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Bundesbank: Warum es eine schwere Rezession geben wird

Rezession dank Coronakrise - die Bundesbank mit ihrem Monatsbericht

Die Bundesbank hat vor wenigen Minuten ihren Monatsbericht für April veröffentlicht. Hauptthema darin, wen wundert es, ist die aktuelle wirtschaftliche Lage in Folge der Coronakrise. Die zur Eindämmung der Pandemie getroffenen Maßnahmen stürzen die deutsche Wirtschaft in eine schwere Rezession, so schreibt es die Bundesbank aktuell. Wenig verwunderlich ist die Aussage der Bundesbank, dass die Höhe des Rückgangs der gesamtwirtschaftlichen Aktivität und die Schwere der Rezession letztlich davon abhänge, wann und in welchem Ausmaß die zur Bekämpfung der Pandemie eingeführten Einschränkungen weiter gelockert werden.

Wichtig ist eine Aussage der Bundesbanker, weil es ja einige Kommentatoren gibt, die diese Krise lediglich als kurze Unterbrechung eines vorher gesunden wirtschaftlichen Verlaufs sehen, so zum Beispiel Hans A Bernecker. Für ihn sei dies keine Rezession, sondern wie gesagt nur eine kurze Unterbrechung normaler wirtschaftlicher Aktivität. Von daher würde die Wirtschaft schnell wieder bergauf gehen. Das sieht die Bundesbank anders. Denn die Wirtschaft wird ja nach dem Eröffnen der Geschäfte wohl kaum gleich wieder auf 100 Prozent hochgefahren? Wer bucht bitte heute sofort seine Mallorca-Reise? Spanien zum Beispiel will wohl bis Jahresende gar keine ausländische Touristen zulassen. Oder wer kauft jetzt ein neues Auto, wenn der Autosalon ab sofort wieder geöffnet hat? Und so könnte man noch viele andere Fragezeichen stellen, so meinen wir. Dazu die Bundesbank auszugsweise im Wortlaut:

Erste vorsichtige Lockerungen der Eindämmungsmaßnahmen seien gegenwärtig bereits angekündigt. Bis es eine medizinische Lösung gebe, müssten jedoch voraussichtlich substanzielle Einschränkungen bestehen bleiben. Aus diesem Grund erscheine eine rasche und starke wirtschaftliche Erholung gegenwärtig eher unwahrscheinlich. „Eine Rolle spielt dabei auch, wie schnell die Verbraucher und Unternehmen nach den Lockerungen ihr Verhalten normalisieren“, heißt es im Monatsbericht. Dies gelte nicht nur für Deutschland selbst, sondern auch für die Länder, mit denen Deutschland wirtschaftlich eng verflochten ist. Eine sich selbst verstärkende Abwärtsspirale erwarten die Expertinnen und Experten für die deutsche Wirtschaft jedoch nicht. Das ausgebaute System der sozialen Sicherung, die umfangreichen geldpolitischen Maßnahmen des Eurosystems sowie die massiven fiskalischen Stützungsmaßnahmen der Bundesregierung stünden einem solchen Szenario entgegen.

Was von der Rezession schon zu erkennen ist

Und, was ist statistisch von der Rezession schon zu erkennen? Die Bundesbank erwähnt, dass die vorliegenden harten Wirtschaftsdaten noch aus den Monaten Januar und Februar stammen. Aber schon im März hätten die zur Eindämmung der Epidemie erforderlichen Einschränkungen die deutsche Wirtschaft mit großer Wucht getroffen. Angeordnete Geschäftsschließungen und weitere Sicherheitsmaßnahmen hätten in den betroffenen Branchen zu einem weitgehenden Ausfall der Umsätze geführt. Betroffen sein dürften laut Bundesbank insbesondere die Gastronomie, Reisedienstleister, andere freizeit- und kulturbezogene Dienstleistungen, der Textileinzelhandel, aber auch die Personenbeförderung. Allein die in der zweiten Märzhälfte in diesem Bereich entfallenen Konsumausgaben verringerten nach überschlägigen Rechnungen das Bruttoinlandsprodukt im ersten Vierteljahr wohl um etwas mehr als 1 Prozent, so die Bundesbank. Zusätzlich zeichneten sich in der gesamten Breite der deutschen Wirtschaft massive Rückgänge der Aktivität ab.

Auch kann man (so meinen wir) die Kurzarbeit als Indikator heranziehen, wie heftig die Rezession wird. Letzte Woche gab es laut Bundesagentur für Arbeit von 725.000 Unternehmen Anmeldungen zur Kurzarbeit. Die genaue Anzahl der betroffenen Arbeitnehmer melden die Arbeitgeber erst am Monatsende, von daher kann man jetzt nur vermuten. Sind es vielleicht 2 oder 3 Millionen Kurzarbeiter, oder mehr? Zumindest werden diese Menschen in den nächsten Monaten wohl eher keinen Urlaub buchen, keine Autos kaufen, keine neuen Klamotten kaufen etc. Die Bundesbank ist bei der Zahl der Kurzarbeiter vorsichtiger, und sieht wohl eher eine Zahl „über 1 Million“ Kurzarbeiter. Zitat auszugsweise:

Obwohl nicht alle Anzeigen auch zu tatsächlicher Inanspruchnahme führen müssen, dürfte damit voraussichtlich im April die Zahl der Kurzarbeiter weit über eine Million steigen“, folgerten die Bundesbank-Fachleute. Verglichen mit der Wirtschaftskrise 2009 dürfte der Kurzarbeit tendenziell eine höhere Bedeutung zukommen. Denn die Zahl der potenziell bezugsberechtigten sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer läge heute um sechs Millionen höher und es wären mehr Branchen vom Wirtschaftseinbruch betroffen als vor elf Jahren.

Dass die Preise sich erstmal deflationär entwickeln werden, das sieht auch die Bundesbank so. Aktuell fällt der Ölpreis immer weiter (wir berichteten erst heute darüber). Auch die Bundesbank sieht Öl aus Hauptfaktor für die schwachen Preise. Zitat:

Die Verbraucherpreise gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) hätten im März im Vergleich zum Vormonat erstmalig seit etwa einem Jahr saisonbereinigt nachgegeben, so die Bundesbank. Dies sei vor allem auf den merklichen Preisrückgang bei Energie zurückzuführen. Die Vorjahresrate des HVPI sei von 1,7 Prozent auf 1,3 Prozent gesunken – gemessen ohne Energie und Nahrungsmittel von 1,4 Prozent ebenfalls auf 1,3 Prozent. Die Ökonominnen und Ökonomen weisen darauf hin, dass die Entwicklung der Preise noch kaum von der Corona-Pandemie beeinflusst gewesen sei, da die Preie weitgehend vor den Eindämmungsmaßnahmen erhoben worden wären. Insgesamt rechnen die Fachleute mit einem kräftigen Rückgang der Inflationsrate, da die niedrigen Rohölnotierungen nach und nach an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergegeben würden.



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