Von Markus Fugmann
Das war eine faustdicke Negativ-Überraschung: die Exporte Chinas sind im Vergleich zum Vorjahresmonat um 15% eingebrochen, erwartet war ein Plus von 10% (!). Die Importe fielen mit -12,7% etwas mehr als erwartet (-12,0%). Damit ist die Handelsbilanz Chinas nur noch leicht positiv (3,088 Milliarden US-Dollar).
Während in den USA das schlechte Wetter als Grund für schwache Konjunkturdaten herhalten muss, hat China das Neujahrsfest als Grund für heftige Prognosverfehlungen: der Termin des Festes habe zu dem Einbruch geführt – nur war der Termin den Analysten, die mit einem Export-Plus von 10% gerechnet hatten, im Vorfeld ja durchaus bekannt. Am Mittwoch veröffentlicht China die Daten zum BIP des ersten Quartals – möglich, dass die 7%-Marke unterschritten wird. Doch dürfte Chinas Führung aus Gründen der Gesichtswahrung daran interessiert sein, die BIP-Zahl „konfuzianisch“ ausfallen zu lassen: nicht zu gut, aber auch nicht katastrophal schlecht. Daher dürfte die 7 wohl vor dem Komma stehen.
Die schwachen Export-Daten befeuerten die Aktienmärkte im Reich der Mitte: der Shanghai Composite stieg 2,23%, in Hongkong stiegen die Kurse um 2,02%. Stimulushoffnungen treiben die Aktienmärkte nach oben, zumal die chinesische Regulierungsbehörde heute verlautbaren ließ, dass Festlandschinesen von heute an nicht mehr nur ein einziges Konto zum Kauf von Festlands-Aktien (A-Shares) halten dürfen, sondern bis zu 20. In der Praxis hat das wenig Auswirkung, wichtig aber ist das Signal – die Regierung unterstützt den Aktienmarkt. Und so wird die Lücke zwischen ökonomischer Realität und dem Aktienmarkt immer größer. Dennoch: trotz der massiven Rally seit Sommer 2014 ist etwa das KGV des Shanghai Composite mit 15,7 noch deutlich geringer als beim amerikanischen S&P500 (17,2). Da Chinas Aktien sicher nicht mehr günstig sind, müssen US-Aktien wohl recht teuer sein..
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