Die Aktienmärkte in China explodieren förmlich, nachdem die Behörden ein Stimulus-Paket vorgestellt haben, das die Konjunktur antreiben und den Aktien- und Immobilienmarkt stützen soll. Chinesische Aktien stiegen am Dienstag so stark wie seit vier Jahren nicht mehr. Die großen Aktienindizes wie der Hang Seng (+4,13%), FTSE China A50 (+5,14%) und der CSI 300 (+4,33%) legten massiv zu und machen Hoffnung, dass die lange Baisse endlich zu Ende geht. Doch chinesische Aktienhändler befürchten, dass politisch bedingte Aktiengewinne nur von kurzer Dauer sein könnten, gemäß der Börsenweisheit: „Politische Börsen haben kurze Beine“.
China-Aktien steigen wegen Stimulus-Paket
Wie Bloomberg berichtet, verzeichneten chinesische Aktien am Dienstag den besten Tag seit über vier Jahren, nachdem die Behörden das neueste Konjunkturpaket auf den Markt gebracht hatten. Doch nur wenige glauben, dass die Börsenparty von Dauer ist.
Marktbeobachter gehen davon aus, dass die Gewinne an den Aktienmärkten in China nur von kurzer Dauer sein werden, da sich der Fokus bald wieder auf die langjährigen Probleme Pekings richten wird: schwacher Konsum, deflationäre Preise und eine hartnäckige Immobilienkrise – Herausforderungen, die auch die neuen Stimulus-Maßnahmen nicht lösen können.
„Viele der Probleme sind nachfrage- oder vertrauensbedingt“, sagt Nigel Peh, Portfoliomanager bei Timefolio Asset Management Co. “Die Wirksamkeit dieser Regierungsmaßnahmen muss sich erst noch zeigen.“
Chinesische Aktien waren die meiste Zeit dieses Jahres in einem Auf-und-Ab-Zyklus von Gewinnen und Verlusten gefangen, da Pekings stückweiser Ansatz zur Wiederbelebung des Marktes nur zu kurzen Erholungen führte. Selbst eingefleischte Fans werden ungeduldig und es besteht die Gefahr, dass sie das Handtuch werfen, wenn die Maßnahmen vom Dienstag den Abwärtstrend an den Aktienmärkten nicht umkehren.
Die jüngsten Stimulus-Maßnahmen lösten am Dienstag eine große Kaufwelle aus, die den CSI 300 Index bei Börsenschluss um 4,3 % steigen ließ – der größte Anstieg an einem Tag seit Juli 2020. Der Hang Seng China Enterprises Index legte um mehr als 5 % zu und beendete damit seinen besten Tag seit über einem Jahr.
Zu den angekündigten Schritten gehörten Maßnahmen zur Ankurbelung der Kreditvergabe der Banken, eine Senkung der Kreditkosten für Hypotheken in Höhe von 5,3 Billionen Dollar und eine Maßnahme, die es Fonds und Maklern ermöglicht, die Mittel der Zentralbank für den Kauf von Aktien zu nutzen. Die Behörden erwägen zudem einen Aktienstabilisierungsfonds.
Der heutige Tag ist ein Wendepunkt für das China-Narrativ, sagt Bloomberg:
Aktienrallye: Die Skepsis bleibt
„Die Marktteilnehmer würden gerne mehr, vielleicht andere Maßnahmen zur Ankurbelung des Konsums sehen, und der allgemeine Konsens schien zu sein, dass diese erst nach den US-Wahlen kommen würden“, sagte Wong Kok Hoong, Leiter des institutionellen Aktienhandels bei Maybank Securities Pte. in Singapur. „Die Aktien in Hongkong sind gestiegen, aber wir müssen abwarten, ob sich diese Gewinne halten können“.
Langjährigen Marktbeobachtern ist die Geschichte nur allzu vertraut. Denn in den vergangenen zwei Jahren fielen die Aktienrallyes in China immer wieder in sich zusammen.
Im Februar erholten sich die Aktien um mehr als 10 % von ihrem Monatstief, nachdem Peking überraschend Wu Qing zum Leiter der Wertpapieraufsichtsbehörde ernannt hatte, was nach Ansicht einiger Marktbeobachter ein Vorbote energischerer Maßnahmen zur Beendigung der Talfahrt sein könnte. Doch in den Monaten danach gaben die Aktienmärkte die Gewinne wieder vollständig ab, auch diesmal?
FMW/Bloomberg
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