BYD setzt mit God’s Eye neue Maßstäbe im autonomen Fahren. Während Tesla mit Preissenkungen reagiert, verliert Volkswagen weiter an Boden. Der Abstand zur Spitze wächst. Chinas Automarkt steht vor der nächsten Verschiebung. BYD bringt mit God’s Eye autonomes Fahren in den Massenmarkt und baut seinen Vorsprung weiter aus. Tesla setzt auf aggressive Rabatte, um wettbewerbsfähig zu bleiben, doch Volkswagen fällt technologisch immer weiter zurück. Die Konkurrenz spitzt sich zu, und für einige Hersteller könnte die Lage existenzbedrohend werden.
Hersteller in China kämpfen um Marktanteile und Überleben
Chinas Automarkt ist ein Schlachtfeld. Hersteller kämpfen mit sinkenden Verkaufszahlen, staatlichen Eingriffen und einem immer härteren Wettbewerb. Die Lage erinnert zunehmend an die „Zeit der Streitenden Reiche“, in der über zweihundert Jahre lang rivalisierende Staaten um die Vorherrschaft in China rangen. Einige expandierten mit brutaler Gewalt, andere sicherten sich ihre Macht durch taktische Bündnisse und technologische Überlegenheit. Am Ende war es das Qin-Reich, das mit einem perfektionierten Verwaltungs- und Militärsystem sowie überlegener Infrastruktur den Sieg davontrug und China erstmals vereinigte.
So beschreibt Caixin in einem ausführlichen Beitrag den Zustand des chinesischen Automarktes im Jahr 2025: Ein Markt, in dem sich ein harter Verdrängungswettbewerb abzeichnet und nur wenige Hersteller langfristig bestehen können. Die Parallelen zur Geschichte sind offensichtlich. Während viele Unternehmen mit kurzfristigen Preiskämpfen und staatlichen Subventionen überleben wollen, verfolgt BYD eine ganz andere Strategie. Das Unternehmen setzt auf eine konsequente Expansion, kombiniert mit technologischer Innovation und einer massiven Produktionskapazität. Mit der Einführung seines autonomen Fahrsystems „God’s Eye“ vollzieht BYD den nächsten Schritt in Richtung Marktführerschaft.
BYD bringt autonomes Fahren in günstige Elektroautos
Bisher war autonomes Fahren ein Feature, das Premiumherstellern vorbehalten blieb. Tesla, Mercedes-Benz und BMW bieten bereits fortschrittliche Systeme an, doch diese arbeiten auf Level 3, bei dem das Fahrzeug in bestimmten Situationen selbstständig fährt, die Kontrolle aber jederzeit an den Fahrer zurückgegeben werden kann. Diese Technologie ist teuer und bislang fast ausschließlich in hochpreisigen Modellen verfügbar.
BYD bricht mit diesem Paradigma. Das neue System „God’s Eye“ wird nicht nur in der Luxusklasse, sondern in der gesamten Modellpalette eingeführt, selbst in günstigen Fahrzeugen wie dem Seagull, dessen Preis bei 70.000 Yuan (ca. 8.900 Euro) liegt. Damit wird autonomes Fahren so erschwinglich wie noch nie zuvor.
Diese Strategie verändert den Markt grundlegend. Während Volkswagen noch immer mit den Grundfunktionen seiner Software kämpft und in weiter Ferne von Level-4-Autonomie ist, integriert BYD hochmoderne Technologie bereits in seine Serienfahrzeuge. Das deutsche Unternehmen, einst der Inbegriff von Ingenieurskunst, verliert damit einen essenziellen Wettbewerbsvorteil. Softwareprobleme haben bereits die Markteinführung mehrerer VW-Modelle verzögert und die Position des Konzerns in China weiter geschwächt.
Die Verkaufszahlen im Januar spiegeln diesen Rückstand deutlich wider. Volkswagen rutschte auf Platz 20 der Rangliste ab und verkaufte nur noch 4.696 mit alternativen Antrieben, womit der Konzern sogar hinter BMW mit 4.928 Einheiten lag. Während Tesla 63.238 Fahrzeuge auslieferte und BYD mit 296.446 Einheiten die klare Nummer eins bleibt, kämpft Volkswagen nicht mehr um die Führung, sondern ums Überleben.
Abb 1: Verkäufe von Autos mit alternativen Antrieben (NEV) in China im Januar 2025. Quelle: CPCA
Automarkt im Januar schwächelt – Käufer zögern
Der chinesische Automarkt startete schwach ins Jahr 2025. Im Januar wurden 1,853 Millionen Fahrzeuge verkauft, was einem Rückgang von 9 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Im Vergleich zum Dezember 2024 sanken die Verkäufe sogar um 30 Prozent.
Der Anteil von Verbrennern stieg im Januar auf 58,5 Prozent, während die Fahrzeuge mit alternativen Antrieben (NEV) seit Mai 2024 erstmals wieder unter 50 Prozent gesunken sind. Ein ähnliches Muster war auch in den vergangenen Jahren zu beobachten. Es handelt sich also eher um ein saisonales Phänomen. Reine Batterieelektrofahrzeuge (BEV) machten 24 Prozent der Verkäufe aus, während Plug-in-Hybride auf 17,5 Prozent kamen.
Abb 2: Extrapolation der Zulassung rein elektrischer Autos (BEV) in China. Quelle: LeRaffl
Diese Entwicklung trifft vor allem Unternehmen, die stark auf BEV setzen und keinen hybriden Übergang anbieten. Volkswagen, das seine Elektromodelle als Lösung für die Zukunft positioniert, gerät damit unter Druck. Während BYD mit einer breiten Palette an Hybrid- und Elektrofahrzeugen flexibel bleibt, kämpft Volkswagen mit einer sinkenden Nachfrage nach seinen rein elektrischen ID-Modellen.
