Aktien

China beschwert sich: Freihandel, freier Zugang, Drohungen, und welche Lehren wir daraus ziehen sollten…

Was hört man aktuell? 50,4% des australischen Stromnetzbetreibers Ausgrid, der auch die Stadt Sydney mit Strom versorgt, sollten für umgerechnet 6,8 Milliarden Euro an den chinesischen Staatskonzern...

FMW-Redaktion

Das kennt man ja ganz aktuell vom Fall Kuka. Ein chinesisches Unternehmen hat jetzt fast zu 100% den deutschen Roboterbauer KuKa gekauft. Nachdem sich unser aller Hardcore „für den kleinen Mann kämpfende“ Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel in den Fall einmischte, kam von chinesischer Seite das selbe Muster zu Tage wie so oft. Zunächst war von Gabriel zu hören es müsse geprüft werden, ob nicht besser ein deutscher oder europäischer Käufer den Zuschlag erhalten solle. Und auch schwang sofort das Bedenken mit, ob sich der chinesische Staat hier nicht bestes deutsches KnowHow einverleibt. Die Kritik aus Peking kam natürlich prompt: Deutschland dürfe die Übernahme nicht beeinflussen. Ein freier Marktzugang müsse gewährleistet sein.

Was hört man aktuell? 50,4% des australischen Stromnetzbetreibers Ausgrid, der auch die Stadt Sydney mit Strom versorgt, sollten für umgerechnet 6,8 Milliarden Euro an den chinesischen Staatskonzern State Grid sowie den privaten Investor Cheung Kong Infrastructure für 99 Jahre verpachtet werden – also kein richtiger Kauf, aber es kommt dem bei der Pacht-Laufzeit schon ziemlich nahe. Nun aber hat die australische Bundesregierung den Kauf verhindert mit dem Verweis auf nationale Sicherheitsinteressen, so Finanzminister Scott Morrison. Und die Chinesen? Erneut spielt man die beleidigte Leberwurst. Man droht nun umgehend, dass diese Entscheidung sich negativ auf die Handelsbeziehungen zwischen China und Australien auswirken wird. Das bedeutet? Zur „Strafe“ kaufen die Chinesen ihre Erze teilweise woanders? Einschränkungen für chinesische Privatpersonen, die in Australien investieren wollen?

Immerhin ist China Australiens größter Handelspartner. Erze und Kohle gehen in enormem Ausmaß ins Reich der Mitte. Wie abhängig man ist, zeigt der nun seit einem Jahr anhaltende Wirtschaftsabschwung in China, der die Rohstoffnachfrage drastisch reduzierte, und zu Massenentlassungen und Minenschließungen in Australien geführt hat. Aber muss aufgrund der Drohungen die Kosequenz lauten: Einknicken gegenüber China? Nein, genau das Gegenteil ist richtig. Denn wo China ständig freien Marktzugang und ungehinderten Zukauf durch chinesische Unterenehmen fordert, verwehrt China ausländischen Unternehmen das selbe Recht in China.

Der australische Finanzminister Scott Morrison betonte in seinem Statement ausländisches Kapital sei stets willkommen in Australien, solange die nationalen Sicherheitsinteressen nicht berührt würden. Genau so argumentieren auch die USA gerne. Auch Europa sollte sich beim Abwägen von eigenen Schutzinteressen auf der einen Seite, und dem Einholen von chinesischem Geld auf der anderen Seite nicht „zu billig verkaufen“. Von daher wäre es angebracht, dass Sigmar Gabriel mit EU-Offiziellen hier mal intensiver darüber nachdenkt, wie man China eine Botschaft zukommen lassen kann: Freier Marktzugang in Europa gerne, dann bitte aber auch freier Marktzugang in China!

