Allgemein

Bundesbank: Wirtschaft wieder bergauf, deutsche Auslandsvermögen kein Nachteil für Zielländer

Die Bundesbank hat heute ihren aktuellsten Monatsbericht veröffentlicht. Dort ist zu lesen, dass die deutsche Volkswirtschaft im aktuell noch laufenden Schlussquartal wieder expandiere. Die Delle im dritten Quartal sei nur eine Ausnahme gewesen, vor allem im Automobilsektor. Zitat auszugsweise:

Nach dem deutlichen Dämpfer im Sommer dürfte die deutsche Wirtschaft im Jahresschlussquartal 2018 wieder merklich expandieren. Zwar ist die konjunkturelle Grundtendenz gegenwärtig nur verhalten aufwärtsgerichtet. Allerdings ist damit zu rechnen, dass die KfzProduktion, die im Sommer wohl vor allem wegen Schwierigkeiten mit einem neuen Emissionsmessverfahren noch stark gesunken war, nach und nach wieder hochgefahren wird. Gleichwohl vollzieht sich die Normalisierung in der Automobilbranche möglicherweise langsamer als anfänglich angenommen.

Deutsche Auslandsvermögen

Besonders hervorgehoben werden in diesem Monatsbericht durch die Bundesbank die Auslandsvermögen der Deutschen. Normalerweise ist es ja so, dass die Guthaben der Einen (in diesem Fall der Deutschen) die Schulden der andere sind, in dem Fall die Schulden von Staaten und Bürgern in Übersee. Aber die Bundesbank sieht es differenzierter. Oft seien deutsche Auslandsinvestitionen keine Anleihenkäufe, sondern Eigenkapitalinvestitionen. Diese Gelder seien also mit keiner konkreten oder festen Rückzahlungsverpflichtung Richtung Deutschland verbunden. Das Geld arbeite in den dortigen Ländern produktiv und stütze die dortigen Volkswirtschaften. Zitat:

Das deutsche Netto-Auslandsvermögen ist seit Beginn dieses Jahrtausends nahezu kontinuierlich gestiegen. Zum Jahresende 2017 war Deutschland mit 1,8 Billionen € absolut gesehen nach Japan der zweitgrößte Nettogläubiger der Welt. Dabei war die Entwicklung der deutschen Auslandsposition sowohl in ihrer Höhe als auch in ihrer Struktur in den letzten zehn Jahren – nicht zuletzt durch den Einfluss der internationalen Finanzkrise – von einer besonderen Dynamik geprägt. Ins Auge fällt dabei die zunehmende Bedeutung finanzieller Kapitalgesellschaften, welche die Geschäftsbanken als wichtigste grenzüberschreitende Gläubiger abgelöst haben. Diese Verschiebung ging einher mit einem steigenden Anteil von Wertpapierforderungen zulasten der (unverbrieften) Kreditvergabe als bevorzugtes Instrument der grenzüberschreitenden Finanzierung.

Das Rendite-Risiko-Profil der deutschen Auslandsposition ist immer wieder Thema des öffentlichen Diskurses. Zur Beurteilung können unterschiedliche Metriken herangezogen werden; die Ergebnisse hängen von dem gewählten Maßstab, den betrachteten Instrumenten und dem zugrunde gelegten Zeitraum ab. Allerdings lassen sich nicht alle Aspekte von Auslandsinvestitionen in einfachen Kenngrößen abbilden.

Um die Entwicklung der deutschen Auslandsposition im internationalen Kontext besser einordnen zu können, werden daher im Rahmen einer Schätzung Faktoren identifiziert, die den starken Aufbau des deutschen Netto-Auslandsvermögens erklären können. Die ökonometrische Analyse soll auch Aufschluss darüber geben, inwieweit die deutsche Auslandsposition in Hinblick auf die strukturellen Rahmenbedingungen angemessen und im internationalen Kontext tragfähig ist. Dabei zeigt sich, dass der demografischen Komponente für die deutschen Nettoersparnisse eine herausragende Rolle zukommt.

Das deutsche Auslandsvermögen stellt zwar grundsätzlich den Gegenpart zu den Auslandsverbindlichkeiten in anderen Teilen der Welt dar und könnte somit prinzipiell zu externen Ungleichgewichten beitragen. Allerdings implizieren die deutschen Auslandsforderungen nur zu einem begrenzten Teil unbedingte Zahlungsverpflichtungen der Partnerländer. Durch die Bereitstellung von Eigenkapital trägt Deutschland eher zu einer Stärkung der internationalen Risikoteilung bei. Perspektivisch kann die Verwirklichung der europäischen Kapitalmarktunion durch eine Stärkung der grenzüberschreitenden Eigenkapitalfinanzierung auch den Beitrag Deutschlands zur Stabilisierung der weltweiten Auslandsbeziehungen weiter erhöhen. Die Möglichkeiten der Politik, über das Setzen von Rahmenbedingungen hinaus unmittelbar auf das Investitions- und Sparverhalten privater Wirtschaftsakteure einzuwirken und dadurch das Auslandsvermögen aktiv zu
steuern, sind allerdings begrenzt.


Bundesbank-Zentrale in Frankfurt. Foto: Wolfgang Pehlemann Wiesbaden Germany CC BY-SA 3.0 de



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage