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China: Anzeichen für Handelskrieg gegen die USA? Eine verdächtige Meldung zu Apple..

Von Markus Fugmann

Chinas Wirtschaft hat Probleme, das hat sich inzwischen – nach langer Ignoranz – auch im Westen herumgesprochen. Chinas Führung war und ist nach wie vor mit einem Crash am Aktienmarkt konfrontiert, den man trotz gegenteiliger Beteuerungen und trotz massiver Interventionen nicht wirklich unter Kontrolle hat. Für die Machthaber in Peking ist das ein großes Problem, hatten sie doch die Chinesen über stete Medien-Propaganda stets ermuntert seit Sommer letzten Jahres, fleißig in den Aktienmarkt zu investieren. Jetzt ist die Sache schief gegangen nach einer märchenhaften Hausse, und die Verunsicherung ist groß.

Zunächst wurden westliche Banken beschuldigt, sie hätten die Party zerstört mit skeptischen Kommentaren, dann wurden westliche Hedgfonds beschuldigt, die über Leerverkäufe den Markt zum Einsturz bringen wollen. Das Blöde aber ist: Peking hat bislang keinen einzigen Beleg vorbtingen können, dass da etwas dran ist. Die Suche nach Sündeböcken hat sich dann verlagert auf inländische Finanzjournlalisten und leitende Mitarbeiter chinesischer Broker-Firmen, die verhaftet wurden unter Verwendung eher fadenscheiniger Gründe.

In diesem Umfeld fällt heute eine Meldung der staatlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua ins Auge. Demnach habe Apple im Jahr 2013 452 Millionen Yuan zu wenig an Steuern bezahlt im Reich der Mitte, umgrechnet 71 Millionen Dollar. Xinhua zitiert hier einen von gestern angefertigen Bericht des Finanzministeriums – demnach habe Apple in Gestalt seiner in China operierenden Apple Computer Trading (Shanghai) Co Ltd die Steuerschulden bereits beglichen – und eine Strafe von weiteren 65 Millionen Yuan bezahlt.

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Apples iPhone ist in China ein Renner – aber derzeit nur an dritter Stelle
(Foto: Apple.com)

Im Bericht des Finanzministeriums, den Xinhua zitiert, werden zugleich schwere Vorwürfe erhoben: das Unternehmen habe sowohl seine Umsätze, seine Gewinne wie auch seine Kosten falsch angegeben. Mit anderen Worten: entweder waren die für Apple in China Verantwortlichen zu doof, um exakte Zahlen anzugeben gegenüber Chinas Steuerbehörde – oder es war schlichtweg Betrug.

Es ist sicher kein Zufall, dass diese Meldung heute in einer staatlichen Nachrichtenagentur erscheint. Wie in allen nicht-demokratischen Gesellschaften üblich, haben staatliche Medientexte gewissermßaen einen Subtext – sie transportieren eine Botschaft, die den Lesern vor Ort klar ist. Und der Subtext der Meldung von Xinhua kann nur lauten: das Leben wird schwieriger für ausländische, vor allem für westliche Unternehmen in China!

Schon Ende letzen Jahres hatte China angekündigt, den ausländischen Firmen die Daumenschrauben anzuziehen. Und Microsoft war das erste „Opfer“ – das Unternehmen musste damals 140 Millionen Dollar Steuern nachzahlen. Diese Summen sind für diese Firmen wirklich „peanuts“ – aber in Wahrheit geht es nicht ums Geld. Es geht darum, wie weit sich vor allem westliche Firmen wie Apple in den Märkten Chinas austoben können. Bekanntermaßen ist China inzwischen der größte Absatzmarkt der Welt für Apple – noch vor den USA. Und die Gewinnmargen für Apple in China sind traumhaft – auch wenn die Abwertung des Yuan die Kalifornier locker eine dreistelligen Millionen-Betrag kosten wird in diesem Jahr.

Die Logik der Machthaber in Peking geht so: wir haben jetzt wirtschaftlich sehr schwere Zeiten vor uns, und da wollen wir einheimische Firmen stärker unterstützen als bisher – zumal Apple sich schon genug bereichert hat hierzulande. Und gerade im Bereich Smartphones hat China inzwischen einheimische Unternehmen entwickelt, die mehr Smartphones verkaufen als Apple. Das Kalkül: schwächt man Apple in China, gibt das den chinesischen Herstellern die Chance, sich noch besser zu entfalten – und vielleicht in ansehbarer Zukunft Produkte auf den Markt zu bringen, die weltweit Marktführer werden können.

Denn Chinas Produkte sind – trotz stark gestiegener Lohnkosten – durch die Abwertung des Yuan weltweit konkurrenzfähiger geworden. Insofern könnte die heutige Meldung der Auftakt sein für etwas, was man als Protektionismus bezeichnen könnte: eigene Firmen werden bevorteilt, andere benachteiligt. Und das wäre durchaus ein typisches Verhalten in einer wirtschhaftlichen Krisen-Situation, in der alle Machthaber der Welt dazu neigen, den eigenen Markt vor anderen zu schützen. Vielleicht ist diese Meldung von Xinhua ein entscheidender Wendepunkt in der Firmengeschichte Apples – vielleicht sogar der Auftakt für eine Art Handelskrieg..



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