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Bundesbank strikt gegen Bargeld-Abschaffung – Aussagen und Szenarien

FMW-Redaktion

Die Bundesbank stemmt sich aktuell klipp und klar gegen den europäischen Trend Bargeld nach und nach abzuschaffen. Die klare Meinung eines Bundesbankers und was andernorts jetzt schon geschieht…

Bundesbank-Zentrale in Frankfurt gegen Bargeld-Abschaffung
Bundesbank-Zentrale in Frankfurt am Main
Foto: Wolfgang Pehlemann Wiesbaden Germany / Wikipedia (CC BY-SA 3.0 de)

Die Argumente für Bargeld-Abschaffung

Carl-Ludwig Thiele, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, hat gestern in einer Rede bei der Oesophagus-Stiftung in Stuttgart der Abschaffung von Bargeld in Deutschland eine klare Abfuhr erteilt: „Ich möchte es hier ganz deutlich sagen: Die Deutsche Bundesbank lehnt die Forderung nach einer Abschaffung des Bargelds ebenso ab wie Restriktionen für die Bezahlung von Waren und Dienstleistungen mit Bargeld.“ In seiner Rede spricht er die Befürworter der Bargeld-Abschaffung und deren Argumente an, Zitat:

„Prominente Ökonomen wie Kenneth Rogoff oder Peter Bofinger als Mitglied des Sachverständigenrates befürworten eine Abschaffung von Banknoten und Münzen und begründen dies damit, dass es nur in einer Welt ohne Bargeld möglich sei, die Zinsen für die Bürgerinnen und Bürger unter null zu senken. Nur so könnten die geldpolitischen Maßnahmen Wirkung zeigen. Gegen Bargeld spräche auch, dass man im Supermarkt Zeit sparen würde, wenn Kunden an der Kasse nicht mehr nach Cent-Münzen kramen würden. Und zu guter Letzt argumentieren die Befürworter dieser Position, dadurch den Drogenhandel, Schwarzarbeit oder Steuerhinterziehung zurückzudrängen. Gerade letztere Argumente werden auch genannt, wenn man über eine Einschränkung der Barzahlung diskutiert. Im Gegensatz zur Bargeldabschaffung – die es bislang nirgendwo gibt – ist dies Realität. Zwar nicht in Deutschland, aber in anderen europäischen Ländern. Unter anderem in Frankreich, Italien oder Griechenland gelten Höchstgrenzen für Barzahlungen, – für größere Beträge muss auf Kartenzahlung, Überweisung oder Lastschrift zurückgegriffen werden.“

Das Argument mit der Minus-Verzinsung wird wohl das wichtigste und für staatliche Institutionen das verführerischste Argument sein, warum man Bargeld abschaffen sollte. Der Bürger wäre gezwungen sein ganzes Cash-Vermögen auf einem Bankkonto zu deponieren – somit hätte der Staat über EZB, Bundesbank und Finanzministerium regulatorisch immer Zugriff, wie dann z.B. über die Senkung des EZB-Leitzins in den Minus-Bereich. Dann würden die Banken diesen EZB-Leitzins an den Bürger weiterreichen. Die Folge: Hat der Bürger Geld z.B. auf seinem Sparbuch, muss er dann dafür Zinsen zahlen! Unglaublich, oder? Noch!!!

Die makroökonomische Überlegung von einigen „Besserwissern“ wie dem deutschen Wirtschaftsweisen Bofinger ist, dass die Bürger dann gezwungen wären ihr Erspartes zu verkonsumieren oder in Aktien oder sonstigen aktiven Geldanlagen arbeiten zu lassen. So soll die Volkswirtschaft kräftig stimuliert werden. Was hier komplett vergessen wird: Diese Herangehensweise beraubt dem Bürger seine Freiheitsrechte in einem unglaublichen Ausmaß!

Schwarzarbeit und Drogenhandel

Auf den ersten Blick gibt es die gewichtigen Argumente die Abschaffung von Bargeld würde Schwarzarbeit, Drogenhandel und Geldwäsche stark einschränken. Thiele geht hierauf ein und argumentiert dagegen:

„Lässt man sich darüber hinaus auf eine inhaltliche Diskussion über die angeblichen Nachteile des Bargelds ein, findet sich wenig Stichhaltiges. Das Argument, ohne Bargeld gäbe es keine Schwarzarbeit, Steuerhinterziehung oder Drogengeschäfte mehr, greift nicht. Einerseits könnten die handelnden Personen auf Fremdwährungen ausweichen – sofern das Bargeld nicht weltweit abgeschafft wird – oder alternative Tauschmittel nutzen. Andererseits muss es sich bei Schwarzgeld nicht zwangsläufig um Bargeld handeln. Der französische Ökonom Gabriel Zucman schätzt, dass weltweit 5,8 Billionen Euro an privatem Vermögen als Buchgeld nicht deklariert sind und sich auf Konten in Steueroasen wie der Schweiz, Hongkong oder Singapur befinden. Auch das Argument, Bargeld erschwere den Zahlungsverkehr, weil an der Ladenkasse nach Kleingeld gekramt werde, kann entkräftet werden. Gemäß der ersten Zahlungsverhaltensstudie der Deutschen Bundesbank aus dem Jahr 2008 sehen fast 90 Prozent der Bevölkerung Bargeld als schnelles und bequemes Zahlungsmittel an. Sicherlich können Barzahlungen im Einzelfall länger dauern. Gleiches gilt aber auch für Kartenzahlungen, bei denen die PIN falsch eingegeben wird oder das Terminal die Karte nicht akzeptiert.“

Garantiert der Staat dann Bankeinlagen zu 100% ???

