Ausländische Unternehmen ziehen Gewinne aus China ab, anstatt zu investieren. Dies setzt den Yuan weiter unter Druck.
Eine tiefere Analyse einer von der State Administration of Foreign Exchange (SAFE) veröffentlichten Statistik zeigt, dass ausländische Unternehmen nicht länger ihre Gewinne in China reinvestieren, sondern Kapital aus China abziehen. Dies setzt den Yuan weiter unter Druck.
China umwirbt Investoren – bislang vergeblich
Vor ein paar Wochen umwarb die chinesische Regierung internationale Investmentfonds und Vermögensverwaltungsunternehmen bei einem hochkarätig besetzten Treffen. Ziel der chinesischen Gastgeber, darunter Fang Xinghai, der Vorsitzende der Wertpapieraufsichtsbehörde (CSRC), war es, das Vertrauen der internationalen Anleger wiederherzustellen.
Offensichtlich war den Beamten bereits zu diesem Zeitpunkt bewusst, was nun durch eine Veröffentlichung der SAFE an die Öffentlichkeit gelangte: Ausländische Investoren haben im zweiten Quartal dieses Jahres nur noch knapp fünf Milliarden US-Dollar in China investiert. Diese Zahl stellt – im Gegensatz zu den Angaben des chinesischen Wirtschaftsministeriums (MOFCOM) – die Nettosumme dar und markiert den niedrigsten Stand der Investitionen seit 25 Jahren. Demgegenüber investierten chinesische Unternehmen im selben Zeitraum 34,1 Milliarden US-Dollar.
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— Jens Nordvig 🇩🇰🇺🇸🇺🇦 (@jnordvig) August 8, 2023
Eine weitere Analyse des Teilsegments „Money: Inside and Out“ zeigt, dass der Abfluss durch chinesische Unternehmen relativ stabil bleibt. Die Greenfield FDI sind zwar ebenfalls wieder unter das Vorkrisenniveau gefallen, wie Daten des MOFCOM zeigen, aber dieser Rückgang erklärt nicht den historisch niedrigen Nettokapitalzufluss ausländischer Investitionen. Eine Analyse des Unternehmens Extante Data, das Daten des MOFCOM und der SAFE kombiniert, zeigt, dass ausländische Unternehmen mittlerweile dazu übergegangen sind, ihre in China erzielten Gewinne aus dem Land abzuziehen.
Fehlendes Vertrauen, schwache Nachfrage, Konflikte und hohe Kosten als Gründe für Kapitalabzug aus China
Die Gründe für den Kapitalabzug sind jene, die seit Monaten im Zusammenhang mit China immer wieder genannt werden: Investoren verlieren das Vertrauen in China und die chinesische Regierung. Sie fühlen sich immer weniger willkommen, und auch Veranstaltungen wie die oben erwähnte Runde der Wertpapieraufsicht können daran nichts ändern. Das neue Anti-Spionage-Gesetz schürt zusätzliche Unsicherheit. Investitionen erfordern Kontakt zum Land. Es gibt immer noch zu wenige Flüge, die zu teuer sind, um ausreichend Geschäftsreisende nach China zu bringen.
Die allgemein schwache Nachfrage wirkt sich auch auf ausländische Produkte und Dienstleistungen aus. Die globalen Spannungen, insbesondere zwischen den USA und China, veranlassen Investoren dazu, nach anderen Produktionsstandorten zu suchen. Davon profitieren insbesondere die Philippinen, Malaysia, Vietnam, überraschenderweise Taiwan, Indien und Indonesien. Ein weiterer kritischer Punkt sind die im Vergleich zu anderen Ländern hohen Löhne und Gehälter der Arbeiter.
Das chinesische digitale Ökosystem verhindert Geschäftsreisen
Zusätzlich wird das Reisen für ausländische Besucher durch die Digitalisierung mit einem eigenen Ökosystem das Alltagslebens in China erschwert. Ohne WeChat oder Alipay kann praktisch nichts mehr bezahlt werden. Selbst das Bezahlen von Taxis in bar ist mittlerweile schwierig, geschweige denn, dass man Taxis per Handzeichen anhalten kann. Stattdessen muss man eine App verwenden, die – wie man sich denken kann – ohne WeChat oder Alipay nicht funktioniert. Selbst internationale Hotels akzeptieren kaum noch internationale Kreditkarten. Die Verwendung von WeChat oder Alipay aber erfordert ein chinesisches Telefon und ein chinesisches Bankkonto. Kaum ein Geschäftsreisender wird sich für einige Tage in China beides zulegen.
