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China bläht seine Kreditblase weiter auf!

China - die Skyline von Shanghai

China versucht sich auch weiterhin mit aller Macht gegen einen Wirtschaftsabschwung zu stemmen. Mit neuen Reserveanforderungen für kreditvergebende Banken möchte China die ohnehin ausufernde Kreditvergabe weiter anheizen. Das mag kurzfristig für minimal besseres Wachstum sorgen, bläst die bestehende Blase aber nur noch weiter auf. Mittel- bis langfristig werden die Folgen der platzenden Blase dafür umso schlimmer werden. Als Anleger sollten Sie diese Möglichkeit bei Ihren Entscheidungen berücksichtigen!

Kreditblase sorgt kaum noch für Wachstumsimpulse

Überinvestition in der Vergangenheit auf der einen Seite und Trumps Handelskrieg auf der anderen Seite nehmen die chinesische Wirtschaft in die Zange. Die offiziellen Wachstumszahlen sind schon lange nicht mehr glaubhaft. Doch statt eine bereinigende Rezession zuzulassen, bläst die chinesische Regierung eine Kreditblase riesigen Ausmaßes auf. Mit bescheidenen Erfolgen in 2019, wie wir vor einem Monat anhand der Daten des China Beige Books darlegten.

28 Billionen US-Dollar wurden bereits als Kredit an Unternehmen und Privatpersonen ausgereicht, und trotzdem sank das Wirtschaftswachstum. Nach Angaben von China Beige Book bekommt inzwischen praktisch jedes Unternehmen Kredit, das danach fragt. In einer funktionierenden Wirtschaft würden die zusätzlich zur Verfügung stehenden Mittel die Nachfrage ankurbeln. Steigende Umsätze und Gewinne müssten sichtbar werden. Doch in China werden die Kredite inzwischen nicht mehr für zusätzliche Investitionen oder Konsum benötigt, sondern zum Ausgleich von Verlusten. Demzufolge sind in den meisten Branchen keine Umsatz- und Gewinnsteigerungen mehr zu verzeichnen, obwohl die Kreditvolumina weiter steigen.

China verabreicht mehr von der gleichen unwirksamen Medizin: Kredit!

Statt daraus zu lernen, geht China den umgekehrten Weg: Mehr von der gleichen, unwirksamen Medizin. Ab heute reduziert China die Mindestreserveanforderungen für Banken. Bislang mussten Banken für jeden Yuan Kredit, den sie ausreichten, 13 Fēn (13%) zusätzlich als Risikopuffer bei der Zentralbank hinterlegen. Bei steigenden Risiken, wie sie eine nur wenig Zusatzwachstum erzeugende Kreditblase darstellt, sollten die Mindestreserveanforderungen eigentlich steigen. Einerseits, um das weitere Anwachsen der Kreditberge einzudämmen. Andererseits aber auch, um zusätzliche Sicherheiten für die wahrscheinlich steigenden Kreditausfälle zu generieren.

Doch die Chinesische Volksbank tut das Gegenteil. Ab heute müssen Banken nur noch 12,5% der Kreditsumme als Sicherheit hinterlegen bzw. auf der eigenen Bilanz zurückhalten. Die Zentralbank geht davon aus, dass die Banken dadurch bis zu 800 Milliarden Yuan zusätzlichen Kredit vergeben können. Auf die Kreditvergabe wirken die sinkenden Anforderungen gleich doppelt positiv. Banken können mit gleichem zur Verfügung stehenden Kapital mehr Kredite vergeben. Und gleichzeitig sinken die Kosten für diese Kredite, da pro Kredit-Yuan weniger teures Eigenkapital benötigt wird. Die Zinsen könnten also sinken.

Andere Zentralbanken gehen noch lockerer mit den Risiken um als China

Im internationalen Vergleich sind 12,5% Mindestreserve übrigens immer noch viel. Zum Vergleich: Die Europäische Zentralbank begnügt sich mit 1%, die Schweizer Nationalbank mit 2,5% und die US-amerikanische Fed mit 10%.

Nicht dabei berücksichtigt sind jedoch die möglicherweise unterschiedlichen Berechnungsgrundlagen. Jede Zentralbank kann eigene Standards für die Mindestreserve festlegen und dabei zum Beispiel vorschreiben, für welche Geschäfte eine Reserve gebildet werden muss und für welche nicht. Je weniger Geschäfte reservepflichtig sind und je geringer der Reserveanteil am Geschäftsvolumen ist, umso mehr Kredite können Banken bei unverändertem Eigenkapital vergeben und umso höher ist natürlich auch das Systemrisiko, sollte es zu einem Wirtschaftsabschwung kommen. Schnell geraten Banken dann in die Insolvenz und wir haben die nächste Finanzkrise auf der Welt – dieses Mal vielleicht ausgehend von China.

Denn die Reserveanforderungen werden in China schon seit geraumer Zeit regelmäßig reduziert. 2018 sank der Mindestreservesatz vier Mal. Schon Anfang Januar 2019 kam die nächste Absenkung. Dann wieder im Mai und abermals im September. Übrigens: 2011, als Chinas Wirtschaft noch um 10% pro Jahr wuchs, kam das Land wunderbar mit fast doppelt so hohen Mindestreserven (21,5%) zurecht wie heute für bestenfalls halb so schnelles Wachstum benötigt wird.



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