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China: Crash beschleunigt sich weiter

Von Markus Fugmann

Der in der Vorwoche begonnene Crash in China (Shanghai Composite -13%) erlebt im heutigen Handel einen vorläufigen Höhepunkt: Der Shanghai Composite fällt knapp über 8%, in Shenzhen fallen die Kurse um 7,91%, der auf Technologie- und Start-up-Werte fokussierte ChiNex verliert 8,94%. Damit hat der ChiNext, der noch am 12.Juni ein Allzeithoch erreicht hatte, in zwei Wochen 28% verloren!

Der Crash vollzieht sich nach einem bekannten Muster: Chinas Privat-Zocker haben hoch gehebelt an den Märkten agiert, geht der Markt nach unten, folgte eine Kaskade von margin calls, die die Trader zum Verkauf zwingen. Die hohen Hebel sorgen so für hohe Verluste, die Gier der an steigende Aktienmärkte gewöhnten Zocker des Landes endet in einem Blutbad.

Gestern hatte die chinesische Notenbank PBOC fünf Milliarden Euro in die Märkte (sprich in die Banken) gepumpt, da sich auch am Interbankenmarkt schwere Verwerfungen zeigen: die Zinsen, zu denen sich Banken untereinander Geld leihen, sind drastisch gestiegen. Ähnlich wie vor zwei Jahren kann man daher von einem Cash-Crunch sprechen, der durch den Crash am Aktienmarkt nun jedoch noch verschärft wird. Die Aktion der Notenbank wird als nicht ausreichend betrachtet, die Hoffnung auf den ganz großen Wurf für Stimulus-Massnahmen haben sich nicht erfüllt. Und wo Hoffnung enttäuscht wurd, rauschen die Kurse nach unten, wenn die Schmerzgrenze der Anleger schnell erreicht ist.

Parallel zum Abverkauf an Chinas Märkten hatten sich die Warnungen westlicher Banken vor einem Platzen der Blase gehäuft. Nun rät die amerikanische Morgan Stanley, nicht ins fallende Messer zu greifen: der Markt sei zu teuer, die Gewinnperspektive für chinesische Unternehmen aufgrund der abkühlenden Wirtschaft des Landes sei schwach, ausserdem sei der Markt zu hoch gehebelt:

„Our stance on China A shares is that this is probably not a dip to buy. In fact, we think the balance of probabilities is that the top for the cycle on Shanghai, Shenzhen and Chinext has now taken place. We remain concerned over four factors: a) increased equity supply, b) continued weak earnings growth in the context of economic deceleration, c) high valuations, and d) very high margin debt to free float market capitalization. Our Shanghai Composite Index EPS forecasts for 2015 and 2016 are significantly lower than consensus (5% vs. 9% for 2015, and 8% vs. 16% for 2016). We set a new 12-month Target Price range for Shanghai Composite of 3,250-4,600. This range is -30% to -2% below the current level of the index (4,690 as of June 24 close). Our base case EPS integer forecast for Shanghai for June 2016 is 259 versus consensus‘ 279 (7% lower).“

Ein Mitauslöser des Crashs ist vor allem das Verhalten der Banken: so haben etwa Shenzhens Banken heute bereits das zweite Mal im Juni die Kreditbedingungen verteuert, um den überhitzten Markt Immobilienmarkt der Stadt abzukühlen. Shenzhen gehört als Megacity ebenso wie Peking und Shanghai zu den Tier-1-Städten, in den „kleineren“ Millionenstädten hingegen ((Tier-2 und Tier-3) zeigen sich bereits schwere Einbrüche bei den Immobilienpreisen. Stimulusmassnahmen der Regierung haben daran wenig geändert, nur in den Tier-1-Städten zogen die Preise darauf hin wieder etwas an, in den anderen Städten hingegen setzte sich der Preisverfall weiter fort.

Weitere Berichte zu Hintergründen des Crashs in China lesen Sie hier:

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1 Kommentar

  1. Herr Fugmann ,

    Und wie sieht es bei uns an der Börse und mit den Banken aus .Schon vergessen.Es kommt wieder und
    wir die Steuerzahler wwerden wiede zur Kasse gebeten.Schauen Sie zu uns und urteilen Sie das mal richtik ab.

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