Asien

China: Aktienhausse bei immer schwächeren Fundamentaldaten

Von Markus Fugmann

Die Aktienmärkte in China sind auch in der Nacht auf den heutigen Freitag wieder gesteigen – und das trotz alarmierender Daten. So fielen die Profite der Industrieunternehmen in China in den Monaten Januar und Februar (aufgrund des Neujahesfestes in China werden beide Monate zur Berechnung herangezogen) um 4,2% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das ist der größte Rückgang seit 2012 (damals 5,2%). Im Dezember 2014 hatte der Rückgang noch 8% betragen. Besonders betroffen sind staatliche Unternehmen, deren Profite um 21,5% zurück gingen. Die Regierung versucht daher seit einigen Monaten, staatliche Unternehmen verstärkt zu privatisieren. Profite der Minenbetrieber (vorwiegend Kohle) gingen sogar um 62,6% zurück.

Der Rückgang der Profite ist insofern bemerkenswert, als die Industrie-Unternehmen aufgrund gefallener Rohstoffpreise fast 100 Milliarden Dollar einsparen konnten beim Kauf von Rohstoffen, die sie dann weiter verarbeitet haben. Hart getroffen jedoch von den tiefen Rohstoffpreisen ist die Stahlbranche in China, die knapp eine halbe Milliarde Dollar (3,15 Milliarden Yuan) Verluste einfuhr.

Angesichts der immer schlechteren Aussichten für Chinas Wirtschaft steigt das Interesse der Regierung, die Hausse an den Aktienmärkten schön zu reden. So sagte ein Sprecher der chinesischen Regulierungsbehörde heute Nacht gegenüber chinesischen Medienvertetern, dass die Rally an den Aktienmärkte „rational“ sei: die Zinsen seien gefallen, die Liquidität gestiegen, ausserdem würden die Märkte erkennen, dass die finanziellen Risiken kontrollierbar seien und die Wirtschaft nicht kollabieren werde. Das Vertrauen der Märkte sei berechtigterweise gross, dass die von der Regierung angestoßenen Reformen fortgesetzt würden.

Die euphemistischen Aussagen kaschieren jedoch, warum es wirklich geht. Zunächst ist ein steigender Aktienmarkt wichtiig für die Stimmung der Bevölkerung, die den ökonomischen Abschwung spürt, sich teilweise jedoch durch steigende Aktienkurse bereichern kann. Hinzu kommt, dass die Haussen an den Märkten die Finanzierung für chinesische Unternehmen erleichtert.

Fast noch wichtiger aber ist, dass die Verlinkung der Börsen Hongkong und Shanghai, die bisher nicht die erwarteten Handels-Umsätze gebracht hat, eine Erfolgsstory wird. Mit der Verlinkung will die Regierung Kapital ins Land locken – zuletzt litt das Reich der Mitte unter Kapitalabflüssen. Die Verlinkung aber ist für Peking ein Test für die geplante schrittweise Aufhebung der Kapitalverkehrskontrollen und daher von zentraler Bedeutung.



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