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China-Deal: Darum fallen die Rohstoffpreise trotzdem!

China-Deal - Xi Jinping und Donald Trump bei einem früheren Treffen

Am Ende hat kaum noch jemand geglaubt, dass Donald Trump vor der nächsten Präsidentschaftswahl einen Handelsvertrag mit China präsentieren könnte. Zu festgefahren schien die Lage und zu oft schon hatte Trump einen Durchbruch verkündet, der am Ende keiner war. Doch dieses Mal wurde am Ende ein Handelsvertrag unterzeichnet (hier dazu unser Kommentar), der u.a. den Kauf von Rohstoffen in den USA in Höhe von rund 100 Milliarden US-Dollar vorsieht. Und trotzdem fallen deren Preise nach Bekanntgabe des Deals. Was steckt dahinter?

Donald Trump gewann die Wahl 2016 nicht zuletzt deshalb, weil er vielen abgehängten Regionen versprach, sie wieder ganz groß herauszubringen. Kohle, Stahl, Agrarprodukte, all das wollte Trump wieder zu alter Blüte verhelfen. Viel wurde aus seinen vollmundigen Versprechen nicht. Trotz prohibitiv hohen Zöllen auf viele Metallimporte blickt die US-Stahlindustrie heute pessimistischer in die Zukunft als noch 2018. Es wurden sogar diverse Werksschließungen angekündigt. Auch der US-Kohleindustrie konnte Trump bis jetzt nicht helfen. Peabody, größter Kohleproduzent der Erde, kam kurz nach Trumps Wahl aus dem eigenen Insolvenzverfahren. Der Aktienkurs hat sich seit der erneuten Listung an der Börse geviertelt. Immer mehr institutionelle Anleger verzichten auf Investitionen in die Kohleindustrie. Zuletzt erst der größte Vermögensverwalter der Erde, Blackrock.

Die US-Farmer sind skeptisch, ob China tatsächlich mehr Waren kauft

Bleibt noch die Landwirtschaft, denen Trump den riesigen chinesischen Markt öffnen wollte. Tatsächlich ist China auf den Import landwirtschaftlicher Produkte angewiesen – und das nicht erst, seitdem die Schweinepest die chinesischen Schweinebestände dahinrafft. Doch im Rahmen des Handelskrieges errichtete China hohe Zollschranken, die den Import aus den USA unwirtschaftlich machen. Das soll sich nun ändern, zumindest für manche Agrarprodukte. China verpflichtete sich, in den kommenden zwei Jahren Agrarprodukte im Wert von 32 Milliarden US-Dollar zusätzlich aus den USA zu importieren. Angesichts der Tatsache, dass das Land 2017 nur Agrarprodukte im Wert von 7,5 Milliarden aus den USA importierte, ist das ein vergleichsweise riesiger Schritt für die US-Farmer. Doch der Markt ist skeptisch. Vor allem auch deshalb, weil ausgerechnet die Teile des Handelsabkommens geheim bleiben sollen, in denen aufgeschlüsselt wird, welche Warengruppen in welchem Umfang stärker nachgefragt werden sollen.

Das macht es beiden Seiten einfach, am Ende Erfolg zu vermelden, ohne dass irgendjemand nachvollziehen könnte, ob die Zielmarken überhaupt erreicht wurden. Die National Farmers Union glaubt bis jetzt nicht an den Erfolg von Trumps Brachial-Verhandlungstaktik: „In anbetracht der Vielzahl von Abkommen, die in den vergangenen zwei Jahren geschlossen und dann gebrochen wurden, sind wir skeptisch“. Die National Farmers Union spricht immerhin für die Hälfte aller familiengeführten bäuerlichen Betriebe in den USA. Solange keine konkreten Details veröffentlicht werden, sei die National Farmers Union skeptisch, ob die Erfolge den Handelskrieg wert waren. In der Konsequenz fielen heute die Notierungen vieler Agrarrohstoffe in den USA, getreu dem Motto „Buy the rumor, sell the news“.

Seltsam: Die USA wollen Rohstoffe exportieren, die sie selbst importieren müssen

Agrarrohstoffe sind natürlich nicht der einzige Bereich, den das Handelsabkommen umfasst. Und es ist auch nicht der einzige Bereich, der Zweifel an der Stichhaltigkeit hervorruft. Exportiert werden sollen auch Seltene Erden. Also ausgerechnet der Rohstoff, bei dem China bisher quasi ein Monopol zugeschrieben wurde. Und exportiert werden soll nicht etwa aus China in die USA, sondern in die umgekehrte Richtung. So soll künftig Scandium und Yttrium die USA Richtung China verlassen. Das sind zwei Seltene Erden, die vor allem in Rüstungsgütern verwendet werden. Dass die USA ausgerechnet diese Rohstoffe an einen Staat verkaufen sollen, der nach einer Analyse des US-Verteidigungsministeriums danach strebt, entscheidende Kernvorteile der US-Armee in operationeller und technischer Hinsicht aufzuholen, verwundert.

Und die Verwunderung wird noch größer, wenn Sie erfahren, dass im Jahr 2018 kein einziges Gramm Scandium in den USA gefördert wurde. Die Verwunderung steigert sich sicherlich noch, wenn Sie erfahren, dass die USA im Jahr 2018 nur 5% des Jahresverbrauchs von Yttrium aus eigener Förderung decken konnten. Die restlichen 95% mussten importiert werden. Wie sollen also die Exporte von Scandium und Yttrium nach China gesteigert werden, wenn die USA selbst 100% und 95% ihres Bedarfs importieren müssen? Scandium wird übrigens nur in China, der Ukraine und Russland gefördert. Das Beispiel der Seltenen Erden zeigt, dass China und die USA möglicherweise vor allem ein Handelsabkommen zusammenklöppelten, um aus dem Handelskrieg zu entkommen, und weniger, um die im Vertrag stehenden Waren tatsächlich umfangreicher zu handeln.



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