Die Aktienmärkte in China kennen seit Wochen kein Halten mehr. Seit Mitte Januar befinden sich chinesische Aktien in einer fulminanten Rally, die vor allem von Technologiewerten getragen wird. Die Aktienindizes des Landes haben ihre US-Pendants deutlich hinter sich gelassen, was vor allem auf die Stimulierungsmaßnahmen der Regierung und das KI-Modell des Start-ups DeepSeek zurückzuführen ist. Doch nun warnen die Strategen der Bank of America (BofA) war einer starken Korrektur an den chinesischen Aktienmärkten.
China-Aktien: BofA wanrt vor Korrektur
Wie Bloomberg berichtet, warnen die BofA-Strategen vor einer „baldiger“ Korrektur chinesischer Aktien. Die Aktienrally in China könnte „bald vor einer deutlichen Korrektur“ stehen, da sie Ähnlichkeiten mit dem Boom-and-Bust-Zyklus des Jahres 2015 aufweise, so die Strategen von BofA Securities.
Sowohl der Hang Seng China Enterprises Index als auch der MSCI China Index sind seit ihren Tiefstständen Mitte Januar um mindestens 30 Prozent gestiegen, was in etwa dem Tempo der Gewinne im Jahr 2015 entspricht, bevor der Markt zusammenbrach, schrieben die Strategen unter der Leitung von Winnie Wu in einer am Montag veröffentlichten Mitteilung. Nachdem der HSCEI-Index im Mai 2015 seinen Höchststand erreicht hatte, brach er bis Februar des darauffolgenden Jahres um fast 50 Prozent ein und hat diesen Höchststand noch nicht wieder erreicht.
„Es gibt einige grundlegende Ähnlichkeiten zwischen dem aktuellen Zyklus und dem vor zehn Jahren, mit dem wirtschaftlichen Gleichgewichtszyklus und dem politischen Zyklus“, schrieben die Strategen. “Dennoch könnte eine von mehreren Expansionen getriebene Rally anfällig sein.“
Die Vorsicht der BofA sticht aus einer Welle optimistischer Wetten heraus, die in diesem Jahr über die chinesischen Märkte hinweggefegt ist und weltweit überdurchschnittliche Gewinne erzielt hat. Die technologischen Fortschritte von DeepSeek und Pekings Entschlossenheit zur wirtschaftlichen Expansion haben zu einer Neubewertung chinesischer Aktien geführt. Zuvor haben globalen Fonds die Titel lange Zeit vernachlässigt. Auch der schwindende Glaube an den amerikanischen Exzeptionalismus hat die Anleger veranlasst, chinesische Aktien zu kaufen.

Aktienmärkte: Blasen im Tech-Sektor
Die Strategen beriefen sich auf ihre Investorenreise nach Shanghai und sagten, dass Long-only-Investoren auf dem Festland nervös werden, weil sie sich Sorgen über mangelnde Verbesserungen bei der Beschäftigung, Deflation und der Kreditnachfrage machen, während sie die Auswirkungen geopolitischer Spannungen übersehen. Einige Investoren sehen auch Blasen in einigen Technologiesektoren entstehen, so die BofA.
Der HSCEI-Index fiel am Mittwoch um bis zu 0,9 Prozent, bevor er einen Großteil seines Rückgangs wieder wettmachen konnte. Ähnlich entwickelte sich der MSCI China Index, der seit Jahresbeginn immer noch mehr als 23 Prozent im Plus liegt. Auch der viel beachtete Hongkonger Hang Seng Index liegt in diesem Jahr mit über 24 Prozent im Plus. Die Aufholjagd chinesischer Aktien gegenüber ihren US-Pendants ist in vollem Gange, nachdem die Aktienmärkte lange Zeit eine deutliche Underperformance aufwiesen.
Vielleicht ist der Anstieg aber auch etwas zu schnell erfolgt, so dass es zwischenzeitlich zu einer Korrektur kommen kann, auch ein kurzer und schneller Crash ist nicht ausgeschlossen. Allerdings sind China-Aktien trotz der massiven Rally im Vergleich zu ihren US-Pendants immer noch günstig bewertet, was die Aktienmärkte mittelfristig stützen sollte.
In einem Ausblick auf das Jahr 2025, der am 6. Januar – etwa eine Woche bevor DeepSeek die KI-Welt erschütterte – veröffentlicht wurde, erklärten Wu und ihre Kollegen, dass das Schlimmste der Herabstufungen und des Ausverkaufs chinesischer Aktien überstanden sei. In einem Bericht vom 27. September stellten sie fest, dass das Vertrauen der Anleger zwar gering sei, sie aber optimistischer in Bezug auf die Erholung seien. Der MSCI China stieg damals um weitere 13 %, bevor er am 7. Oktober seinen Höchststand erreichte.
FMW/Bloomberg
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