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China: die Treibjagd erfaßt nun die Börsenaufseher

FMW-Redaktion

Nach den zahlreichen verhaftungen von Brokern in China war bekanntlich in der Vorwoche auch der „Warren Buffet Chinas“, Guo Guanchang, tagelang verschwunden, um dann wieder plötzlich aufzutauchen und mit den Behörden wegen seiner „persönlichen Angelegenheiten“ zu kooperieren (was damit gemeint ist, ist nach wie vor unklar). Das war der vorläufige Höhepunkt einer Suche nach angeblichen Verfehlungen, aber vor allem eine Suche nach den vermeintlich Schuldigen am Börsen-Crash im Sommer diesen Jahres in China. Über 200 Milliarden Dollar hat Peking inzwischen zur Stützung der Aktienmärkte ausgegeben – das ist auch für chinesische Verhältnisse kein Pappenstiel.

Im Fokus der Treibjagd standen dabei vorwiegend Broker-Unternehmen, die im Verdacht stehen, Margin-Angaben gefälscht zu haben, auch der Vorwurf des Insider-Handels steht im Raum. Im Zentrum der Untersuchungen steht dabei der Platzhirsch der Broker-Branche, Citric Securities. Zahlreiche hochrangige Manager des Unternehmens, das man als „Goldman Sachs Chinas“ bezeichnen könnte, wurden verhaftet – ohne wirklich genaue Angaben von Gründen.

Aber jetzt geht Peking noch einen Schritt weiter und erweitert den Kreis der Verfolgten auch auf staatliche Behörden. Im Fokus steht nämlich jetzt auch die Aufsichtsbehörde der Finanzmärkte in China, die China Securities Regulatory Commission, vergleichbar etwa mit der deutschen BaFin. Auch hier der Vorwurf: Mitglieder der Aufsichtsbehörde könnten sich oder ihre Freunde durch ihr Insiderwissen bereichert haben. So berichten Insider, dass Mitglieder der China Securities Regulatory Commission einer nach dem anderen in ein nahe der Aufsichtsbehörde liegendes Hotel geführt wurden. Sie sollten Auskunft geben über ihre Kenntisse der Vorgänge während des Crashs – und am besten gleich ein Geständnis ablegen. Peking vermutet, dass die Aufseher mit den Beaufsichtigen gelegentlich zum wechelseitigen Nutzen kooperiert hätten.

Die Mitglieder der China Securities Regulatory Commission dürfen das Land derzeit nicht verlassen, im höchsten Stock des Gebäudes der Aufsichtsbehörde wurde eine Hotline eingerichtet für anonyme Tips aus der Bevölkerung. Zwei leitende Mitarbeiter wurden bereits entlassen: sie haben angeblich die Pläne der Regierung „geleaked“, den Aktienmarkt durch Interventionen zu retten und damit einigen Privatleuten große Profite ermöglicht.

All das ist möglich, vermutlich sogar wahrscheinlich. Aber die Treibjagd hinterläßt einen üblen Beigeschmack, da die Verfahren alles andere als transparent sind. Eines aber ist sicher: in China herrscht ein Klima der Angst – vielleicht so stark wie seit Maos Zeiten und der sogenannten Kulturrevolution nicht mehr!



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1 Kommentar

  1. Hallo,
    ich finde eure Hintergrundinfos immer wieder aufschlussreich.

    Speziell zu diesem Thema:
    Man kann innerhalb eines korrupten Systems nicht wirklich die Korruption beseitigen. Das ist ein Paradox an sich.
    Und unfähige Führer brauchen immer mal wieder einen Sündenbock.
    Ich wünschte mir, die Welt wäre anders.
    Doch das ist ein frommer Weihnachtswunsch.

    Macht weiter so – Informationen tragen immerhin zur Bewusstwerdung bei.

    Michael

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