Anleihen

China: erster Zahlungsausfall eines staatlichen Unternehmens?

Von Markus Fugmann

Nachdem der chinesische Immobilienentwickler Kaisa gestern bekannt gegeben hatte, die fälligen Zinsen auf eine in Dollar notierende offshore-Anleihen nicht mehr bedienen zu können, scheint nun auch ein staatliches Unternehmen vor einem „default“ zu stehen. Baoding Tianwei Group Co., Teil der Firmengruppe China South Industries Group Corp., ließ in einem gestern veröffentlichten Statement verlauten, dass es „große Unsicherheit“ darüber gebe, heute fällige Zinsen für eine im April 2016 auslaufende Anleihe bedienen zu können. Man habe bislang nicht genügend Gelder zur Zahlung der Zinsen einsammeln können. Das Unternehmen aus dem Energiesektor hatte Anleihen auf dem onshore-Markt begeben – und könnte nun das erste staatliche Unternehmen sein, das auf dem heimischen onshore-Anleihemarkt einen „default“, also einen Zahlungsausfall, erleiden könnte.

Bislang waren – neben Kaisa – nur zwei private Firmen nicht in der Lage gewesen, die Zinsen für ihre Anleihen nicht zu bedienen: Cloud Live Technology Group Co. Anfang diesen Monats und Shanghai Chaori Solar Energy Science & Technology Co. im letzten Jahr. 91% aller in China ausgegebenen Unternehmensanleihen stammen von staatlichen Firmen – sollte Baoding Tianwei Group Co. nun tatsächlich die Zinsen nicht zahlen können, wäre damit ein Präzedenzfall geschaffen. Nun stellt sich die Frage, ob Peking interveniert – oder eben nicht.

Die Verschuldung der chinesischen Unternehmen ist so hoch wie in keinem anderen Land: sie liegt bei 14,2 Billionen Dollar, während US-Firmen „nur“ mit 13,1 Billionen Dollar verschuldet sind, wie aus Daten der Ratingagentur Standard & Poor’s hervorgeht (Stand Ende 2013).

In den nächsten beiden Jahren müssen chinesische Firmen hohe Volumina an auslaufenden Anleihen bedienen. Wie das geliehene Geld zurück gezahlt werden soll, wenn schon die Zinsen nicht bedient werden können, dürfte der Regierung in Peking erhebliche Sorgen bereiten.



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