FMW-Redaktion
Wir berichteten vorhin bereits darüber. Die deutsche Finanzaufsicht BaFin plant ab Frühjahr die Nachschusspflicht für CFD-Anbieter abzuschaffen. Der CFD-Anbieter, der auf die Nachschusspflicht bestehen sollte, ist in Deutschland als Anbieter wohl ab 2017 raus aus dem Geschäft, das dürfte klar sein. Daher werden sich alle Anbieter wohl schnell anpassen, was einige eh schon gemacht haben. Aber was sind die Auswirkungen, was sagen die Broker? Auch wir haben zu dem Thema eine Meinung.
Was bedeutet das für die Broker? Nun, nachdem am Dienstag die britische Finanzaufsicht FCA verkündete alle Kunden dürften fortan wohl nur noch mit einem Maximalhebel von 50 arbeiten, und Neukunden nur noch mit 25, stürzten die Aktien der CFD-Broker um mehr als 30% ein. Warum? Hebel-Begrenzung bedeutet deutlich geringeres „Brutto-Handelsvolumen“, daher auch geringere Kommissionen, da sie immer auf dieses gesamte Handelsvolumen berechnet werden. Die aktuelle BaFin-Verkündung betrifft aber in keinster Weise die Höhe der Hebel, sondern will nur verhindern, dass Kontensalden der Kunden ins Minus rutschen können. Man will also erreichen, dass der Kunde maximal seine Einlage verlieren darf, und nicht darüber hinaus.
Das tritt die Broker nicht ansatzweise so hart wie die FCA-Einschränkung. Denn im normalen Tagesgeschäft rutschen die Kundenkonten eben nicht ins Minus. Die Broker sind sich bewusst wie mühsam und arbeitsintensiv es wohl ist einem Kunden hinterherzulaufen, damit er seinen Minussaldo ausgleicht. Und man weiß ja nie, ob man als Broker auf dem Minussaldo sitzen bleibt. Also sind Broker sowieso immer bemüht keine Minussalden entstehen zu lassen. Auf die Kommissionserlöse der Broker dürfte die BaFin-Verkündung kaum negativen Einfluss haben.
Was aber zu beachten ist: Diese erste Regulierungs-Ankündigung der BaFin für den CFD-Bereich könnte man werten als Beginn einer Regulierungswelle – es ist durchaus möglich, dass in 2017 weitere Schritte folgen. Uns wundert es eh, warum man bei der BaFin die Maximal-Hebel der FCA nicht gleich mit „ins Programm“ aufgenommen hat. Am Dienstag hatten wir bereits bzgl. der Hebel-Beschränkung in UK geschrieben: Wo ist es noch Anlegerschutz, und wo beginnt die Beschneidung von Freiheitsrechten von Anlegern das Produkt auszuwählen und zu benutzen, das sie wollen?
Wenn es nur beim Verbot der Nachschusspflicht bleibt, bringt das für Kunden einen großen Vorteil, und möglicherweise auch einen Nachteil, den die allermeisten Beobachter nicht im Blick haben dürften. Der Vorteil ganz klar: Der Kunde hat keine Nachschusspflicht mehr! (viele Broker bieten das bereits an). Man weiß zukünftig wie bei anderen Produkten auch: Ja, ich kann meine ganze Einlage verlieren, aber mehr auch nicht! Der Nachteil: Die CFD-Broker die bisher 1:1 die Kundentrades zur Absicherung tatsächlich mit echten Trades börslich unterlegt hatten, könnten sich nun gezwungen sehen ganz als Buchmacher gegenüber dem Kunden aufzutreten (was einige Anbieter bereits tun).
Platziert man weiterhin als Broker die CFD-Kundentrades real an der Börse mit Aktien, könnte das zu steigenden Margin-Anforderungen führen, damit die Wahrscheinlichkeit von Negativsalden sinkt. Und noch wichtiger: Die Broker könnten über höhere Kommissionen und Kursspannen versuchen ihr eigenes gestiegenes Risiko den Kunden quasi in Rechnung zu stellen. Aber für die Kunden könnte es im Großen und Ganzen heißen: Puhhh, keine Nachschusspflicht mehr, egal welchen Anbieter ich wähle. Das ist gut, da muss ich vor der Kontoeröffnung nicht mehr im Kleingedruckten nachlesen – das wäre ein großer Vorteil!
Was sagen die betroffenen Broker dazu? Die Nummer 1 „IG Markets“ hat sich umgehend zur BaFin-Veröffentlichung geäußert. Man verweist darauf, dass man vor Kurzem eine Kontovariante namens „Limited Risk Account“ eingeführt hat, wo die Nachschusspflicht sowieso bereits ausgeschlossen ist. Man wird wohl, so vermuten wir, diese Kontovariante zukünftig als einzig mögliche für deutsche Kunden anbieten. Hier IG im Wortlaut:
IG Group („IG“, „the Company“), a global leader in online trading, notes today’s intended measure issued by BaFin, a supervisor of the Company’s activities in Germany, regarding the marketing, distribution and sale of CFDs to retail clients. The BaFin announcement proposes that the marketing, distribution and sale of CFDs to retail clients in Germany can only be undertaken if the client is not at risk of losing more than the value of their account. The Company considers the BaFin proposal to be consistent with IG’s recent introduction of Limited Risk Accounts, which guarantee that a client cannot incur losses in excess of the amount deposited in their account. IG firmly believes in robust and proportionate regulatory oversight of the CFD sector in all the markets in which it operates. The Company has operated and will continue to operate to the highest standards in the industry. IG will carefully consider the full implications of the BaFin announcement and will be seeking to meet with BaFin before responding to the consultation, in accordance with the timeline provided of 20 January 2017.
Wie man auch von anderen Brokern hört, ist man sogar positiv überrascht, wie milde doch die Regulierungsvorschläge in Deutschland ausfallen. Keine Maximal-Hebel und kein Bonus-Verbot wie in UK, kein Werbeverbot wie in Frankreich. Da ist die Erleichterung groß, und die Industrie wird wohl rasch auf die Forderung der BaFin eingehen!
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Die Frage ist was passiert mit Futures? Hier gilt ebenfalls die Nachschusspflicht?