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Bundesbank: Wachstumsdelle wegen Grippewelle

In den USA sagt man oft spöttisch, dass wohl im August wieder zu viel Schnee gefallen ist, wenn bestimmte Konjunkturdaten schlechter ausfallen als erwartet. Denn die Begründungen der Statistiker sind oft abenteuerlich. Nein, die Konjunktur läuft ja generell immer bestens – es sind eben zu heißes oder zu kaltes Wetter Schuld an schlechten Zahlen, oder zu viel/zu wenig Regen usw. Ob die Bundesbanker für Deutschland inzwischen genau so argumentieren? Entscheiden Sie selbst.

Im ersten Quartal habe Deutschland eine Wachstumsdelle erlebt, so die Bundesbank in ihrem ganz frisch veröffentlichten Monatsbericht. Als Hauptgrund führt man die starke Grippewelle mit einem außergewöhnlich hohen Krankenstand in den Wintermonaten an, welcher die wirtschaftliche Aktivität gehemmt habe. Auch Rückgänge bei Exporten und beim Staatskonsum gab es – diese Phänomene sollen aber laut Bundesbank nur vorübergehend bestehen bleiben. Die Industrie sei als konjunkturelle Triebfeder ausgefallen, da die Exporte zuletzt rückläufig waren. Das Baugewerbe kämpfte weiter mit Kapazitätsengpässen und konnte seine Produktion trotz hoher Nachfrage wohl kaum ausweiten, so die Bundesbank.

Die Niedriglöhner pushen die Volkswirtschaft

Ja, so möchten wir unseren Beitrag zum Monatsbericht der Bundesbank nennen. Wie man auch monatlich im Bericht der Bundesagentur für Arbeit sehen kann, kommt der überwiegende Teil neuer Arbeitsplätze aus Dienstleistungssektoren – und dort größtenteils aus Berufen mit geringer oder sehr geringer Bezahlung. So wird die Kaufkraft immer weiter sinken. Aber auf den ersten Blick sieht das total super aus, weil ja so ziemlich jeder einen Job hat, der einen haben will. Laut Bundesbank hätten nämlich die sogenannten „unternehmensnahen Dienstleistungsbranchen“ entgegen der Industrie ihren Aufwärtstrend fortgesetzt.

Hochkonjunktur bleibt bestehen

Trotz eines Wachstumsknicks bleibe Deutschland aber im Status der „Hochkonjunktur“, so die Bundesbank. Das Bruttoinlandsprodukt stieg im ersten Vierteljahr 2018 lediglich um 0,3 Prozent gegenüber dem letzten Quartal 2017. Zum Beispiel signalisiere die kräftig gestiegene Zahl der Kfz-Zulassungen von privaten Haltergruppen, dass die Autohändler ein beträchtliches Umsatzplus verbuchen konnten. Auch das Gastgewerbe floriere, während die Entwicklung im Einzelhandel verhaltener ausgefallen sei. Die sehr gute Lage am Arbeitsmarkt wirke sich inzwischen stärker auf die Tarifabschlüsse aus. Für die Abschlüsse im Öffentlichen Dienst und der Metall- und Elektroindustrie ergebe sich ein Lohnplus von rund 3 bis 3,25% pro Jahr.

Warum es weiter aufwärts geht

Hochkonjunktur, aber keine neuen Rekordzahlen beim Wachstum, so lautet wohl die Marschrichtung. Die Wachstumszahlen können wohl nicht stärker zulegen, weil sie schon auf einem so hohem Niveau sind. Sondereffekte wie die Grippewelle fielen weg, und die Auftragslage der Industrie bleibe trotz der zuletzt gesunkenen Auftragseingänge sehr günstig. Die Exporte dürften sich erholen, und das Verarbeitende Gewerbe könnte daher als wichtige konjunkturelle Triebkraft wieder stärker zum Tragen kommen, so die Bundesbank. Der private Verbrauch dürfte aufgrund der guten Arbeitsmarktentwicklung und zunehmender Lohnsteigerungen merklich zulegen.

Auch erwähnen die Bundesbanker den schwachen ifo-Geschäftsklimaindex. Der sei im April zum fünften Mal in Folge gesunken. Das Klima sei zwar noch sehr gut, aber es gäbe nun mal Sorgen über Protektionismus und sonstige globale Risiken.


Arbeit an einer Turbine von Siemens. Foto: Siemens (CC BY-SA 3.0)



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