Noch wichtiger beim Zulassen chinesischer Investoren ist aber oftmals das Bedenken, dass der chinsische Staat sich KnowHow aus dem Ausland gezielt ins Land holt, um so das Land wie geplant an die technologische Weltspitze zu katapultieren. Selbst über Jahrzente eine eigene Spitzenforschung aufzubauen, dauert der KP in Peking offensichtlich zu lange. Man hat auch keine Zeit, denn hunderte von Millionen Arbeitern müssen ernährt und mit Jobs versorgt werden. Dafür sollen die HighTech-Jobs nach China, in dessen Schlepptau dann auch viele einfache Jobs entstehen könnten. China darf sich noch so oft beschweren sie es will, bei noch so vielen Ländern über mangelnden freien Marktzugang. Wenn sich aber zu viele Länder den chinesischen Forderungen verweigern, und dazu noch auf die vorigen offenen Märkte auch in China bestehen, sowie auf einen Schutz von KnowHow, dann dreht sich irgendwann das Blatt. China kann nicht den ganzen Planeten „bestrafen“. Schließlich muss auch China irgendwo seine Waren verkaufen, und ist selbst zwingend angewiesen auf einen reibungslosen Außenhandel!

Hier das Statement von Scott Morrison zur Ablehnung der Ausgrid-Pacht im Original:


I have today made an order under the Foreign Acquisitions and Takeovers Act 1975 (the Act) prohibiting the proposed acquisition by foreign investors for the lease of 50.4 per cent of Ausgrid, the New South Wales electricity distribution network.

After due consideration of responses from bidders to my preliminary view of 11 August 2016, I have decided that the acquisition by foreign investors under the current proposed structure of the lease of 50.4 per cent of Ausgrid, the New South Wales electricity distribution network, would be contrary to the national interest. This is consistent with the recommendation from the Foreign Investment Review Board.

In making this decision, national interest concerns have been paramount. They relate to the transaction structure as currently proposed and the nature of the assets.

The Australian Government has worked very closely with New South Wales to ensure that they are aware of the concerns. We will continue to work closely with New South Wales to ensure that national security requirements are met under any future transaction process.

The proposed 99-year lease of 50.4 per cent of Ausgrid forms a part of the New South Wales Government’s plan to unlock capital to fund investment in new infrastructure across the State. The Australian Government continues to support the New South Wales Government’s plan in this regard.

Australia welcomes foreign investment where it is not contrary to our national interests.

Foreign investment has underpinned the development of our nation and we must continue to attract the strong inflows of foreign capital that our economy requires. Without it, Australia’s output, employment and standard of living would all be lower.

Foreign investment rules facilitate such investment while giving assurance to the community that the investment is being made in a way which ensures that Australia’s national interest is protected.

Quelle: The Commonwealth of Australia



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

2 Kommentare

  1. Guter Artikel ! Muss man sich mal vorstellen: Die westlichen Unternehmen werfen sich wie von Sinnen den Chinesen in die Hände in der Hoffnung auf das große Geld, und merken nicht mal das sie die Gunst der Chinesen seit Jahren mit teurem Know-How Transfer bezahlen müssen. Und zum Dank fälscht China dann noch so täuschend echt und billig, und schwemmt damit die Original Anbieter langfristig aus ihrem eigenen Markt.

    China lebt wie erwähnt vom Außenhandel, und wenn man endlich mal diese „ich muss unbedingt nach China“ Denkweise ablegen würde, dann hätten die Chinesen langfristig ganz schöne Probleme.

  2. Bei Kuka geht es nicht „nur“ um Markt-, Knowhow- und Geldfragen, sondern ebenfalls um Sicherheit. Kuka ist u.a. auf dem Sektor vernetzte Produktion/Industrie 4.0 tätig. Denkbar wäre also z.B., dass Chinesen in Zukunft unliebsame Konkurrenzfirmen ferngesteuert abschalten oder unbrave Länder wenigstens sabotieren. Natürlich ist das nur eine rein theoretische Sorge – im realen Leben wird immer ganz ganz fair gekämpft…

    China ist zwar auf Außenhandel angewiesen – aber muss das wirklich mit Europa sein? Wären da nicht Kolonien in Drittweltistan pflegeleichter & langfristig profitabler?

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage