Asien

China: Der massive Anstieg der Inflation

Die Einschläge kommen näher: wird das Jahr 2017 das Jahr einer wiederkehrenden Inflation? Sieht man sich die heutigen Daten aus China an, deutet manches darauf hin: vor allem die Erzeugerpreise stiegen mit +5,5% deutlich stärker als erwartet - das war der größte Anstieg seit September 2011!

FMW-Redaktion

Die Einschläge kommen näher: wird das Jahr 2017 das Jahr einer wiederkehrenden Inflation? Sieht man sich die heutigen Daten aus China an, deutet manches darauf hin: vor allem die Erzeugerpreise stiegen mit +5,5% deutlich stärker als erwartet (Prognose war +4,6%) – das war der größte Anstieg seit September 2011! Dabei waren die Erzeugerpreise in China seit Anfang 2012 konstant negativ, noch Ende 2015 lagen sie bei -6% – erst mit Beginn 2016 drehten die Preise langsam wieder nach oben und erreichten im Herbst 2016 erstmals wieder positives Terrain.
Knapp unter der Erwartung dagegen die Verbraucherpreise mit +2,1% – vor allem weil die Witterung sehr warm war, was den Preisanstieg etwa bei Früchten und anderen Nahrungsmitteln dämpfte.

Einer der Faktoren für die stark gestiegenen Erzeugerpreise war sicher der schwache Yuan, der die Input-Kosten der Unternehmen erhöht hat – doch gibt es auch „hausgemachte“ Preissteigerungen, vor allem im Bereich „Mining“, also dem Abbau von Rohstoffen mit einem Anstieg von +21,1%, Materialien verteuerten sich um über 9%. Laut National Bureau of Statistics, das die Daten erhebt, sei auch der Abbau von Überkapazitäten, den Peking seit Monaten verstärkt vorangetrieben hat, für die Preissteigerungen verantwortlich.

Mit dem scharfen Anstieg der Erzeugerpreise aber wird die Notwendigkeit für den Abbau derartiger Überkapazitäten geringer. Mithin wird damit also der angestrebte Abbau der nach wie vor massiv vorhandenen Überkapazitäten etwa im Bereich Kohle und Bergbau wieder verschleppt.

Für Chinas Führung ist der Anstieg der Erzeugerpreise durchaus willkommen, wenn diese höher liegen als die Verbraucherpreise – erlaubt es doch vielen hoch verschuldetenn chinesischen (Staats-)Unternehmen den schrittweisen Abbau ihrer Verschuldung. Andererseits wäre die chinesische Notenbank bei einem Übergreifen der Preisanstiege von den Erzeugerpreisen zu den Verbaucherpreisen gezwungen, ihre Geldpolitik weiter zu straffen, sprich die Zinsen anzuheben (und damit den Yuan vor einem weiteren Abverkauf zu stützen). In der Vergangenheit war es meist nur eine Frage der Zeit, bis steigende Preise bei den Erzeugern dann auch auf die Verbraucher durchlugen:

Für Chinas Führung ist der Yuan nun ein zentraler Bestandteil der gesamten Geld- und Wirtschaftspolitik. Auffallend ist, dass Peking im Vorfeld der Amtsübernahme durch Donald Trump seine Strategie geändert hat. Sie reagiert auffallend weniger auf die Dollar-Bewegungen vom Vortag bei ihrem Yuan-Fixing – sie macht die Dollar-Bewegungen bei Anstiegen des Greenback weniger mit, fällt der Dollar dagegen, wertet sie den Yuan bei ihrem Fixing stärker auf. Dadurch vergrößert sie bei ihrem Onshore-Fixing den Abstand zum einigermaßen frei gehandelt Offshore-Yuan – und bringt damit vor allem Short-Positionen auf den Yuan am Offshore-Markt unter Druck, wohl um weitere Kapitalabflüsse zu vermeiden.

Gleichwohl mehren sich die Zeichen dafür, dass bald ein größerer Abwertungsschritt bevorsteht: das hatte gestern schon ein Berater der Notenbank gefordert, heute Nacht nun auch ein Wirtschaftsberater der Regierung:

Vermutlich wartet Peking auf die ersten Maßnahmen Trumps und entscheidet dann, ob sie zu einem solchen Schritt greifen muß – während sie in der Ziwschenzeit versucht, weitere Schlupflöcher für die Kapitalflucht zu stopfen, wie zuletzt bei Bitcoins geschehen, deren Preise massiv gefallen sind nach der vorherigen Rekordjagd.



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