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Bundesbank-Nagel: Neue US-Zölle würden Deutschland besonders hart treffen

Bundesbank-Chef Nagel bringt aktuell zum Ausdruck, dass die deutsche Wirtschaft von Trumps Zöllen deutlich getroffen werden könnte.

Deutschland-Flagge
Foto: Borin-Freepik.com

Der deutsche Aktienmarkt agiert seit Tagen nach dem Motto: „Anstehende massive US-Zölle? Problem für deutsche Exporteure? Nein, alles gar kein Problem, alles wird völlig unproblematisch laufen“. Wenn das mal nicht viel zu viel rosarote Brille ist? Deutschland wäre von US-Protektionismus und Handelszöllen besonders stark betroffen – das sagte vor wenigen Minuten Bundesbankpräsident Joachim Nagel. Er verschlechterte damit die ohnehin schon düsteren Aussichten für die deutsche Volkswirtschaft.

„Unser starker Fokus auf den Export macht uns besonders anfällig für eine sinkende Auslandsnachfrage“, sagte er heute laut Bloomberg bei einer Rede in Frankfurt. “Die erhöhte Unsicherheit ist ein zusätzliches Hindernis.“ Nagel, der auch Mitglied des EZB-Rates ist, der die Zinssätze festlegt, zitierte Schätzungen der Bundesbank, wonach die Produktion in Deutschland im Jahr 2027 aufgrund einer politischen Wende in den USA fast 1,5 % unter dem Basisszenario liegen könnte. Die deutsche Wirtschaft, die vor allem durch den angeschlagenen Produktionssektor belastet wird, verzeichnete 2024 bereits das zweite Jahr in Folge einen Rückgang und könnte 2025 erneut schrumpfen – eine Entwicklung, die es vor diesem Jahrhundert noch nie gab.

Grafik zeigt BIP-Entwicklung in Deutschland seit den 90er-Jahren

Die Bundesbank prognostiziert für dieses Jahr ein Wachstum von nur 0,2 % und hat bereits davor gewarnt, dass ein weiterer Rückgang des Bruttoinlandsprodukts möglich ist, wenn US-Präsident Donald Trump Handelszölle auf China und andere Länder vollständig umsetzt. Am Freitag kündigte er an, dass er plant, um den 2. April herum Zölle auf importierte Autos zu erheben. Nagel sagte, dass es beim Protektionismus „keine Gewinner“ gebe, da er „in allen betroffenen Ländern zu Wohlstandsverlusten führt“ – auch wenn Deutschland stärker betroffen wäre als andere.

Die Auswirkungen auf das Verbraucherpreiswachstum seien weniger eindeutig, sagte er. „Die Inflation könnte angeheizt werden, auch wenn das Ausmaß sehr ungewiss ist“, sagte er und fügte hinzu, dass er immer noch davon ausgeht, dass sie „bald“ das Ziel von 2 % erreichen wird. Die Misere der Wirtschaft ist auch ein beherrschendes Thema vor den vorgezogenen Neuwahlen am Sonntag, bei denen Kanzler Olaf Scholz von Friedrich Merz, dem Vorsitzenden des konservativen CDU/CSU-Blocks, der eine wachstumsfreundliche Politik versprach, besiegt werden dürfte.

FMW/Bloomberg



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