Abb 3: Verkäufe von Autos mit alternativen Antrieben in China (NEV). Quelle: CnEVPost
Tesla in der Defensive – Preisnachlässe als letztes Mittel
Während BYD mit Innovationen voranschreitet, bleibt Tesla bei der Strategie der aggressiven Preissenkungen. Im Januar fiel der Einstiegspreis des Model 3 durch Rabatte und Subventionen auf 227.000 Yuan (ca. 31.000 EUR). Käufer profitieren zudem von einer zinsfreien Finanzierung über fünf Jahre und zusätzlichen Vergünstigungen von bis zu 58.000 Yuan (ca. 8.000 EUR).
Die Preissenkungen zeigen, dass Tesla Marktanteile um jeden Preis verteidigen will. Doch diese Strategie hat Grenzen. Die Margen schrumpfen, während BYD und andere chinesische Hersteller technologisch aufholen. Hinzu kommt, dass Tesla noch immer auf die Genehmigung für sein autonomes Fahrsystem in China wartet. Falls die chinesische Regierung die Zulassung blockiert, verliert Tesla einen seiner wichtigsten Vorteile im Wettbewerb.
Geopolitische Spannungen verschärfen die Lage zusätzlich. Falls Washington die Marktzugänge für chinesische Hersteller weiter einschränkt, wird Peking mit regulatorischen Maßnahmen gegen Tesla reagieren.
China stärkt Staatskonzerne – Fusionen im Automarkt geplant
Während Tesla mit Preiskämpfen seine Marktposition verteidigt und Volkswagen um Anschluss ringt, bereitet die chinesische Regierung einen neuen Eingriff in den Markt vor. Jüngste Berichte deuten darauf hin, dass Peking eine Reihe von Fusionen staatlicher Automobilkonzerne plant, um sie wettbewerbsfähiger zu machen.
Der Fokus liegt auf Unternehmen wie SAIC Motor, FAW Group und Dongfeng Auto, die zunehmend hinter private Marktführer wie BYD und Geely zurückfallen. Mit einer Konsolidierung will der Staat sicherstellen, dass diese traditionellen Hersteller nicht weiter an Boden verlieren. Die Strategie ähnelt der politischen Taktik während der Streitenden Reiche: Schwache Fürstentümer wurden durch Zwangsallianzen gestärkt, um gegen dominierende Mächte bestehen zu können.
Parallel dazu bleibt Peking bei der Strategie der Subventionen. Käufer eines Elektroautos erhalten weiterhin bis zu 15.000 Yuan (ca. 2.100 EUR), während Verbrenner mit bis zu 13.000 Yuan (ca. 1.800 EUR) gefördert werden. Doch trotz dieser Maßnahmen blieben die Verkäufe im Januar rückläufig. Viele Verbraucher warten ab, in der Hoffnung auf noch bessere Angebote oder technologische Verbesserungen in den kommenden Monaten.
BYD sichert sich die Zukunft – technologische Vorherrschaft wächst
Der Wettbewerb im chinesischen Automarkt erinnert zunehmend an die Endphase der Streitenden Reiche. Während einige Hersteller ihre Strategie auf kurzfristige Preiskämpfe ausrichten, setzen andere auf technologische Dominanz. BYD hat sich mit „God’s Eye“ in eine Position gebracht, die an die Strategie des Qin-Reichs erinnert: Durch effiziente Produktion, technologische Führerschaft und eine langfristige Vision sichert sich das Unternehmen einen immer größeren Vorteil.
Tesla bleibt ein ernstzunehmender Konkurrent, doch die regulatorische Unsicherheit schwächt das Unternehmen. Volkswagen hingegen verliert an Boden und hat kaum noch Mittel, um den Abstand zur Spitze zu verringern. Gleichzeitig beginnt der chinesische Staat, aktiv in den Markt einzugreifen, um traditionelle Hersteller durch Fusionen zu stärken.
Die Konsolidierung der Branche ist in vollem Gange. Für einige Unternehmen könnte dies der letzte Schritt sein, bevor sie endgültig aus dem Markt gedrängt werden. Die Streitenden Reiche des Automobilsektors steuern auf ihr unausweichliches Ende zu – und BYD könnte am Ende als der große Gewinner dastehen.
Kommentare lesen und schreiben, hier klicken
Moin, moin,
guter Artikel, so bleibt die Erkenntnis, dass Europa ausgedient hat. Weder Preis, Qualität und Innovation werden durch Europa bestimmt. Wir laufen nicht mehr vorweg, sondern hinterher. Und wo ist das Problem? Die in Europa noch vorhandene Substanz lässt peu a peu nach, ergo leben von der Substanz aus den Guten Zeiten.
Dann liegt der schleppende Verkauf von VW- Modellen in Deutschland also nicht nur daran, dass die Produktion in Deutschland zu teuer ist.
Auch in China kann VW unter den selben Bedingungen nur noch wenige Käufer finden.
Die Konkurrenz ist einfach besser.
Wieviel der 26 VW- Werke werden nun in China geschlossen?
Viele Grüße aus Andalusien Helmut
It’s over, it’s over, it’s over, VW came and passed away. Hardly seemed to last a day. But it’s over and what can we do?
Jede Zeit hat seine Zeit. VW hatte sehr viel Zeit. IT IS OVER…Wir sind nicht allein auf der Welt.
VW muss aggressiv seinen Heimatmarkt verteidigen und zwar mit E Fahrzeugen, bevor BYD in Europa zu produzieren beginnt. Andere Chancen sehe ich nicht. China Markt ist weg.