Auch muss man erwähnen: Wenn alle Bargeldbestände abgeschafft würden und es nur noch Bankguthaben gäbe, wäre der Sparer auf Gedeih und Verderb seiner Bank ausgeliefert. Auch in Deutschland gab es schon öfters kleinere Bankenpleiten. In Zypern wurden Sparer erst 2013 für die Rettung ihrer zwei größten Banken herangezogen und wurden de facto enteignet. Was wäre z.B. wenn jemand sein Leben lang hart gearbeitet hat und jetzt Geldbestände von 300.000 Euro angespart hat, und der Staat nimmt ihm alles über 100.000 Euro weg? Hätte er die Bankpleite vorhergesehen und hätte er die Möglichkeit gehabt das Geld in Cash zu halten, wäre er schon längst zum Bankschalter gegangen und hätte sich Bargeld auszahlen lassen. So ist er aber in einem zukünftigen Szenario des ausschließlich elektronischen Geldes völlig davon abhängig, dass die Banker die Kundengelder nicht wieder in den nächsten Börsenblasen verzocken. Würde die Bundesregierung dann ALLE Bankguthaben garantieren, wenn man kein Bargeld mehr besitzen dürfte? Auch dieses mehr als ernste Thema, das wie gesagt im EU-Land Zypern bereits Realität ist, spricht Thiele an:

„Dennoch haben viele Menschen gute Gründe, Geld bar aufzubewahren. So ist Bargeld das liquideste Zahlungsmittel; außerdem sind Banknoten Zentralbankgeld. Dies ist insbesondere in Zeiten erhöhter Unsicherheit von Bedeutung, in denen die Bevölkerung physisch greifbares Geld einer Notenbank halten möchte, anstatt Forderungen gegenüber einer Geschäftsbank zu haben. So war beispielsweise die Bargeldnachfrage während der Finanzkrise im Oktober 2008 stark gestiegen. Gleiches gilt in Ländern, in denen sich die Bürgerinnen und Bürger nicht sicher sein können, ob sie am nächsten Tag noch Bargeld von ihrer Bank abheben können, ob sie also aus dem Buchgeld in das Bargeld wechseln können.“

Die Einschläge kommen näher

Im EU-Land Dänemark hat die dortige Notenbank, die ja nicht dem Eurosystem angehört, beschlossen wahrscheinlich ab 2016 keine neuen Banknoten mehr zu drucken mangels Nachfrage. Auch sollen kleinere Läden vom Zwang befreit werden Bargeld annehmen zu müssen, weil die Menschen in Dänemark und Skandinavien generell schon zu großen Teilen bargeldlos bezahlen. In Ländern wie Frankreich geht man (angeblich nur wg. der Terror-Abwehr) dazu über Höchstgrenzen beim Bezahlen mit Bargeld einzuführen. Dies wird dort wohl immer mehr ausgeweitet, also die Höchstbeträge abgesenkt.

Jetzt braucht es nach unserer Meinung einen Schuss FPD-Politik nach der nächsten Bundestagswahl (die standen doch mal für Freiheit?), um Umdenken bei der Bundesbank, und dazu noch das Schulterklopfen von „Experten“ wie Herrn Bofinger, und fertig ist die Bargeldabschaffung in Deutschland. Jetzt in diesem Augenblick wirkt dieses Szenario unrealistisch und weit weit weg, aber das dachte man vorher auch bei anderen Ereignissen (Lehman etc). Aber noch positioniert sich die Bundesbank ja eindeutig dagegen.

Zum Schluss möchten wir noch diese gestrigen Zitate von Carl-Ludwig Thiele bringen:

„Zum einen schützen Barzahlungen die Privatsphäre der Bevölkerung. Dass davon auch weniger rechtschaffene Personen profitieren, ist kein Grund, die ehrlichen Bürgerinnen und Bürger immer gläserner werden zu lassen. Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung und Achtung des Privatlebens ist ein hohes Gut, welches nicht aufgeweicht oder preisgegeben werden sollte. „Bargeld ist geprägte Freiheit“ – dieses abgewandelte Dostojewski-Zitat hat nichts von seiner Gültigkeit eingebüßt. Als Bundesbank vertreten wir die Auffassung, dass wir den Bürgerinnen und Bürgern keine Vorschriften bei der Wahl ihrer Zahlungsinstrumente machen möchten.“

Da meinen wir: Gut so Herr Thiele. Die Bundesbank sollte diese Meinung weiterhin standhaft vertreten!



Quelle: Deutsche Bundesbank



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9 Kommentare

  1. „Garantiert der Staat dann Bankeinlagen zu 100% ???
    Der Staat selbst hat kein Geld. Der Staat sind die Bürger selbst und es ist deren Geld. Garantieren kann und will man selbst mit Einlagensicherungen nichts, denn diese dienen nur den Banken, nicht dem Bürger wie so oft geglaubt – :
    „Die Entschädigung kann in Euro geleistet werden.“
    Damit wäre eine Auszahlung in „was auch immer“ ohnehin durch die Nutzung des Konjunktiv vollständig vorgebeugt. Können ist nicht müssen. Ende

  2. Mal von ganz anderer Seite: was hat die (deutsche) Bundesbank in Sachen Euro-Währung überhaupt noch zu melden, wenn sie damit ihr Mandat vollständig an die EZB abgegeben hat? Es sind somit nur fromme Wünsche seitens der Bundesbank, ansonsten sollen die Verbrecher bitte still sein, denn verhindern oder ändern können die schon mal gar nichts (mehr).

  3. Ja,nehmen Sie den Asiaten oder Arabern mal ihr Geld weg.
    Was meinen Sie,was dann los ist.
    Ausserdem würde man sofort Konten in anderen Ländern eröffnen.
    Das würde ich auch,damit die europäischen Banker nichts zu grinsen haben.
    Hier in Deutschland würde ich nur girales Notgeld oder den Lohn verwalten lassen.
    Alles darüber hinaus geht auf’s Auslandkonto.
    Wenn das auch verboten wird,wird alles in Rubine,Edelmetalle,Diamanten oder
    Gemälde investiert,im Ausland,und dann: Bäääähhhh…

  4. Niemand hat vor eine Mauer zu bauen……….

  5. Ökonomen sind Architekten der Probleme, Schon die Gedanken über eine Bargeld abschaffung sollten bestraft werden ! Die letzten 20 Jahre zeigten, dass die wunderbare
    Geldvermehrung ohne Arbeit und Produkt in eine Sackgasse führen wird. Nun sucht man Mittel und Wege dieses Chaos weiterzutreiben, natürlich auf dem Buckel des Volkes !
    Besser wären ökologische Projekte und die Unsummen Geld in diese Richtung zu lenken!

  6. Ein Hoch auf die Deutsche Bundesbank. Es ist schön zu lesen, dass sich Widerstand formt während die Masse medial auf etwaige Gesetzesvorschläge vorbereitet wird.

    Und ich dachte wir Deutschen seien nicht mehr bei Sinnen hier im Land der Dichter und Denker. Auf dass der Deutsche sein Bargeld immer behalten wird.

    Wir Deutschen sind halt nicht so dumm und erkennen, was wirklich hinter dem Vorhaben der Bargeldabschaffung steckt und werden es unterbinden. Da bin ich zuversichtlich. Dennoch müssen wir uns wohl warm anziehen.

    Ich bin zwar totaler Technikfreund, aber ich lieb‘ mein Bargeld. Sogar den Fiat-Euro. Ich muss Scheinchen und Münzen in der Hand halten können. Von Giralgeld, das irgendwie nicht so richtig wahrhaftig existiert, bekomme ich kein gutes Gefühl.

  7. Wer glaubt mein Bargeld abschaffen zu dürfen, der wird von mir höchstpersönlich selbst abgeschafft, und zwar endgültig. Ich kack auf Terrorgefahr und anderem Panikgedöns, ich lebe in Frieden und noch hat sich keiner getraut ( außer meinem Staat ) mich zu verarschen und meine Freiheit zu bedrohen. Das macht mich sehr wütend, und endet irgendwann in herrlicher Gewalt, und dann bin ich zu dem Terroristen geworden, vor dem ihr euch alle gefürchtet habt.

    Es gibt Gesetze nur aus einem Grund: damit die Schwachen mit den Starken in Frieden zusammenleben können. Doch wenn die Schwachen den ganzen Tag lang nur gängeln und verarschen können, verliere ich irgendwann das Bedürfnis mit euch in Frieden zu leben. Und dann wird sich zeigen wer tatsächlich stark ist, und es wird keine Möglichkeit zum Dialog mehr geben, ihr habt alle eure Chancen vertan und werdet nun die Konsequenzen tragen, bis zum bitteren Ende.

    Ein freier Mensch, der frei bleiben wird, auch im Tod.

  8. Man darf sicherlich gespannt sein, wie es in diesem Theater weitergeht. Eine stets aktuelle Zusammenfassung findet man übrigens hier: http://www.asset-protection-management.com/die-schleichende-abschaffung-des-bargeldes-die-bargeldabschaffung-kommt/

  9. Deswegen machte ich in Rumänien eine Firma vor kurzem, da dort gibt es nicht solche PRobleme, und auch das Steuersystem ist sehr Geschäftsfreundlich…: http://firmengrundung-rumanien.eu/SteuerBedingungen.html

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