Netto-Kapitalabfluss setzt den Yuan unter Druck
Der Kapitalabfluss setzt auch den Yuan unter Druck. Dollar-Käufe über chinesische Banken für auswärtige Direktinvestitionen haben in diesem Jahr kontinuierlich die Yuan-Käufe für ausländische eingehende Investitionen übertroffen, was zu sechs aufeinanderfolgenden Monaten von Kapitalabflüssen geführt hat, wie aus den neuesten SAFE-Daten hervorgeht. Dadurch verstärkt sich der ohnehin schon bestehende Abwärtsdruck auf den Yuan durch die schwache wirtschaftliche Entwicklung.
Noch immer kämpft die chinesische Führung unter Xi Jinping mit den Symptomen eines tiefgreifenden Vertrauensverlusts in China, der lange vor Covid begann, anstatt ein Klima des Vertrauens zu schaffen. Der Kapitalabzug ist die Konsequenz des Auslandes.
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Muss im Oktober wieder nach China. Das Visum kostet 180 Euros und man muss keinen Antrag ausfüllen, sondern ein Buch schreiben, mit allen Angaben die man nur geben kann.
Ich habe das Gefühl, die wollen gar nicht, dass ich komme.
Das ausländische Investoren im G20-Mitgliedsland Volksrepublik China willkommen sind, zeigt ja die genannte Veranstaltung. Lufthansa-Chef Carsten Spohr ist aufgerufen, Bundeskanzler Olaf Scholz als Türöffner in Peking zu gewinnen, zugunsten entsprechender Geschäftsflüge der Star Alliance-Partner Lufthansa und Air China.
@Holger Voss
Lesen Sie eigentlich die Artikel, die Sie kommentieren?
China laedt auf der einen Seite die Investoren ein, auf der anderen Seite verhaften sie diese. Die diversen Kammern, wie AmCham China, European Chamber of Commerce, AHK haben in den letzten Jahren sehr deutlich gemacht, dass sie sich nicht mehr willkommen fuehlen. Aber ein Holger Voss sitzt in D und bekommt ja von alle dem nix mit.
Von wem ist die Lufthansa denn aufgerufen? Von Ihnen? Und warum ausgerechnet die Lufthansa? Zudem hat die Bundesregierung in ihrer China-Strategie sehr deutlich gemacht, dass sie wesentlich weniger in Erscheinung treten will
Und Sie koennen ja den Kommentar von @Daniel lesen. Er fuellt sich auch nicht sonderlich willkommen.
Die Marktteilnehmer agieren unter Berücksichtigung des erheblichen Risikos, welches sich aus dem absehbaren Showdown zwischen den USA und China ergibt. Wer möchte schon das Risiko eingehen, unter die Einstufung “ trading with the enemy“ zu fallen? Potentiell besteht ein nicht unerhebliches Risiko von SWIFT ausgeschlossen zu werden (abwegig? Fragen Sie die Präsidentin des internationalen Gerichtshofs).
der Niedergang Chinas begann seit sie 2018 damit angefangen haben die über hundert Mio zählende christliche Minderheit im Land wieder mit aller Härte zu verfolgen. Und das neuerliche Aufmucken, Resoekt einfordern von Konzernen. Tja liebe Kommunisten ihr dachtet wohl ihr habt die Weltwirtschaft soweit unterwandert dass ihr euch sowas leisten könnt. Habt nicht damit gerechnet dass es noch eine höhere Macht im Universum gibt.
Hatte früher oftmals chinesische ADR-Aktien. Nie wieder. Hatte da ebenfalls einige Male das Gefühl, dass man mich eigentlich nicht will, sondern nur meim Geld gewünscht ist. Chinesische Aktien mit Stimmrechten für ausländische Investoren sind nur über Umwege zu bekommen. Wollen sich Firmen on China ansiedeln, dann geht das oftmals nur wenn man irgendwie China oder Chinesen mit in’s Boot holt. So richtig partnerschaftlich ist das nicht. Das Thema chinesische Wirtschaftsspionage und Produkt-/Patentpiraterie finden westliche Staaten/Firmen sicherlich auch nicht so witzig.