. Zitat:

Für den weiteren Verlauf bereitet die Bundesregierung Maßnahmen zur Konjunkturbelebung vor. Damit lässt sich einer Nachfrageschwäche nach den starken Einschränkungen zusätzlich entgegenwirken. Ein Konjunkturprogramm sollte zielgerichtet und vor allem auch befristet angelegt sein. Sonstige staatliche Ziele etwa zum Klimaschutz oder zur Digitalisierung könnten dabei berücksichtigt werden. Wenn die fiskalischen Stabilisierungsmaßnahmen auslaufen und die Wirtschaftsentwicklung anzieht, werden sich die Staatsfinanzen dann zumindest zum guten Teil automatisch wieder verbessern. Die Finanzpolitik dürfte aufgrund der guten Ausgangslage immer noch genügend Spielraum für einen gegebenenfalls auch starken temporären Impuls besitzen. Die Haushaltsregeln bieten mit ihren Ausnahmeklauseln ausreichend Flexibilität, um in der aktuellen Krise fiskalisch angemessen zu reagieren.



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5 Kommentare

  1. „Zur anstehenden wirtschaftlichen Entwicklung und zur Lage der Staatsfinanzen hat die Bundesbank erstaunlich optimistische Aussagen parat.“

    Was sollen die sonst auch sagen? Stellt euch mal drauf ein das sich ein Viertel von euch demnächst bei der Tafel anstellen muss?

    Ob das Pfeifen im Walde oder Durchhalteparolen sind, wird sich noch zeigen. Irgendwann geht es immer wieder aufwärts. Fragt sich nur wann und wie schnell. Und natürlich nicht für jeden.

  2. Wie konnten die Notenbanker, Politiker und Wirtschaftsweisen weltweit nur so dumm sein, dass sie, seit dem es Notenbanken, Politiker und Wirtschaftsweise gibt, nicht erkennen konnten, dass eine funktionierende Wirtschaft doch aller bestens allein mit Gelddrucken, Schuldenbergen, der Rettung aller, die gerettet werden müssen und dem Auflegen von Konjunkturprogrammen herzustellen ist. Wie konnte man jahrhundertelang nur so dumm sein?

    Wenn sie jetzt noch erkennen, dass sich durch die Abschaffung aller Steuern aus der größten Wirtschaftskrise aller Zeiten der größte Wirtschaftsboom aller Zeiten herstellen ließe, könnten wir jeder weiteren und noch so heftigen Corona-Welle völlig entspannt entgegensehen.

  3. Warum geben sich die Notenbänker täglich solche Mühe zu beweisen dass ihr Finanzsystem nichts mehr mit der Realität zu tun hat? Eigentlich wäre ja ihre Aufgabe für Stabilität der realen Wirtschaft zu sorgen, oder ist das nicht mehr gültig?

  4. @Mike Lohmann, ich glaube das ist wirklich nicht mehr möglich. Die Notenbanken haben sich selbst so tief in diese Krise hinein manövriert, dass sie selbst erkannt ahben, das nur noch ein festhalten am aktuellen Kurs uns alle am leben hält. Alles andere würde uns sfort zerstören. So aber werden wir gaaaanz langsam zerstört.

  5. Der größte Fehler war die Aussage, dass eine zweite Coronawelle kommen wird, könnte, wahrscheinlich ist oder so.
    Damit haben sich sehr Viele defensiv eingestellt, werden vorerst nicht investieren und konsumieren sondern wenn möglich sparen und das sicher in den nächsten 12 Monaten egal ob in Arbeit, Kurzarbeit oder arbeitslos.
    Berechnungen dazu fehlen vorerst noch und werden sicherlich massiv unterschätzt.

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