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Anleger haben Angst etwas zu verpassen China-Aktien: FOMO treibt die Rally bei Big Tech weiter an

China-Aktien: FOMO treibt die Rally bei Big Tech weiter an

Die Hoffnung auf eine Lockerung der Null-Covid-Politik hat chinesische Aktien beflügelt und eine Rally an den Börsen ausgelöst. Der Hang Seng China Enterprises Index, in dem sich die Big-Tech-Aktien tummeln, sprang am Montag im frühen Handel zeitweise um 4,6 % nach oben. Damit stiegen seine Gewinne seit dem Oktobertief auf über 20 % und entsprechen damit der gängigen Definition eines technischen Bullenmarktes. Angesichts der hohen Volatilität an den chinesischen Aktienmärkten ist dieser Meilenstein jedoch mit Vorsicht zu genießen.

Die Händler in China haben plötzlich doppelten Auftrieb erhalten, denn Peking sendet deutliche Signale, die prekären Themen Null-Covid-Strategie und die Immobilienkrise anzugehen. Einerseits hat die Aufsichtsbehörde ein Finanzierungsprogramm ausgeweitet, das die angeschlagenen Immobilienentwickler stützen soll. Anderseits dürften die Verfeinerung der Vorschriften zur Verhinderung der Ausbreitung von Covid, die Märkte und den Optimismus über eine Wirtschaftserholung weiter beflügeln. Das Interesse an chinesischen Aktien ist zurück und Chinas Big Tech wird zum Ziel für Investoren, die befürchten, etwas zu verpassen – FOMO.

Anleger setzen wieder auf Big Tech

Was macht man, wenn Chinas schnelllebige Aktienmärkte den Anlegern einen Vorgeschmack auf den lang ersehnten Aufschwung bieten? Man kauft die angeschlagenen Technologieaktien des Landes.

Wie Bloomberg aktuell berichtet, ist Big Tech in der jüngsten MLIV Pulse-Umfrage der beliebteste chinesische Sektor bei institutionellen und privaten Anlegern. 42 % von 244 Anlegern gaben außerdem an, dass sie ihr Engagement in China im nächsten Jahr erhöhen wollen.

Man kann das Verhalten auf die Angst zurückführen, etwas zu verpassen (FOMO). Je größer der Abstand zwischen dem Aktienkurs und Kennzahlen wie Gewinn und Umsatz ist, desto größer ist das Potenzial für Gewinne, wenn gute Nachrichten eintreffen, so die Logik. Dies zeigt sich in diesem Monat inmitten von Anzeichen dafür, dass China begonnen haben könnte, von seiner Null-Covid-Politik abzurücken. Big Tech Aktien wie Alibaba Group Holding Ltd. stiegen innerhalb eines Tages um 20 Prozent.

China: Chinesische Big Tech Aktien stehen wieder im Fokus

Es gibt viel Spielraum für eine Erholung. Der Hang Seng Tech Index und der Nasdaq Golden Dragon China Index für in den USA börsennotierte Unternehmen sind seit ihrem Höchststand im Februar 2021 um etwa 70 % gefallen. Das ist schlimmer als bei jedem der 92 von Bloomberg erfassten Benchmarks. Allein im September verkauften Fonds chinesische Tech-Aktien im Wert von 33 Mrd. USD, wie aus einer aktuellen Meldung von Morgan Stanley-Quants hervorgeht.

Allerdings hat sich für die Technologiebranche nichts Grundlegendes geändert. Es gibt kaum Anzeichen dafür, dass Präsident Xi Jinping seine Kampagne zur Zügelung der Tech-Giganten des Landes rückgängig machen wird. Die Bemühungen, das Delisting chinesischer Aktien von den US-Börsen zu verhindern, kommen auch nur langsam voran. Abriegelungen in wichtigen Städten wie Guangzhou erinnern daran, dass die Entschlossenheit, Covid-19 zu beseitigen, immer noch den Konsum bremst und die Wirtschaft belastet.

Doch wenn sich die chinesischen Aktienmärkte erholen, tun sie es mit Begeisterung. Leerverkäufe und die Jagd nach dem Momentum waren in den letzten drei Wochen die Hauptantriebskräfte für die Aktien des Landes, wobei die auf dem Festland ansässigen Anleger auch in Hongkong nach Schnäppchen griffen. Und das, obwohl große Namen wie Tiger Global Management das Handtuch in Bezug auf China werfen und ihre Allokationen reduzieren.

China-Aktien sind billig

Es ist keine Überraschung, dass die Aktien als billig gelten. Der Golden Dragon-Index wird mit weniger als dem 15-fachen der prognostizierten Gewinne seiner Mitglieder gehandelt, was einem Abschlag von 34 % gegenüber dem Durchschnitt der letzten 10 Jahre entspricht, so Bloomberg. Die Anleger werden in den kommenden Wochen mehr Klarheit über den Zustand der chinesischen Unternehmen erhalten, da die Ergebnisse von Vorreitern wie Alibaba, JD.com und Pinduoduo veröffentlicht werden.

Fast die Hälfte der Marktteilnehmer, die auf die Umfrage geantwortet haben, erwartet, dass die in den USA notierten chinesischen Aktien bis zum Jahresende einen Teil der Verluste wieder wettmachen werden. Weniger als ein Fünftel rechnete mit einer Fortsetzung des Rückgangs. Nach Ansicht von 48 % der Befragten unterschätzen die Märkte einen möglichen Ausstieg aus der Null-Covid-Politik, während etwa 46 % sagten, die Märkte seien zu euphorisch über eine Wiedereröffnung.

Abkehr von Null-Covid-Politik schürt Hoffnungen

Pekings Politik zur Eindämmung des Virus wird sowohl als größter potenzieller Katalysator für Kursgewinne als auch als größtes Risiko für die chinesischen Märkte im nächsten Jahr angesehen, was unterstreicht, wie entscheidend das Thema für die Aussichten geworden ist. Laut Goldman Sachs würde die Wiedereröffnung einen Anstieg der chinesischen Aktien um 20 % auslösen.

In einer möglicherweise aufschlussreichen Entwicklung hat China letzte Woche die Quarantäne für einreisende Reisende aufgehoben und das sogenannte Circuit-Breaker-System abgeschafft, mit dem Fluggesellschaften bestraft werden, wenn sie Virusfälle ins Land bringen. Der neue Ständige Ausschuss des Politbüros erklärte kürzlich, dass das Land an der Null-Covid-Politik festhalten müsse, die Beamten aber zugleich gezielter mit den Beschränkungen umgehen müssten.

Hohe Zinssätze werden nach Ansicht der Mehrheit der Anleger das Hauptrisiko für die internationalen Finanzmärkte im nächsten Jahr darstellen, gefolgt von einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in China. Eine weltweite Rezession gehörte ebenfalls zu den von den Befragten geäußerten Bedenken.

FMW/Bloomberg



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